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Ein Jahr in London

Titel: Ein Jahr in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Regeniter
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oder Ihr Auto bleibt hier.“
    Ich habe keine große Wahl. Als ich ihm einen Scheck in die Hand drücke, reicht er mir ein Formular.
    „Hier, füllen Sie das aus, dann bekommen Sie Ihre 50 Pfund schon wieder. Don’t worry .“
    Er zwinkert mir zu und verschwindet. Wenige Tage nachdem ich das Beschwerdeformular abgeschickt habe, trifft schon ein Brief von der Stadtverwaltung ein. „Hiermit übersenden wir Ihnen einen Scheck im Werte von 50 Pfund und entschuldigen uns für unseren Fehler. Wir hoffen, Ihnen damit keine Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.“
    Ich bin sehr glücklich. Bis mich am nächsten Morgen, einem Sonntag, ein Dauerklopfen an der Tür aufweckt. Ich schaue auf meinen Wecker. Es ist gerade mal halb neun. Ich stelle mich schlafend, doch das Klopfen nimmt eine ohrenbetäubende Lautstärke an.
    „Hello? Who is it?“, rufe ich, springe schnell aus dem Bett und werfe die erstbesten Kleider über, die über der Stuhllehne hängen. Immer noch hoffe ich, dass, wer auch immer es ist, er einfach von selbst wieder verschwindet, und ich zurück ins Bett kann. Mit auf links gedrehtem Hemd schließe ich auf und sehe vor mir zwei Männer in weißen Overalls.
    „Ja bitte?“
    „ Good morning! Können wir reinkommen?“
    Die beiden sehen aus, als wären sie mit ihren weißverkrusteten Schuhen und Kleidern gerade einem Farbfass entstiegen. Ich schaue sie fragend an, worauf der eine, ein stupsnasiger kleiner Mann voller Sommersprossen, einen Schritt über die Türschwelle macht und dann schon mitten in meinem Zimmer steht. Der andere, mit einer kleinen Leiter und zwei Eimern bewaffnet, schiebt sich darauf ebenfalls an mir vorbei und folgt seinem Begleiter.
    „ Sorry , aber –“, setze ich an, doch der Mann mit der Leiter unterbricht.
    „Larry, kannst du runtergehen und noch die größere Leiter holen?“, fragt er seinen Kollegen.
    „Sorry“ , fange ich erneut an, diesmal doppelt so laut, aber wieder fällt mir der Mann mit der Stupsnase ins Wort.
    „Die Bücher auf dem Regal musst du aber abräumen, da können wir nicht drumherum streichen. Und das Bett muss ein bisschen zur Seite.“
    „Streichen?“
    „Hat Barry dir denn nicht gesagt, dass wir heute kommen?“
    „No.“
    Sie schauen mich mitleidig an.
    „Wie lange wird das dauern?“, frage ich.
    „Ach, gegen Mittag sind wir bestimmt fertig. Und wenn du das Fenster offen lässt, wird der Farbgeruch gegen Abend schon verschwunden sein.“
    „Na, dann ist ja gut“, sage ich, vor Wut fast kochend.
    Die beiden fangen an, meine Möbel in die Mitte des Zimmers zu schieben und alles mit Folie abzudecken. Dann nehmen sie meine Bilder von der Wand und legen sie auf das Bett. Der eine bemerkt meine Unmut und zwinkert mir zu.
    „Wenigstens wirst du die hässliche Blümchentapete jetzt los!“
    Ich möchte ihm erklären, dass ich die Blümchentapete eigentlich liebgewonnen habe und sie gar nicht loswerden will, aber es hat ja doch keinen Sinn. Ich helfe beim Regalabräumen, greife mir meine Tasche und mache mich dann auf zum Park.
    Wenigstens scheint die Sonne, und so habe ich jetzt eine gute Entschuldigung, den Samstagmorgen im Primrose Hill Park zu verbringen, anstatt E-Mails zu schreiben und mich auf die kommende Woche vorzubereiten. Ich kaufe mir im Supermarkt an der Ecke eine Zeitung und ein Sandwich und steige dann auf die Anhöhe. Über der Stadt liegt noch Dunst, und ich kann gerade eben die Hochhäuser der City in der Ferne ausmachen. Selbst so früh morgens sind schon viele Leute unterwegs: Einige Jogger und Hundebesitzer kommen mir entgegen, und auf einem Rasenstück spielen ein paar KinderCricket. Ich finde einen Platz im Schatten eines Baumes und setze mich auf meine Jacke. Dies ist mein Lieblingsplatz in ganz London. Ich packe mein Sandwich aus, falte die Zeitung auf und bin den Anstreichern eigentlich dankbar, dass sie mich so unwirsch hierhin vertrieben haben.
    Dann merke ich aus den Augenwinkeln, wie mich etwas anstarrt. Ich drehe mich langsam um: Zwei große braune Augen gucken mich, oder besser gesagt mein Sandwich, gierig an.
    „Kusch! Go away !“ rufe ich, aber das dicke graue Eichhörnchen lässt sich nicht so schnell einschüchtern.
    „Du wartest wohl auf den richtigen Augenblick, eh?“
    Ich lese weiter, lasse aber mein Sandwich nicht aus den Augen. Das Eichhörnchen schlägt ungeduldig mit dem Schwanz, macht aber keinerlei Anstalten, zu verschwinden.
    Dann fällt mein Blick auf die heutige Schlagzeile: „Drogenkrieg in London

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