Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
Vom Netzwerk:
Gleise zu stürzen. Josue
schien ganz guter Stimmung zu sein. Emily ertappte sich dabei, wie sie schon
fast ängstlich seine Stimmungen einzuschätzen begann und sich nur dann
entspannte, wenn er auch einigermaßen entspannt wirkte. Lizzy hatte eine große
Handtasche voller Barbies dabei, die sie Emily bereits vorgeführt hatte. Da gab
es sogar eine Opernsängerin.
    „Sie sieht aber ganz anders aus als Mami. Mami war noch viel
schöner.“
    Emily hatte genickt: „Ja, das denke ich mir. Das hat sie ja
auch an dich vererbt.“ Immerhin, es versetzte ihr nicht mehr jedes Mal einen
Stich, wenn Lizzy von ihrer Mutter sprach.
    Josue schaute sie von der
Seite an. „Du siehst heute auch besonders bezaubernd aus.“ Emily hatte sich
zwei Rattenschwänze gebunden und hätte nicht gedacht, dass das Josues Geschmack
traf. Sie lächelte ihn an. „Danke, der Herr. Ich dachte, ich gehe heute als
komischer Vogel.“ Schließlich waren sie auf dem Weg zur Greifvogelwarte. Emily
wusste nicht so recht, was sie da erwartete, aber sie hatte ein wenig Angst vor
zu großen Vögeln, die zu nah an ihr vorbeiflogen. Josue umfasste ihre Schulter,
doch Emily stürzte in dem Moment nach vorne, um Flo daran zu hindern, Steine in
den Fahrbereich zu werfen, woher er die auch immer hatte.
    „Florian, kannst du jetzt einfach mal bei uns stehen
bleiben, ohne ständig herumzuzappeln“, schnauzte ihn Josue an. Flo bekam rote
Ohren und stellte sich zu Lizzy, wobei er vor lauter Verlegenheit interessiert
ihre Barbies betrachtete.
    „Entschuldige, wo waren wir stehengeblieben?“
    „Bei den komischen Vögeln. Wir sollten Flo oben festhalten,
sonst versucht er sie vielleicht noch zu streicheln und die tagblinden Viecher
denken, seine Hand wäre eine Maus oder so“, versuchte Emily, die Stimmung zu
glätten.
    Josue ging darauf ein. „Jedenfalls freue ich mich, dass du
mitkommst. Vielleicht können wir auf der Molkenkur nachher noch einen Kaffee
trinken. Du bist sicher ziemlich erschöpft von der Arbeit.“
    Emily nickte. Er konnte das ruhig wissen, denn die Arbeit im
Seniorenheim war sowohl körperlich als auch psychisch richtig anstrengend. Aber
Frau Reichenstein war so reizend gewesen, als sie Emily unbedingt eines ihrer
Ballkleider schenken wollte, die mottenzerlöchert in ihrem Schrank besseren
Tagen hinterhertrauerten. Und mit Bohni hatte sie eine kleine Botschaft für den
Oberwachtmeister ausgeheckt und unter der Tür durchgeschoben, auf der in
Großbuchstaben stand: WIR ERWARTEN SIE UM 15.00 UHR ZUM KAFFEETRINKEN IM
AUFENTHALTSRAUM. BITTE BRINGEN SIE DAS LÖSEGELD MIT. In der Tat, die Arbeit war
anstrengend, aber auch sehr erfüllend.
    Jetzt hatte sie Josue gar nicht zugehört. Er schaute sie
fragend an.
    „Äh, was hast du gerade gesagt? Ich war in Gedanken noch bei
der Arbeit, stell dir vor, heute wollte eine der alten Damen mir sogar ein
Ballkleid vermachen.“
    „Ich habe gesagt, ich fände es gut, wenn du da nicht mehr
arbeiten müsstest. Wir könnten dann am Wochenende viel mehr Zeit zusammen
verbringen.“
    „Tja, manchmal denke ich auch, es ist zu viel. Vielleicht
könnte ich bald nur noch den Samstag arbeiten, dann hätte ich den Sonntag frei
nur für euch.“
    Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Das wäre schön, so
lange, bis wir eine richtige Lösung gefunden haben. Und wie läuft es mit deinen
Stadtführungsvorbereitungen?“
    Jetzt kam die Bahn und sie wurden mit den anderen nach vorne
gedrückt. Emily hielt Flo fest an der Hand. Eigenartigerweise hatte sie Josue
noch nie etwas von David erzählt. Vielleicht wäre jetzt der Augenblick, es zu
tun, bevor es immer schwieriger wurde. Sie wusste selbst nicht, warum sie
schwer über ihn sprechen konnte. Vielleicht war es Josues Art, andersdenkende
und andersartige Menschen gelegentlich herabzuwürdigen. Und sie wollte nicht,
dass jemand David, wenn auch nur mit Worten, schlechtmachte. Er war ein ganz
besonderer, ein wenig rätselhafter Mensch.
    Sie setzten sich in die moderne Bahn mit den
Panoramafenstern.
    Josue hatte seine Frage über der Unterbrechung nicht
vergessen.„Kommst du weiter, denn bald ist es ja so weit, oder?“
    Sie nickte und schon allein beim Gedanken an ihre erste
Führung tanzten einige Murmeltiere in ihrem Bauch Salsa oder war es Merengue?
    „Ich habe einen Bekannten, der ist auch Stadtführer. Mit dem
konnte ich letzte Woche nochmal einige Fragen klären“, sagte sie möglichst
beiläufig.
    Josue schaute sie aufmerksam an. „Von dem hast du mir

Weitere Kostenlose Bücher