Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
auch nicht gerade
viel bieten in letzter Zeit. Vermutlich hast du normal reagiert.“ Nach einer
Weile schob er hinterher: „Natürlich hatte ich gehofft, dass das nicht
passiert“. Also hatte sie ihn doch enttäuscht.
„Josue, es tut mir aufrichtig leid.“ Ihre Stimme erstarb.
„Ich verspreche dir, dass das nie wieder vorkommen wird.“
Er zuckte die Schultern. „Stell dir einfach vor, wir sind
jetzt quitt.“ Spielte er auf sein Verhalten mit Camilla an, oder war da noch
etwas? Emily traute sich nicht zu fragen.
„Und vielleicht sollten wir doch über die Möglichkeit einer
offenen Ehe nachdenken, was meinst du?“
Emily schrie innerlich: Nein, nein, nein!, und antwortete:
„So blöd das in dieser Situation klingt. Das kommt für mich wirklich nicht in
Frage, Josue.“
„Warum nicht? Hast du moralische Bedenken? So etwas
geschieht doch meistens sehr diskret.“ Sie dachte kurz darüber nach, ob das wirklich
Skrupel waren wegen ihrer konservativen Erziehung. Wie wäre es denn, den
unorthodoxen David als Liebhaber, gleichsam als Muse zu haben und den
repräsentativen Josue als Ehemann? Vielleicht gar nicht so schlecht, kicherte
sie bei sich. Doch ihr Bauch wehrte sich vehement. „Nein, das ist es nicht. Ich
mag dich mit niemandem teilen. Ich will dich ganz mit Haut und Haar. Und in
guten und in schlechten Tagen.“
„Gut, dann belassen wir es dabei, nur wir beide – und die
Kinder.“ Er sah sie an. „Darf ich dich jetzt endlich küssen?“
Sie setzte sich auf seinen Schoß. Er liebkoste ihr Gesicht,
ihren Hals, ihre Brüste durch den dünnen Strickpulli hindurch. Dann küsste er
sie in einem langen Kuss. Sie gab sich ganz der Wärme seines Mundes hin und
ihre Zungen tanzten zusammen wie beim ersten Mal. Schon wieder merkte sie, wie
ein Begehren in ihr aufstieg. Auch Josue schien der Kuss erwärmt zu haben. Er
hob sie spielend auf und trug sie ins Schlafzimmer. Auf dem Weg dorthin dachte
Emily noch kurz: Das kann nicht sein. Das ist hier viel zu glimpflich
abgelaufen. Doch inzwischen beherrschte sie ja schon die Strategie, den
geistigen Vorhang zuzuziehen und sich auf die Empfindungen ihres Körpers zu
konzentrieren.
Schon hatte Josue sie ausgezogen. Er spreizte ihre Beine. Gut,
dass ich vorhin geduscht habe, dachte Emily noch, bevor sie sich den
wunderbaren Empfindungen hingab, die seine Zunge bei ihr auslösten.
Zwischendrin schaute er hoch und fragte leise. „Hat er das auch mit dir
gemacht?“
Emily schüttelte den Kopf. Befriedigt tauchte er wieder ab.
Emily dachte lächelnd an Anna, die so ausdrucksvoll „Männer“ sagen konnte, dass
alles gesagt war. Als sie Josue zu sich zog und ihn ihrerseits von oben bis
unten zu küssen begann, fragte sie sich verwundert: Bin ich das, die mit zwei
verschiedenen Männern hintereinander schlafen kann?
Josue war nun ebenfalls so erregt, dass er in sie eindringen
wollte. Emily griff noch schnell in den Nachttisch, um ihm ein Kondom
überzuziehen. Nur falls es doch klappen sollte ... Dann krallte sie sich an
seinem Rücken fest und gemeinsam bewegten sie sich rhythmisch. Emily genoss die
Wellen, die aus ihrem Unterleib aufstiegen, und dachte: Alles wird gut mit so
einem großen, starken Mann in mir und an meiner Seite. Josue kam mit einem
unterdrückten Schluchzen. Emily kam nicht, denn in dem Moment ging die Tür auf
und Flo kam.
„Papa, kann ich bei dir schlafen?“ Josue rollte sich schnell
von Emily herunter und versuchte sich hektisch ein T-Shirt überzuziehen.
Emily sagte schläfrig: „Komm her, kleiner Mann.“
Er legte sich neben sie. „Du bist ja ganz nackig. Das fühlt
sich gut an.“
Sie deckte ihn zu und drehte sich zu Josue. Kichernd
flüsterte sie. „Ganz der Papa“.
Josue legte einen Arm um sie. „Es war schön, nicht wahr?“
Sie hörte den Stolz in seiner Stimme.
„Ja, das war es“, seufzte sie. Wenn ich nicht gestern etwas
viel Schöneres erlebt hätte, wäre ich heute im siebten Himmel. Wie blöd kann
man eigentlich sein, war ihr letzter Gedanke. Dann schlief sie von zwei Männern
eingerahmt ein.
19
Der vergnügliche Stadtbummel, Plätzchenbacken und
keine große Hochzeit
Sie parkte das Auto von Frieda Vogel in der
Tiefgarage an der Bergbahn. Heute hatten sie einen großen Ausflug geplant. Frau
Vogel ging es nicht so gut. Sie hatte aber darauf bestanden, dass sie gerne in
die Stadt fahren wollte, um zu bummeln und die aktuelle Ausstellung in der
Kunsthalle zu sehen. Emily fand es beeindruckend,
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