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Ein Jahr in Andalusien

Titel: Ein Jahr in Andalusien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Frenzel
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fünfzehn. Dann
kann ich auch noch eine Subvention in Höhe von 6000 Euro beantragen, weil ich mich das erste Mal in Spanien selbstständig melde. Und schließlich
finanziert mir die Stadt auch noch ein Jahr lang einen Steuerberater. „Für die beiden Subventionen musst du dich nur noch schnell arbeitslos melden“,
flötet Rocío. „Das ist die einzige Bedingung.“ Ich marschiere also zum Arbeitsamt, das nur ein paar Straßen weiter entfernt liegt. Anstandslos nimmt
der Beamte meine Daten in seine Kartei auf und drückt mir dann eine kleine Karte in die Hand, die Tarjeta de Paro, die Arbeitslosenkarte. Mit dem Schatz
rausche ich wieder zurück zu meiner Beraterin, die nur auf mich zu warten scheint. Denn in dem Büro ist gähnende Leere. Woher die ganzen Subventionen
denn kämen,frage ich. Die Antwort weiß ich eigentlich schon. „Das sind alles europäische Fördergelder“, sagt Rocío begeistert. Ich
bin es auch. Da werde ich Jaime ganz schön verblüffen, wenn ich ihm von meinen Errungenschaften erzähle.
    Voller Elan kaufe ich mir gleich einen ganzen Stapel Lokalzeitungen, um die Kleinanzeigen nach einer Vespa zu durchforsten. Mehrere Stellen kann ich
mit meinem Marker anstreichen. „Wenn du dir die ansiehst, komme ich mit“, sagt Jaime streng väterlich, als ich ihm die Liste mit den zum Verkauf
gebotenen Vespas zeige. „Wenn sie dich sehen, verlangen sie bestimmt mehr“, sagt er. Ich bin gekränkt. „Sehe ich etwa aus wie ein naives Weibchen?
“ „Das hat doch nichts mit dir zu tun. Ich trau nur den Verkäufern nicht über den Weg. Wenn die eine Ausländerin sehen, denken sie bestimmt, sie können
mehr rausholen.“
    Einen Internetanschluss in meinem neuen Zuhause zu bekommen stellt sich als schwierigstes Unterfangen heraus. Denn zuallererst brauche ich einen
Telefonanschluss beim spanischen Fast-Monopolisten Telefónica. Ich wähle also dessen Telefonnummer. Eine Computerstimme am anderen Ende der Leitung, die
mein Spanisch partout nicht verstehen will, bringt mich fast zur Weißglut. „Abrir una linea! – Einen neuen Anschluss!“, brülle ich verzweifelt in den
Hörer, als die metallene Stimme zum zehnten Mal wiederholt: „Es tut mir leid, aber ich verstehe ihr Anliegen nicht, bitte wiederholen Sie es.
“ Irgendwann hat Telefónica schließlich Erbarmen und der Computer verkündet, er werde mich jetzt mit einem echten Menschen verbinden. Bis es so weit
ist, muss ich jedoch erst endlose Minuten in der Warteschleife verbringen. Der Mensch versteht mich zwar endlich, doch was er mir zu sagen hat, vermag
mich nicht zuversichtlich zu stimmen. Frühestens in zwanzig Tagen könne er einen Techniker vorbeischicken, um den Telefonanschluss zu installieren. Als
Jaime am Abend nach Hause kommt, bin ichnoch immer völlig außer mir. Er erteilt mir eine Lektion in spanischem Großmut. „Da kannst du
nichts machen. Du musst einfach abwarten.“ Auch in den nächsten Wochen muss ich also ins Internetcafé um die Ecke pilgern, um mit der Außenwelt in
Kontakt zu treten.
    Den nächsten Vormittag nimmt Jaime frei, um mich bei den drei Terminen zu begleiten, die ich mit den Vespa-Verkäufern ausgemacht habe. Ich komme kaum
dazu, etwas zu sagen; das Einzige, was ich beurteilen kann, ist schließlich das Design. Die Vespa, die mir optisch am besten gefällt, streicht Jaime
dann auch noch schnell von der Liste. Als der nicht enden wollende Vormittag doch vorbei ist, ist nur eine Kandidatin geblieben: eine dicke weinrote
Vespa Elektrostart aus dem Jahr 1985. „Die springt auf Knopfdruck an, und der Motor ist einwandfrei.“ 500 Euro will der Verkäufer, die Ummeldung auf
meinen Namen und die Behördengänge übernimmt er, was ich als einen besonderen Pluspunkt empfinde. Doch Jaime klärt mich auf, dass es in Spanien üblich
ist, dass der Verkäufer den Papierkram übernimmt. In einer Woche kann ich meinen Roller abholen.
    Am Nachmittag versuche ich jemanden im Rathaus zu erreichen, um einen Termin für das Interview zum Kulturhauptstadt-Projekt auszumachen. Doch meine
Anrufe bleiben unbeantwortet. Anscheinend machen die Beamten früh Schluss. Am folgenden Tag klemme ich mich deshalb schon um neun Uhr ans Telefon. Und
tatsächlich, nach mehreren Versuchen habe ich jemanden am Hörer. Eine Dame sagt mir, der Verantwortliche sei gerade zum Frühstücken gegangen. Ich traue
meinen Ohren nicht, mitten am Vormittag, es ist es halb zehn Uhr, macht sich der Beamte aus dem Staub, um zu frühstücken. Wann der Herr denn

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