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Ein Jahr - eine Chance

Ein Jahr - eine Chance

Titel: Ein Jahr - eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lenke
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weil ich den Hintergrund nicht weiß und wir vielleicht aneinander vorbeireden.“
    Madeleine sagte nichts und er musterte sie von der Seite.
    „Hat dein Vater etwas damit zu tun?“
    Nun lachte Madeleine leicht auf.
    „Nein, absolut nicht. Aber es war gestern schon erschreckend…“
    Mitten im Satz hielt sie inne und sah ihn mit großen Augen an.
    „Was? Madeleine? Was war so erschreckend und doch amüsant?“
    „Nichts weiter. Nichts Bestimmtes.“
    „Hat man dir schon gesagt, dass du nicht gut im Lügen bist?“
    Belustigt zuckten seine Mundwinkel.
    „Als ich nach Hause kam, stand mein Vater in meiner Küche an die Arbeitsplatte gelehnt. Mein erster Gedanke war, dass kurz du zuvor genauso am Schreibtisch gelehnt gestanden hattest. Unverkennbar du und mir wurde bewusst, wie…“
    Madeleine sprach immer langsamer und leiser,
    „…wie sehr mir das gefiel, mich an dich erinnerte und wie gefährlich du für mich werden könntest.“
    „Inwiefern gefährlich?“
    Hartnäckig bohrte er weiter, aber Madeleine wich seiner Frage erst einmal aus.
    „Ich habe mir dann vorgenommen, jeglichen näheren Kontakt mit dir zu meiden. Außerdem komme ich mir so gekauft vor. Das käme dann doch einer besser bezahlten Prostitution gleich und außerdem kann ich das sowieso nicht. Und um nicht Gefahr zu laufen, dich dadurch zu vergraulen, ist es wohl besser, auf Abstand zu bleiben. Reichlich Abstand am besten.“
    Einige Sekunden sah er sie nur irritiert an. Dann stand er auf und ging wieder in den Küchenbereich, um sein Glas aufzufüllen.
    Langsam kam er wieder zurück und sagte dabei: „Ich kann dir im Moment nicht ganz folgen, Madeleine. Worüber sprechen wir jetzt gerade genau?“
    „Das wir keinen Sex und so weiter haben dürfen.“
    Torben Crawford blieb neben dem Tisch stehen. Hatte er wirklich richtig gehört? Langsam ging er weiter und setzte sich direkt neben Madeleine.
    „Sex? Und so weiter?“
    Er lächelte leicht.
    „Kannst du mir das bitte genauer erklären? Abgesehen von der Problematik, dass du meinst, dass das der Prostitution gleichzusetzen sei, was ich nicht so sehe, verstehe ich es nicht.“
    „Wieso sollte das nicht der Prostitution gleich sein? Du bezahlst für Sex.“
    „Nein, ich bezahle dich für die Begleitung auf öffentlichen Veranstaltungen jeglicher Art. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich nicht mehr erwarte.“
    „Aber dass du es willst.“
    Torben Crawford holte tief Luft.
    „Ja, aber das ist etwas Anderes. Denn der Deal steht schließlich unter der Vorraussetzung, dass wir keinen haben. Prostitution wäre es dann, wenn ich dir zusätzlich Geld zahlen würde.“
    „Aber du gibst ein Haufen Geld für mich aus, jetzt willst du mir auch noch einen Laptop kaufen.“
    Sanft legte er seine Finger auf ihren Mund.
    „Aber nicht, weil ich als Gegenleistung von dir Sex verlange. Das ist etwas Anderes.“
    Leicht streichelte er mit den Fingern über ihre Lippen, bis er sie wieder wegnahm.
    „Was ist dein wirkliches Problem? Wieso Selbstschutz vor mir?“
    „Selbstschutz?“
    „Ja, vorhin sagtest du das. Also? Ich höre?“
    Wieder war er ihr ganz nah und Madeleine hatte Sorge, dass er ihr Herz hören könnte, das scheinbar immer schneller und lauter zu klopfen schien.
    „Du hast Angst. Ist es das?“
    Madeleine bewegte sich nicht.
    „Aber warum? Hast du so schlechte Erfahrungen gemacht?“
    Ihr Schlucken war eine Spur zu laut und Torben Crawford legte den Kopf ein wenig schief und musterte sie leicht.
    „Ich hatte noch keine Erfahrungen dergleichen.“
    Torben Crawford hielt die Luft an. Sag jetzt bloß nichts Falsches, schalt er sich selber in Gedanken und im gleichen Augenblick sprach Madeleine wie aus dem Maschinengewehr geschossen, ganz hektisch.
    „Meine Mutter starb, als ich zwölf war. Mein Vater kümmerte sich liebevoll um uns, aber er musste ja auch den ganzen Tag arbeiten. Ich habe mich viel um Pia gekümmert und immer mehr auch um den Haushalt. Ich habe in der Grundschule und der Oberstufe eine Klasse übersprungen und daher war ich immer älter als die Mitschüler in meinen Klassen. Ich war da stets das Küken. Später an der Uni war es anfangs nicht anders und dann habe ich mich so ins Studium und die Arbeit gestürzt, um eine möglichst kurze Studienzeit zu haben, dass ich kaum Freizeit hatte, und irgendwie habe ich dann den Zug verpasst.“
    Madeleine sprang auf und verschwand im Schlaftrakt. Torben Crawford ließ sich zurückfallen. Hatte sie ihm gerade gesagt, dass

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