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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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trunkenen Nebel der Oktobersonne aus der Wiese
aufsteigen. Sie fühlte sich so erholt wie schon lange nicht mehr, trotz der
kleinen Stiche in ihrer Schläfe, die wohl dem Wein zuzuschreiben waren.
Neugierig schaute sie sich um. Im Tageslicht wirkte alles, was das Kaminfeuer
in gnädiges Licht getaucht hatte, schäbig und ärmlich. Aber es war sauber und
sie vergrub ihre Nase noch einmal ganz tief in die Heumatratze. Dann kamen so
langsam die Bruchstücke des Abends zurück. Der Vorhang war zurückgeschoben und
der Ansturm begann: Was hast du dir dabei nur gedacht? Wie konntest du nur – in
deiner Situation? Du siehst doch, dass er ein Herumtreiber ist. Und jetzt? Wie
soll das alles weitergehen? Du hältst wirklich gar nichts aus. Schon beim
ersten Streit wirfst du dich einem anderen Mann an den Hals. Und so ging es
weiter, bis Emily wild den Kopf schüttelte, um das Gedankenkarussell zum
Stillstand zu bringen.
    Da öffnete sich die Tür mit einem Quietschen und Davids
Silhouette wurde im Gegenlicht sichtbar. Er füllte den Türrahmen ganz aus und
Emily fand, es hatte etwas Bedrohliches, wie er so dastand. Dann trat er ein
und kniete vor der Bettstatt nieder. Er nahm sie in den Arm und küsste sie
zärtlich. Emily versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, sie schmeckte sicher
wie ein Triceratops, nach so viel Alkohol und ohne am Abend Zähne geputzt zu
haben. „Guten Morgen. Darf ich mal deine Zahnbürste benutzen?“, fragte sie
kläglich. Sie suchte ihren Pulli und die alte Unterhose, um nicht nackt an
David vorbeilaufen zu müssen. Plötzlich fühlte sie sich ganz befangen.
    „Da gibt es sogar noch eine Besuchszahnbürste, die grüne,
rechts im Regal.“ Besuchszahnbürste? Die Zahnbürste mit fremden Menschen
teilen? Dann doch lieber mit David. Aber im Bad entdeckte sie eine frisch
verpackte, grüne Zahnbürste und riss mit einem Gefühl der Dankbarkeit die
Verpackung auf. Sie goss etwas Wasser in die Waschschüssel, putzte sich die
Zähne und wusch sich behelfsmäßig, wobei sie das ganze Bad vertropfte. Dann fuhr
sie sich mit Davids Bürste durch die Haare und musterte ihre verquollenen Augen
im Spiegel, der einige blinde Flecken hatte. Ganz wie ich, dachte sie und
folgte dem Kaffeeduft, der aus dem kleinen Zimmer nebenan aufstieg. David
lächelte sie an, seine Augen blitzten ein wenig unsicher. „Hast du Hunger?“
    Emily nickte.
    „Es gibt nicht viel, aber ich habe Brötchen geholt.“
    Ein uralter Espressotopf stand auf dem Ofen, in dem erneut
ein munteres Feuer prasselte. David schüttete den kalten Pfefferminztee vor die
Hütte und goss ihnen beiden das dunkle Gebräu ein. Sogar an Milch hatte er
gedacht. Emily hatte nirgendwo einen Kühlschrank gesehen, aber bei den
Außentemperaturen brauchte man den auch nicht. Sie zog ihre Jeans und die
Socken über und setzte sich vorsichtig an den kleinen Tisch. „Danke, du
verwöhnst mich richtig.“
    Er nahm ihre Hand mit der einen Hand, mit der anderen Hand
streichelte er ihre Wange. Dabei sah er sie wieder mit diesem besonderen Blick
an. „Ich danke dir für diesen wundervollen Abend und die unbeschreibliche
Nacht.“
    Emily wurde verlegen. „Ja, es war traumhaft“, stammelte sie.
Gleichzeitig musste sie aber mit der Fliegenklatsche schon wieder die ersten
lästigen Gedanken im Zaum halten. „Allerdings weiß ich nicht, was in mich
gefahren ist.“
    Er sah sie fragend an. Sie biss in ein Brötchen, eine
scharfe Kruste bohrte sich in ihr Zahnfleisch. „Ich ..., wir ..., also, ich
glaube, wir hätten das nicht tun sollen.“
    „Das finde ich nicht, es hat sich genau richtig angefühlt.
Ich denke, das hast du auch gemerkt, oder?“
    Emily nickte widerwillig. „Das ist ja das Komische. Aber du
weißt, ich bin verlobt. Da gibt es drei, die auf mich warten.“ Davids Schultern
sackten ein Stück nach unten. „Du weißt, dass sich auch große Entscheidungen
widerrufen lassen.“
    Emily sah sich unbewusst um. David folgte ihrem Blick.
„Reichtum und Berühmtheit kann ich dir nicht gerade anbieten“, sagte er leise, 
„aber ich bin mir auch nicht sicher, ob dein Josue das kann.“
    Emily spürte einen Stich,
vielleicht bei den Worten „dein Josue“ oder weil sie wusste, dass David
recht hatte. Und überhaupt, das war es ja wohl nicht, worum es hier ging.
    Sie straffte sich. „Ich bin eine Verpflichtung eingegangen.“
Und fast unhörbar fuhr sie fort: „Ich liebe ihn.“ Sie hatte in dem Moment keine
Ahnung, ob das stimmte.
    Nun nahm David ihre beiden

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