Ein Iglu für zwei (German Edition)
abdrehen. Mir ist natürlich bewusst, dass sie es nicht länger als vierundzwanzig Stunden ertragen könnte, nichts mehr von mir zu erfahren. Aber ich muss mich doch darauf verlassen können, dass sie alles, was ich ihr anvertraue, „topsecret“ behandelt und nicht mit meinem Ex erörtert.
Leider will sie einfach nicht verstehen, dass ich keinen Mann brauche, allein um des Kindes willen. Dennoch habe ich mich von ihr zu einem Gespräch mit Phil überreden lassen, nur um endlich meine Ruhe zu haben. Fünf Tage können, wenn es unaufhörlich um das gleiche Thema geht, sehr lang sein.
Ich bin Phil schon diverse Male in den letzten Tagen begegnet. In einem so kleinen Nest lässt sich das partout nicht vermeiden. Aber mehr als zwei Worte habe ich bisher nicht mit ihm gewechselt. Das war eigentlich auch nicht meine Absicht. Bis heute. Falls ich meine Mutter auf diese Art endlich zum Schweigen bringen kann, dann bin ich bereit, dieses Opfer auf mich zu nehmen.
Ich habe Phil zu meinem Felsen bestellt. Jeder im Ort weiß, dass es mein Platz ist, an dem ich immer anzutreffen bin. Von hier aus habe ich alle meine Pläne geschmiedet. Die Entscheidung, nach New York zu gehen, reifte hier heran. Nun soll mein Stein Zeuge der nächsten Entscheidungsfindung sein. Nämlich ob mein Kind mit oder ohne Vater aufwachsen wird.
Gleichmütig sitze ich auf dem Felsvorsprung und warte auf Phil. Natürlich gehen die Uhren hier langsamer als woanders, trotzdem warte ich nun schon über eine Stunde. Könnte es sein, dass er es vergessen hat? Ich kann nicht leugnen, dass mir seine Unpünktlichkeit vortrefflich in den Kram passt. Habe ich doch nicht die geringste Lust auf eine Aussprache mit ihm. Was gibt es da auch noch zu reden? Nach so langer Zeit.
Ich nehme Schritte wahr, die sich langsam nähern. Mein Gott, was tu ich hier? Phil und ich, das ist vorbei. Niemals im Leben könnte ich mich wieder mit ihm einlassen. Das muss ich sofort klarstellen.
„Da komm ich wohl gerade noch rechtzeitig!“, höre ich eine Stimme hinter mir sagen. Entsetzt drehe ich mich um und sehe Danny auf mich zukommen. Aber das kann nicht sein! Woher weiß er ...? Was weiß er ...? Wie hat er mich gefunden? Fassungslos erhebe ich mich von meinem Stein und stehe so bewegungslos da wie ein Denkmal. Als Danny vor mir steht, packt er wütend meinen Arm.
„Verdammt noch mal, warum hast du mir nichts davon gesagt!? Ich kann es nicht fassen! Du bist schwanger von mir und reist einfach ohne ein Wort nach Grönland ab. Weshalb redest du nicht mit mir darüber? Verdammt! Ich will wissen, warum du es vor mir verheimlichen wolltest?“
Erstaunt über Dannys aufgebrachtes Verhalten, gepaart mit der Tatsache, hier auf ihn zu treffen, bleibt mir die Spucke weg. „Ich weiß nicht, warum du einfach wieder aus meinem Leben verschwunden bist“, setzt er seinen Monolog nun fort, „aber eines ist dir hoffentlich klar: Ich werde nicht zulassen, dass du meinem Kind irgendeinen dahergelaufenen Mann als Vater unterjubelst! Ich bin der Vater! Also wirst du auch mich heiraten!“
Die letzten Worte rütteln mich auf. Was bildet er sich ein? Ich werde doch keinen Mann heiraten, der mir bei der nächstbesten Gelegenheit wieder fremdgeht. Da hat er sich aber verkalkuliert.
„Wie kommst du darauf, dass ich dich heiraten möchte?“, entgegne ich ihm entrüstet.
Püh! Nur weil ich von ihm schwanger bin, braucht er sich nicht aufzuspielen wie Napoleon in der Schlacht bei Waterloo.
„Glaubst du etwa, ich nehme es einfach so hin, dass du dich von deiner Mutter mit deinem Ex verkuppeln lässt?“
„Woher weißt du das alles? Wie hast du mich überhaupt gefunden?“
„Verdammt, das spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle! Morgen wirst du mit mir zurück nach New York fliegen. Ich habe bereits alles organisiert.“
„Was fällt dir ein, einfach über meinen Kopf hinweg irgendwelche Entscheidungen für mich zu treffen! Ich denke nicht daran, mit dir irgendwohin zu fliegen. Ich bleibe hier! Und zwar so lange, wie es mir beliebt! Falls ich heiraten sollte, was überhaupt noch nicht feststeht, dann entscheide ich , wann und wen!“
Erbost schnappe ich mir meine Jacke, die noch auf dem Felsen liegt, und laufe davon. Mein Weg führt mich an den Booten vorbei über einen kleinen Hügel, hinter dem die Huskys meines Vaters in der Abendsonne liegen. Sie sind wahrscheinlich die einzigen, die sich über einen baldigen Wintereinbruch freuen werden, damit sie endlich wieder vor einen
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