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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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klumpten sich deswegen so zusammen. Es klingelte.
Mist, sie war schon wieder zu spät dran. David kam in seiner unverkennbaren
Gangart die Treppe hoch. Er überreichte ihr ein paar Astern.
    „Woher wusstest du, dass ich Astern mag?“ Er zog eine
Augenbraue hoch. „Als ich die Blumen meines Gartens befragte, wer mit zu dir
möchte, haben sie am lautesten hier geschrien.“
    „Du hast einen Garten, ist ja toll?“
    Er nickte knapp, ohne weiter darauf einzugehen. Dann zog er
die Schuhe aus. In einem seiner Strümpfe prangte ein großes Loch. Sie, Emily,
hätte sich dafür jetzt entschuldigt. Er steuerte aber, als wären Löcher in
Strümpfen der Normalfall, die Küche an und guckte in den Topf, in dem ein paar
Teigklumpen schwammen. „Machst du Gnocchi?“
    „Nein, Spätzle“, murmelte sie kläglich.
    „Darf ich?“ Er nahm ihr das Brett aus der Hand, drehte die
Kochplatte auf drei, so dass das Wasser sprudelte, und schabte in einem
Affenzahn wohlgeformte, mindestens sieben Zentimeter lange Spätzle in das
kochende Wasser. Emily staunte nicht schlecht. Er konnte nicht nur Heidelberger
Geschichten erzählen, sondern auch Spätzle zubereiten, welch ein Mann.
    Beschämt ging sie den Tisch decken und schnitt die Zwiebeln
in halbe Ringe. Als sie sich schließlich an ihrem Tisch gegenübersaßen, mussten
sie beide lachen. Emily öffnete eine Flasche Wein und sie prosteten sich zu.
    „Hast du gewusst, dass ich ursprünglich ein Schwabe bin,
oder warum hast du Spätzle gemacht?“
    Emily schüttelte den Kopf „Woher hätte ich das wissen
sollen? Du sprichst kein Schwäbisch, oder?“
    „Hier nicht, fernab der Heimat, aber natürlich kann ich
schwäbisch schwätzen, da würdest du kein Wort verstehen. Schwäbische
Reisegruppen führe ich gerne auf Schwäbisch, das gibt immer ein extradickes
Trinkgeld.“ Er prostete ihr zu. „Danke für die Einladung und herzlich
willkommen im Club.“ Damit hatte er sie dezent wieder an ihr Thema erinnert.
Emily ließ sich die köstlichen Kässpätzle auf der Zunge zergehen und antwortete
mit vollem Mund: „Danke, dass du die Spätzle gerettet hast. Ich habe übrigens
nur eine Frage: Warum wurde Heidelberg im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört?
Dazu finde ich zu wenig stimmige Informationen in den Büchern.“
    „Na, wenn’s weiter nichts ist. Dann darf ich mich ja auf
einen kurzen Abend bei dir einstellen.“ Er lächelte mit seinen zwei
ausgeprägten Grübchen, die sie so mochte.
    Nachdem sie beide im wahrsten Sinne des Wortes genudelt
waren, schoben sie ihre Teller zurück und Emily zückte ihren Notizblock. David
nahm ihr sanft den Block aus der Hand und legte ihn beiseite. „Konzentrier dich
einfach auf wesentliche Stichworte, dann kannst du dir den Rest auch merken,
das ist viel effektiver.“ Seufzend ließ sich Emily auf das Experiment ein und
versuchte nicht an ihr Siebhirn zu denken.
    „Also, stimmt es, dass Heidelberg verschont wurde, weil die
Amerikaner diese Stadt schon immer liebten?“
    David wiegte den Kopf. „Ja und nein.“
    Eine halbe Stunde später hatte Emily verstanden, dass es
eigentlich einer Wolke, die zur rechten Zeit am richtigen Ort war, zu verdanken
war, dass Heidelberg heute noch mit seiner unversehrten Altstadt die Touristen
in Scharen anzog.
    Als David seine Zusammenfassung beendet hatte, schwiegen
beide. Emily goss Wein nach. David legte seine Beine auf den Stuhl zwischen
ihnen, auf dem auch Emilys Beine lagen. Er kraulte ein wenig ihren Fuß mit
seinem Zeh, der so munter durch das Loch im Strumpf ragte.
    Sie schaute David neugierig an. „Aber zurück zu dir. Jetzt
haben wir uns schon ein paar Mal getroffen und ich weiß kaum etwas von dir.
Erzähl doch mal, wie du so aufgewachsen bist?“ David zog abrupt seine Beine vom
Stuhl und versteifte sich von einer Sekunde auf die andere. Mit linkischen
Bewegungen stand der sonst so Geschmeidige auf und sagte förmlich: „Emily, ich
hoffe, ich konnte dir ein wenig behilflich sein, aber es ist spät, ich muss
jetzt nach Hause. Danke für das leckere Essen.“
    Emily zuckte die Schultern. „Du musst noch nicht gehen, wir
können uns auch über was anderes unterhalten.“ Aber sie merkte selbst, dass die
Stimmung im Eimer war.
     
    Am Wochenende war sie mit Josue und den Kinder verabredet.
Gemeinsam stellten sie sich am Samstagnachmittag in die kleine Schlange an der
Bergbahn. Flo war richtig aufgeregt und musste alles erforschen. Die gläserne
Absperrung hielt ihn zum Glück davon ab, sich auf die

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