Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
Vom Netzwerk:
vorbei wie immer,
meine Kleine.“
    Seine Kleine konnte er sich bald sonst wohin stecken, wenn
er so weitermachte.
    „Ich bin gespannt auf deine Erklärung“, schob sie noch
hinterher und drückte ihn weg.
     
    Die Nacht hatte sie unruhig geschlafen, immer wieder trat
Camilla in ihre Träume, winkte ihr huldvoll zu und berührte Josue ganz diskret
am Arm, am Allerwertesten, wo auch immer. Josue, der Held ihrer Träume,
lächelte indifferent und sagte immer wieder: „Emily, meine Kleine, reg dich
doch nicht auf. Das ist alles ganz normal.“ Am Morgen hatte sie eine SMS von
Josue auf dem Handy. Erwartungsvoll öffnete sie sie und las:
    Notfall! Kannst Du
Lizzy um sechzehn Uhr vom Geigenunterricht abholen? Vielen Dank, Josue
    Am liebsten hätte sie das Handy auf den Boden geknallt, was
aber bei ihrer derzeitigen finanziellen Lage nicht so ratsam war, also drehte
sie sich nur wie Rumpelstilzchen zornig um die eigene Achse. Was erlaubte sich
der Kerl? Er wusste doch, dass sie noch sauer auf ihn war, und schon bat er sie
wieder um einen Gefallen? Na ja, Lizzy konnte nichts dafür, dass ihr Vater
vermutlich zwei Frauen hofierte, da wollte sie mal nicht so sein. Aber heute
Abend geht’s rund, tobte sie, so kann das nicht weitergehen!
    Sie schaute auf die Uhr, es war schon zehn. Heute hatte sie
sich vorgenommen, über den Dreißigjährigen Krieg und die ganzen
Religionsstreitigkeiten in Heidelberg zu recherchieren. Es schien ihr immer
dringender, endlich mit den Stadtführungen anzufangen, um ein weiteres
finanzielles Standbein zu haben. Vor einer Woche hatte sie bereits Kontakt zu
der Agentur aufgenommen, die die Stadtführungen in Heidelberg betrieb. Deren
Mitarbeiterin hatte positiv reagiert. Sie solle ihnen nur die
Bewerbungsunterlagen schicken, sie würden auch Studierende nehmen und hätten
immer Bedarf an guten Stadtführern. Nach der Recherche hatte sie einen Tee mit
Gabriel trinken wollen.Vielleicht wäre er gesprächiger als Ruth in der letzten
Zeit. Aber das würde sie dann eben verschieben, zum Glück hatte sie ihn noch
nicht angerufen. Seufzend machte sie sich auf den Weg zur Stadtbücherei.
    Es war richtig gut, sich abzulenken. Einige Stunden später
brummte ihr der Kopf von all den Ereignissen. Immerhin ein bisschen was hatte
sie verstanden: Am Valentinstag sechzehhundertdreizehn heiratete der junge und
grenzenlos verliebte Friedrich V., genannt der Winterkönig, in London Elisabeth
von England. Die Enkelin Maria Stuarts trug den Beinamen Perle Britanniens, sie
musste sehr schön gewesen sein. Der junge und ebenfalls höchst attraktive
Pfälzer Friedrich reiste zur Brautwerbung nach England. Doch die Königin war
gegen die Heirat, weil Friedrich „nur“ ein Kurfürst war. Aber seine äußere
Erscheinung nahm die Engländer und die sechzehnjährige Prinzessin für sich ein.
Die beiden mussten das Traumpaar des frühen siebzehnten Jahrhunderts gewesen
sein. Allerdings war das Ganze für Heidelberg gar nicht gut ausgegangen.
    Nachdenklich schwang sie sich auf ihr Fahrrad und fuhr zum
Schlösschen, der Musikschule in Handschuhsheim, um Lizzy abzuholen. Sie
wartete noch kurz auf dem Gang, nachdem sie das Zimmer gefunden hatte, und
staunte wieder einmal über das siebenjährige Mädchen, das bereits so
fortgeschritten Geige spielte, dass die Töne richtig melodisch erklangen und
man kaum mehr ein Kratzen hörte. Die Tür ging auf und Lizzys Kinnlade fiel nach
unten.
    „Hallo Lizzy, dein Vater hat mich gebeten, dich abzuholen.“
Mist, er schien es ihr gar nicht angekündigt zu haben.
    „Ich geh nicht mit. Camilla soll kommen“, sagte sie stur und
setzte sich auf eine der Treppenstufen, die in den ersten Stock hinaufführten.
    „Ich bin jetzt hier“, sagte Emily und merkte, dass sie
ungehalten wurde. „Camilla arbeitet vermutlich, wenn dein Vater auch arbeitet.“
    „Camilla muss nicht so viel üben wie Papa. Sie ist viel
besser“, gab Lizzy zurück. Emily seufzte und beschloss, einfühlsam zu bleiben.
    „Hättest du gerne Camilla als neue Mutter?“, fragte sie
vorsichtig. Lizzy nickte heftig und plötzlich begannen ihr die Tränen über die
Wangen zu rollen.
    „Ich weiß nur, dass Camilla verheiratet ist“, erklärte
Emily. Hier betrat sie vermintes Gelände, solange sie noch nicht mit Josue
gesprochen hatte.
    „Dann soll sie sich halt scheiden lassen, ihr Mann ist
sowieso völlig unmusikalisch. Er arbeitet bei der Bank.“ Also gut, vermutlich
schnitt sie in Lizzys Augen auch so schlecht ab, weil

Weitere Kostenlose Bücher