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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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schaute ihn hochmütig an: „Wie kommst du denn auf die
Idee? Wir haben uns großartig unterhalten.“ Sie ließ ihn stehen und ging zu dem
größten Bild, um den Titel zu lesen: Mutter
Argentinien . Da lag ich ja gar nicht so daneben, dachte sie
befriedigt. Plötzlich roch sie einen bekannten Duft. Natürlich, Camilla war
neben sie getreten. „Sinnliche Kunst bekommt man hier geboten, nicht wahr, auch
wenn einem die Sinnlichkeit bei den ganzen Frackträgern vergehen kann.“ Sie
legte ganz leicht ihre Hand auf Emilys Unterarm und Emily konnte nicht
verhindern, dass sie sofort Gänsehaut bekam, was Camilla natürlich merken
musste. Jetzt war sie völlig verwirrt. Versuchte Camilla etwa mit ihr zu
flirten?
    Sie zog ihren Arm weg. „Ich finde die Bilder eher etwas
ordinär.“ Das stimmte natürlich nicht, aber sie musste sich doch von Camillas
Meinung abgrenzen.
    „Es macht Spaß, sich seiner eigenen Lust zu stellen“, sagte
Camilla und versuchte Emily intensiv in die Augen zu schauen. „Das Kleid steht
dir gut.“ Emily blickte sich suchend um, nickte Camilla etwas hilflos zu und
flüchtete sich zu Josue, bei dem sie Halt suchte. Gott sei Dank legte er ihr
den Arm um die Schultern, während er mit seinem etwas schludrig gekleideten und
unrasierten Gesprächspartner weiterdiskutierte. Emily fing einen rätselhaften
Blick Camillas auf und musste erst einmal tief ausatmen. Was war denn das? Eins
von Camillas Spielchen oder war sie tatsächlich bisexuell und fand sie, Emily,
attraktiv? Sie musste sich selbst eingestehen, dass sie Camillas körperliche
Nähe und auch ihr Geruch verunsicherten und zugegebenermaßen nicht kalt ließen.
Aber ehrlich gesagt fand sie ihr Leben jetzt schon kompliziert genug. Sie
schaute fragend zu Josue. Er schien aber völlig von dem Gespräch absorbiert zu
sein.
    Emily lauschte und hörte Gesprächsfetzen wie „frühe
Handschrift“, „ungewöhnliche Notation“, „Gast bei Thibaut“ und wusste, dass es
um ihr Geburtstagsgeschenk ging, das schon viel Diskussionsanlass für Josue
geboten hatte.
    Vielleicht war das der richtige Zeitpunkt, nach Franka zu
suchen. Sie fand sie mit den anderen Servierdamen schwatzend neben den
sterblichen Überresten des Fingerfood-Buffet. Emily schnappte sich ein
Krabben-Kanapee und einen geschwungenen Holzlöffel mit einer undefinierbaren
Creme und trat auf die jungen Frauen zu. „Hallo Franka“.
    „Hallo.“ Vermutlich hatte Franka ihren Namen vergessen. „Ich
bin’s, Emily aus der Soziologie“.
    „Klar, hab ich dich erkannt. Du siehst toll aus. Ich wusste
gar nicht, dass du zu diesen Kreisen gehörst.“
    „Gehöre ich auch nicht,
aber mein Freund, ich bin hier nur die Begleitdame. Wie geht’s deinem Baby? Wie
heißt er gleich noch?“
    „Philipp ist bei seinem Papa. Wir wechseln uns abends ab,
damit jeder mal jobben gehen kann. Er spielt in einer Band, ich gehe kellnern.“
    „Ich find’s toll, wie du das schaffst mit Kind und Studium.“
    „Ich schaffe es ehrlich gesagt nicht so richtig. Ich habe
schon überlegt, ob ich ein Semester aussetze, bis Linus ein Jahr alt ist und
sich dann in der Krippe vielleicht wohler fühlt.“
    Emily nickte. „Die Entscheidung ist nicht einfach, oder?“
Sie spürte, wie jemand ihr im Vorbeigehen über den Rücken strich, und schaute
sich um. Das musste Camilla gewesen sein. Was hatte sie nur vor? Emily nickte
Paul freundlich zu, der ihr zuprostete und schon einiges intus zu haben schien,
dem glückseligen Grinsen nach, das auf seinem Gesicht lag. Ob er wusste, was
seine Frau so alles trieb, offene Ehe hin oder her? „Entschuldige, was hast du
gerade gesagt?“, wandte sie sich wieder an Franka.
    „Hast du auch Kinder? Du bist ja schon ein bisschen älter,
oder?“
    Emily nickte. „Nein, keine eigenen. Aber mein Freund hat
zwei Kinder, sie sind vier und sieben.“
    „Ja, aber dann hast du doch Kinder, wenn dein Freund welche
hat.“
    Sie sah Franka nachdenklich an: „Ich fühle mich nicht so,
als wären das wirklich meine Kinder. Immer wenn es hart auf hart kommt, habe
ich nicht das Gefühl, dass ich in Entscheidungen, die sie betreffen, einbezogen
werde. Manchmal denke ich eher, ich bin wie eine Tante für sie oder bestenfalls
die ältere Schwester.“
    „Also, das könnte ich nicht.“
    „Ich weiß auch noch nicht, ob ich das dauerhaft kann, das
wird sich zeigen“, sagte Emily. „War nett mit dir geplaudert zu haben und ich
würde mich freuen, wenn du nächstes Semester wieder dabei

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