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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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ein.
    „Wäre das denn eine Patchwork-Familien, auch wenn Emily
keine Kinder hat?“, fragte ihre Mutter interessiert.
    Emily zuckte die Schultern. Natürlich wusste sie, welche
Probleme ihr Vater meinte, sie spürte sie tagtäglich, aber es passte ihr gar
nicht, dass er hier den Advocatus Diaboli gab.
    „Papa, du weißt, dass es überall Probleme gibt, nicht nur in
Patchwork-Familien“, versuchte sie ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    „Tochter, da stimme ich dir zu. Aber bei einer
Patchwork-Familie gehen alle mit einem größeren Rucksack an den Start, wenn du
weißt, was ich meine.“
    „Tja, dann muss die Liebe halt noch etwas größer sein als
normalerweise“, fauchte sie.
    Josue gab ihr wieder einen Kuss und flüsterte ihr ins Ohr:
„Ruhig Blut, er will uns nur ein wenig provozieren.“ Inzwischen waren die
Getränke gebracht und Josue hob sein Glas. „Auf eine gute Zukunft. Ich denke,
wir sind uns einig, dass Familien der Kitt der Gesellschaft sind, also auf neue
und auf alte Familien.“ Er zwinkerte Emily zu. Sie konnte es gar nicht leiden,
wenn er zwinkerte, das passte überhaupt nicht zu ihm.
    Sie hob ebenfalls ihr Glas und prostete allen zu. „Schön,
dass ihr in Heidelberg seid“, meinte sie ein wenig unaufrichtig, denn zumindest
ihren Vater hätte sie schon wieder an die ehrwürdige Freskenwand klatschen
können. Später wurde es dann harmonischer, als ihr Vater und Josue über
Orchesterwerke zu fachsimpeln begannen und Josue sich sichtlich freute, dass es
zumindest einen Musikinteressierten in ihrer Familie zu geben schien.
    Emily redete mit ihrer Mutter, die voller Pläne war, was sie
bei ihrer Rückkehr im Haus ändern wollte, um sich das Leben zu erleichtern.
Auch hatte sie vor, den Nähkurs wieder zu besuchen. „Und weißt du, was ich
schon immer mal machen wollte? Vielleicht wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt.
Ich wollte immer gerne Klavier spielen lernen. Das wäre sicher auch gut für die
Beweglichkeit meiner Gelenke.“
    Emily nickte. „Ja, prima,
mach das doch. Weißt du, es gibt auch gute elektrische Klaviere, die
sind leichter zu transportieren.“
    „Nein“, sagte ihre Mutter
entrüstet, „so ein Ding kommt mir nicht ins Haus. Ich werde übermorgen gleich
im Hamburger Klaviersalon anrufen und einen Beratungstermin vereinbaren.“ Emily
nickte ergeben. Sie wusste aus langjähriger Erfahrung, dass ihre Mutter die
Messlatte bei ihren Vorhaben so hoch hing, dass ihre Projekte deswegen nur
selten umgesetzt wurden, weil sie mit zu viel Aufwand verbunden waren. Aber das
war schließlich ihre Sache.
    „Und weißt du was?“, flüsterte ihre Mutter. Emily neigte ihr
das Ohr über den Tisch zu. „Ich konnte deinen Vater gestern überreden, dass er
wieder einige Tage in der Woche zu arbeiten anfängt. Ist das nicht toll?“
    „Puh.“ Emily seufzte erleichtert. „Ich glaube, das ist eine
gute Entscheidung“, flüsterte sie zurück.
    „Was flüstert ihr Weibsleute?“, fragte ihr Vater neugierig.
Ihre Mutter wedelte mit der Hand, als würde sie lästige Mücken verscheuchen.
    „Du weißt doch, Frauen müssen auch ihre Geheimnisse haben.“
Er schaute sie skeptisch an, was sie sich wohl schon wieder Neues ausgedacht
hatte. Aber sie küsste ihn auf die Wange und sagte beruhigend: „Nichts, was du
nicht schon wüsstest, mein Lieber.“
    Das Essen traf ein und wurde von allen Beteiligten in den
höchsten Tönen gelobt. Josue aß dann doch ein bisschen von Emilys Knödeln mit
Sauerbraten mit, so dass sie kaum satt wurde, aber sie teilte ja gern.
     
    Später brachte er sie nach Hause und küsste sie lange vor
der Tür. Einmal mehr schmolz sie dahin umfangen von seinen großen, warmen
Lippen. „Deine Eltern sind doch ganz sympathisch“, kommentierte er.
    „Ich bin froh, dass du dich von meinem Vater nicht hast
unterbuttern lassen.“
    „Ich glaube, er macht sich wirklich nur Sorgen um sein
einziges Töchterchen. Und das kann ich gut verstehen.“ Von der Warte aus hatte
sie es noch gar nicht gesehen.
    „Danke dass du dabei warst.“
    „Ist doch selbstverständlich“, sagte er und drückte sie ein
letztes Mal, bevor sie die Haustür öffnete und er sich zum Gehen wandte. Wie
gerne hätte sie gehabt, dass er auch gelegentlich bei ihr übernachtete, aber
das waren wohl die Patchwork-Probleme, die ihr Vater heute angedeutet hatte,
mit denen sie jetzt klarkommen musste.
     
     
     
     
     
     

14
     

Kunst in der Altstadt, gelungene Kässpätzle, Raubvögel
und ein

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