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Ein Jahr in San Francisco

Ein Jahr in San Francisco

Titel: Ein Jahr in San Francisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Bayers
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mir verbittert und kann die Tränen nicht zurückhalten.
Streifzug:
Schwingen Sie sich auf die mobilen Museen!
    Ärgern Sie sich nicht, wenn es beim ersten Mal mit dem Führerschein in den USA nicht klappen sollte, die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine aufregende Reise in die Vergangenheit. San Francisco hat solch eine nostalgische Sehnsucht, dass die Stadt in anderen Weltstädten wie Chicago und Mailand nach ausgedienten und nicht mehr rentablen Straßenbahnfahrzeugen anfragte. Die großzügigen Schrottspenden wurden in San Francisco dann liebevoll restauriert und dürfen majestätisch und gemächlich über das Schienennetz der Haupteinkaufsstraßen gleiten. So zieren das heutige Bild der Market Street farbenfrohe, laut rumpelnde Street Cars aus den Jahren 1930 bis 1950. Auch die Cable Cars, die an langen Drahtseilen die Hügel hinaufgezogen werden, gleichen mobilen Museen. Die Gondelbahn wurde 1870 von Andrew Hallidie erfunden, der nicht mit ansehen konnte, wie die armen Pferde derart schweres Fuhrwerk den Berg hinaufziehen mussten. Erst glaubte keiner, dass es möglich sei, dann wollte jeder Cable Car fahren. In Spitzenzeiten fuhren bis zu sechshundert Kabelwagen durch San Francisco, heute sind jedoch nur noch vier Linien in Betrieb. Mit fünfzehn Kilometern pro Stunde transportieren sie Touristen und Einheimische über die Hügel der Stadt und signalisieren an den Kreuzungen mit einmal Klingeln einen Stopp und mit zweimal Klingeln die Weiterfahrt. Wenn Sie einmal sehen wollen, wo all die Cable Cars angetrieben werden und die Stahlseile enden, besuchen Sie das Cable Car Museum auf der Washington Street – dort finden Sie auch das allererste Cable Car von Andrew Hallidie!

„San Francisco itself is art, above all literary art. Every block is a short story, every hill a novel. Every home a poem, every dweller within immortal. That is the whole truth.“
    W ILLIAM S AROYAN , AMERIKANISCHER A UTOR
    Oktober
Verlorene Liebe in der Regenbogenstadt
    Die letzten Meter den steilen Asphaltweg hinauf – ich zwinge mich dazu, will meinen Gedanken davonrennen, möchte, dass meine Waden so schmerzen, dass ich das Chaos in meinem Kopf vergesse. Mein Herz pocht, ich atme schwer und versuche, die Seitenstiche zu ignorieren. Rose fällt etwas zurück, und auch ich verlangsame mein Tempo. „Hanni, lass uns oben stehen bleiben. Du hast ja heute ein Tempo drauf ! Der Ausblick auf die Bucht ist wunderbar.“ Wir joggen entlang dem Fort Mason Green, einem Park westlich von der Fisherman’s Wharf. Ich nehme die letzten Meter, bis der Weg wieder eben wird, und lehne mich erschöpft an einen der alten Redwood-Bäume, um auf Rose zu warten. Sie will News hören, aber ich habe keine Lust, darüber zu reden. Ich möchte weiterlaufen und nicht über Nick reden oder nachdenken müssen.
    „Schau dich doch mal um“, bittet Rose und hält mich am Arm fest. Ich nicke nur und wische mir den Schweiß von der Stirn. Vor uns breitet sich die Bucht in der weichen Abendstimmung aus, bewacht von der Golden Gate Bridge, die stattlich darüber thront. Daneben ruhen die Berge von Sausalito in der rötlichen Dämmerung. Direkt zu unseren Füßen liegen die Anlagen des Fort Mason, ursprünglich Kasernengelände des Militärs. „Ja, es ist schön und sogar nochrichtig warm.“ Eigentlich wäre mir ein Wirbelsturm oder Gewitter in diesem Moment viel lieber. „Das ist der Indian Summer – die besten Monate des Jahres. Endlich ist der andauernde Sommernebel vorbei!“ Rose versucht, mich zu begeistern. „Ich weiß nicht“, murmele ich. Gegen einen grauen Schleier hätte ich bei meiner aktuellen Gemütsverfassung überhaupt nichts einzuwenden. Vielleicht mag ich den Nebel sogar noch ein bisschen lieber, das Dunstphänomen der Stadt ist faszinierend. Wenn sich der Nebel vom Meer hereinschiebt, umhüllt er jedes Haus und verschleiert jeden Blick auf die Hügel der Stadt. Dann legt die Nebelwand ganz San Francisco in einen dicken Wattebausch, und die Bürotürme, die sonst wie massive Pfeiler aus der Stadt herausragen, sind vollständig in der weißen Flauschschicht versteckt. Ein perfekter Match für meine derzeitige Gefühlslage. „Ich bin für Nebel“, sage ich und komme dann doch ganz automatisch auf Nick zu sprechen: „Wenn die Wolkenwand hereinzieht, sagt Nick immer, Steven Spielberg habe nun seine Nebelmaschine angeschmissen.“ Rose lächelt mich an und erwidert: „Ja genau, und dadurch kann der liebe Gott nicht sehen, was du

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