Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
Augenlid zuckte wie
immer, wenn er nervös war, es aber nicht zeigen wollte.
„Schau, ich muss darüber nachdenken. Für mich wäre es eine
so große Veränderung, dass ich mir da gerne ganz sicher wäre. Und das bin ich
mir bei uns eben noch nicht. Was ist denn jetzt mit Camilla?“, fügte sie mutig
hinzu.
„Vergiss Camilla“, sagte er heftig. „Es geht hier um mich
und dich und die Kinder. Camilla hat damit nichts zu tun.“
„Ich glaube schon“, sagte Emily jetzt auch etwas heftiger.
„Weißt du eigentlich, dass sich Lizzy wünscht, dass Camilla ihre neue Mutter
wird?“
Mit vor Schreck aufgerissenen Augen schüttelte er den Kopf.
Dann stützte er den Kopf in die Hände, dass seine Haare fast im Rotwein hingen.
„Sie hat sich rührend um sie gekümmert, als Kathleen
gestorben war. Aber sie kommt und sie geht, wie sie will. Wenn ich recht drüber
nachdenke, hat sie Lizzy auch immer wieder Versprechungen gemacht und sie dann
hängen lassen. Arme Lizzy.“ Jetzt stiegen ihm sogar Tränen in die Augen. Dann
sah er sie an. „Und arme Emily. Jetzt verstehe ich auch, warum sie es dir von
Anfang an so schwer gemacht hat. Da hast du auch schon einiges ausgehalten!“
Er beugte sich spontan
über den Tisch und küsste sie zärtlich. „Emily. Wegen Camilla brauchst du dir
keine Sorgen zu machen. Wenn du keine offene Partnerschaft möchtest, dann werde
ich meine gelegentlichen Treffen mit Camilla einstellen.“ Ein wenig bedauernd
sah er schon aus, dachte Emily. Und sie wollte gar nicht so genau darüber
nachdenken, dass er anscheinend seit Beginn ihrer Beziehung immer noch Treffen
mit Camilla hatte.
Sie richtete sich zu ihrer vollen Sitzgröße auf. „Ich will
keine offene Partnerschaft. Da bin ich ganz altmodisch. Wenn du mit Camilla
einfach so befreundet bleiben willst, werde ich das verkraften, obwohl ich
denke, dass sie eine gefährliche Frau ist, die ihr komplettes Umfeld um den
Finger wickelt.“ Emily nahm seine Hand. „Und ich finde es absolut überfällig,
dass du mit Lizzy sprichst und ihr klarmachst, dass Camilla niemals ihre neue
Mutter sein wird.“ Sie überlegte einen Moment. „Das Problem ist, wenn ich bei
euch einziehe – selbst wenn es jetzt eine pragmatische Lösung wäre –, dass ich
dann den Kindern auch Hoffnungen machen würde. Lizzy fände das voraussichtlich
gar nicht gut, aber Flo würde mich vielleicht ganz gern als neue Mutter haben
wollen.“ Sie lächelte unsicher.
Josue schaute sie lange an. „Wäre das für dich gar nicht
denkbar?“
Emily zuckte unsicher die Schultern. „Es geht alles so schnell.
Sicher wäre es für mich nicht abwegig. Aber ich weiß nicht, ob ich der
Verantwortung schon gewachsen bin.“
„Emily, ich habe dich in den letzten Monaten richtig ins
Herz geschlossen. Und ich kenne da jemanden, dem es am Anfang nicht schnell
genug gehen konnte.“ Schon wieder zwinkerte er ihr so komisch zu.
„Ja, ich weiß. Inzwischen sehe ich allerdings auch klarer,
was da alles dranhängt.“
„So, so“, sagte er nur ironisch.
Emily ließ die Schulter hängen. „Ich glaube, bei so
wichtigen Entscheidungen muss man doch ehrlich sein, alles andere bringt
nichts, und nur das versuche ich gerade.“
Er schaute sie an. Es schien, als wäre eine unsichtbare Wand
zwischen ihnen heruntergefahren.
„Überleg nicht zu lange. Ich denke, ich muss ansonsten bald
handeln und eine andere Lösung suchen.“
Emily konnte ihr Unbehagen nicht wegsperren. Es pochte immer
wieder von innen an ihre Bauchwand. „Lösung“ hatte er gesagt. War sie eine
Lösung oder eine Gefährtin, was denn nun?
Beide schauten dann nachdenklich vor sich hin und
verabschiedeten sich auch bald darauf.
„Grüße an die Kinder“, sagte Emily noch, als sie alleine in
Richtung ihres Zuhauses davonstöckelte.
„Wir telefonieren,“ rief er ihr nach. Sie winkte noch einmal
und war heilfroh, dass sie in ihr eigenes Zimmer zurückkehren konnte.
Emily hatte sich endlich getraut, Davids Geheimnummer zu
wählen. Schließlich war es eine Art Notfall, wenn er ihr helfen musste bei dem
Countdown vor ihrer ersten Stadtführung. Sie hatte ihn zum Essen eingeladen,
denn sie wusste, dass er immer essen konnte, und nun schabte sie Spätzle – zum
ersten Mal in ihrem Leben. Sie wusste nicht genau, ob er Vegetarier war,
deswegen wollte sie auf der sicheren Seite sein. Aber das mit den Spätzle
klappte gar nicht. Vielleicht wussten die, dass sie als Norddeutsche ihnen eher
skeptisch gegenüberstand und
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