Ein Jahr in Paris
kommunizieren, der Franzose sagt trotzdem O.N.U. statt UNO, wenn er von den Vereinten Nationen spricht. Weitere tolle Abkürzungen:
A.M.S. – Assemblée Mondiale de la Santé, Weltgesundheitsorganisation (WHO)
A.N.F.A.N.O.M.A. – Association nationale des Français d’Afrique du Nord, d’outre-mer et de leurs amis
E.U.A. – États-Unis d’Amérique, USA
F.N.A.C. – Fédération Nationale d’Achats des Cadres – nicht zu verwechseln mit le FNAC, dem allgegenwärtigen Kaufhaus für Bücher und CDs
O.M.C. – Organisation Mondiale de Commerce, internationale Handelsorganisation (WTO)
O.N.U.E.S.C. – Organisation des Nations Unies pour l’Education, la Science et la Culture Intellectuelle, Unesco
O.T.A.N. – Organisation du Traité de l’Atlantique Nord, Nordatlantisches Verteidigungsbündnis (NATO)
O.V.F. – Office du Vocabulaire Français
R.A.T.P. – Régime Autonome des Transports Parisiens, Pariser Verkehrsgesellschaft
R.S.V.P. – Répondez s’il vous plaît, um Antwort wird gebeten.
45 Excusez, aber den Scherz musste ich mir erlauben. Olympique Marseille, kurz l’OM genannt, ist – trotz zahlreicher Skandale – Frankreichs beliebtester Fußballclub. Zehnmal gewannen die Marseiller die französische Meisterschaft, zehnmal den Coup de France , und als bisher einzige französische Mannschaft das Champions-League-Finale 1993. Seine größte Zeit hatte l’OM in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, danach begannen Bestechungs- und Betrugsaffären, dem Club zu schaden. Trotzdem sind sich die Fans sicher: „OM wird uns alle überleben.“
46 Wer warten kann, dem kommt alles zur rechten Zeit.
47 Ein Freund ist jemand, der alles von dir weiß und dich trotzdem liebt.
48 Wo sonst, dachte ich. In Frankreich bleibt man eben noch lieber unter sich als anderswo. Um die knallharten Aufnahmetests für die Sciences-Po (siehe Fußnote 1 ) oder irgendeine andere der Grandes Écoles zu bestehen, gibt es die so genannten Classes préparatoires . Auch für die muss man sich bereits bewerben, aufgenommen werden nur Abiturienten mit außergewöhnlichen Leistungen. Die anschließende Fron dauert etwa ein Schuljahr. Schon vom ersten Tag an ist ein Arbeitspensum von zehn bis zwölf Stunden normal und der Druck immens. Aber verzeihen Sie die Unterbrechung, der arme Arnaud.
49 Französisch für Midlifecrisis.
50 Dt.: Ich habe mich in meinen Analytiker verliebt.
51 Se mettre sur son trente et un bedeutet so viel wie: sich in Schale werfen, sich chic machen.
52 Das Centre Nationale d’Études Spatiales, die französische Raumfahrtagentur.
53 Siehe Seite 151 sowie Anmerkung 41.
April – Fin?
12. Kapitel, in dem es Zeit wird, Abschied zu nehmen.
T HIERRY WAR DER E RSTE, der ging. Hartnäckige Sitzstreiks vor der Haustür und grandios inszenierte Liebesschwüre hatten Sandrine schließlich dazu bewogen, dem Vater ihrer Tochter eine zweite Chance einzuräumen, und so packte er eines Sonntags laut und falsch singend seine Siebensachen und verließ die Rue du Rocher. Wirkliche Trauer löste er damit nur bei Kater Paul aus. Die beiden hatten einander gemocht, sei es wegen der exklusiven Speisereste, die regelmäßig ihren Weg ins Paulchens Napf fanden, sei es, weil dieses stolpernde Katzentier das raue Herz eines Mannes regte, der Gefühle im Allgemeinen lieber für sich behielt.
Mir gab er zum Abschied etwas unbeholfen die Hand, murmelte etwas und hatte es dann eilig, nach Hause zu kommen. Aber das war nicht das Letzte, was mir von Thierry blieb: Als ich später am Tag den Kühlschrank öffnete, fand ich eine rechteckige Pappschachtel mit meinem Namen darauf.
„Un Brin d’amour artisanal d’origine Corse pour l’amitié franco-allemande.“
Falls je das Herz einer Frau mit einem korsischen Käse erobert wurde, geschah es an diesem Tag. 54
In Wahrheit aber war Thierrys Auszug für mich nur ein Ablenkungsmanöver. Ich musste über meine eigene Zukunftnachdenken. Aus Deutschland trafen E-Mails ein. Mein Untermieter nervte, weil er „endlich“ wissen wollte, wie ich mich wegen der Wohnung entscheiden würde. Mein früherer Chef schrieb, ich solle mich melden, wenn ich zurück sei, solche Dinge eben, die geregelt werden wollten. Ich ignorierte alles, und beschloss, so lange als möglich nichts zu beschließen.
Natürlich plagten mich Zweifel. Eines Nachts träumte ich von einem jungen Dandy, der sich auf einer Ottomane räkelte und mir zurief: „Wenn man in Paris gelebt hat bleibt es einem
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