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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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heiße Wasser umschloss ihre Füße wie ein festes Band. Sie
setzte sich in die altmodische Wanne mit den Löwenfüßen. Dann wusch sie sich
das Gesicht und tauchte ganz unter. Das Wasser spülte über ihren Schmerz, ohne
ihn wegwaschen zu können. Unter Wasser rauschte und brauste es, dass sie keinen
klaren Gedanken mehr fassen konnte. Am liebsten wäre sie hier unten geblieben.
Aber Ruth zog ihren Kopf vorsichtig aus dem Wasser und legte ihr ein Handtuch
in den Nacken, dass sie es bequem hatte.
    „Ihr seid so lieb zu mir“, weinte Emily. „Was würde ich denn
nur ohne euch tun?“
    „An der Straßenecke stehen und dir die Füße abfrieren“,
brummte Ruth. „Hier ist dein Tee.“ Emily nahm die heiße Tasse, aus der es
wunderbar nach Nelken und Kardamom duftete. Das Wasser umspielte ihren Körper,
dass sich alles gleich leichter anfühlte. Hier würde sie für immer bleiben.
    „Willst du erzählen, was passiert ist?“, fragte Ruth.
    Emily nickte. „Das muss ich, sonst platze ich, glaub ich.“
    Ruth machte es sich auf einem hölzernen Schemel bequem und
streckte ihre Füße ebenfalls in die Badewanne. Emily erzählte, was sie heute
Abend mitgehört hatte. Ein heftiges Schluchzen ließ sie ab und zu innehalten,
aber dann ging es doch wieder.
    Als sie alles erzählt hatte, fragte sie: „Ist es nicht
schrecklich, wenn auf einmal das Leben zusammenbricht?“ Sie tauchte erneut mit
dem ganzen Körper ab. Doch sie war viel zu neugierig, was Ruth sagen würde,
also kam sie bald wieder hoch.
    „Emily, es hört sich hart an. Aber ein bisschen was in der
Richtung haben wir uns gedacht.“
    „Wie, was? Und ihr habt nichts gesagt?“
    „Na ja, einmal habe
ich’s ja versucht, erinnerst du dich? Aber du warst so überzeugt von dir, von
euch.“ Sie schwieg. „Man hat es von außen gesehen, dass du ihn viel mehr
geliebt hast als er dich.“
    „Hat man, ja? Das ist ja toll!“ Emily dachte, wie viele
Leute das wohl gesehen hatten, und niemand hatte etwas gesagt. Würde sie in so
einem Fall etwas sagen? Vermutlich auch nicht. Das musste schon jeder für sich
selbst rausfinden. Tja, das hatte sie jetzt. Immerhin. Gabriel klopfte und Ruth
nahm ihm eine große Tafel Schokolade ab.
    „Emi, hau rein. Das hilft.“
    „Nein, das ist lieb, aber ich kann grad nicht. Meine Kehle
ist so eng, da würde sie nicht runterrutschen. Aber vielleicht kann ich sie ja
mitnehmen, wenn ich jemals wieder diese Wanne verlassen werde. Nur so für den
Fall?“
    Ruth nickte. „Aber sicher.“
    Wäre nicht alles so furchtbar gewesen, hätte sich Emily
richtig wohlgefühlt, in dem kleinen gemütlichen Bad mit Ruth wie in alten
Zeiten. Es tat gut, Freunde zu haben.
    Emily kam nachts in ihre Wohnung. Sie hatte nicht bei Ruth
und Gabriel übernachten wollen, da war es sowieso so eng und überhaupt konnte
sie jetzt kein Pärchengekuschel ertragen, da hatte Gabriel sie heimbegleitet.
Sie freute sich so, ihr Zimmer und vor allen Dingen ihr Bett wiederzusehen. Wie
gut, dass sie Thorsten noch nicht gekündigt hatte, wozu Josue sie immer wieder
gedrängt hatte. Das Bett war noch zerwühlt von ihrem morgendlichen Blitzstart.
Sie machte sich eine Wärmflasche und verkroch sich erneut unter der Bettdecke.
Sie wünschte, sie wäre ein Maulwurf, der Winterschlaf halten würde, und im
Frühling wäre alles wieder gut.
    Ihr Handy klingelte. Um diese Zeit? Das konnte nur Josue
sein. Irgendwann würde sie mit ihm sprechen müssen, aber sicher nicht jetzt.
Sie drückte das Klingeln weg und versuchte sich zu entspannen. Sofort tauchten
die romantischen Traumbilder auf, in denen Josue stets brav seine ihm
zugewiesene Rolle ausgeübt hatte. Da er von ihnen nichts wusste, hatte er sich
wohl im wahren Leben auch nicht an sie halten können. Ach Emily, hör auf, dir
etwas vorzumachen. Sie holte ihre Kopfhörer und stellte leise Musik ein. Nach
kurzer Zeit zog sie die Stöpsel wieder aus dem Ohr, weil die sanften Streicher
sie an Josue erinnerten. Sie wälzte sich einige Zeit in der Dunkelheit hin und
her, wie ein Hund, der seinen Schlafplatz vorbereitet. Aber an Schlaf war nicht
zu denken. Jetzt hätte sich Emily einen Fernseher gewünscht. Vielleicht war
Thorsten ja nicht da? Sie schlich barfuß über die alten Holzdielen zu Thorstens
Tür und öffnete sie vorsichtig. Tatsächlich, er schien nicht da zu sein. Sie
holte ein Päckchen Taschentücher, eine Flasche Rotwein, die riesige Tafel
Schokolade und ihre Bettdecke und machte es sich auf seinem Futon bequem.
Nachts

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