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Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Titel: Ein Jahr ohne Juli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Kessler
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miteinander geredet? Ich kann es kaum glauben. Aber ich will mir auf keinen Fall anmerken lassen, wie sehr mir diese Information zusetzt. Ich muss die Situation unter Kontrolle bringen, um Julis willen genauso wie um meinetwillen. Als ob ihr Leben vorher nicht schon schlimm genug war, jetzt hat sie anscheinend auch noch diese beiden Dummzicken an der Backe!
    Und wenn sie gefälligst nicht immer in der dritten Person von mir reden würden, als ob ich nicht hier wäre. Warum reden sie überhaupt ständig für Juli?
    »Es ist mir egal, wie lange es her ist«, sage ich. »Jetzt bin ich da, das ist doch entscheidend.« Ich sehe Juli an und zwinge mich, so ruhig zu reden wie möglich. »Juli, wenn ich dich im Stich gelassen habe, wenn ich nicht für dich da war, wenn ich eine schlechte Freundin war – dann bin ich jetzt gekommen, um es wiedergutzumachen. Es tut mir leid. Ich will mit dir neu anfangen.«
    Juli lässt meinen Blick eine Ewigkeit nicht los. Es wirkt, als ob wir anderen den Atem anhalten, während wir auf eine Antwort von ihr warten.
    »Das müssen wir uns doch nicht anhören«, sagt Christine schließlich. Dann wendet sie sich an Juli. »Komm, lass uns gehen.«
    »Juli, was sagst du denn dazu?«, frage ich, als sie sich an mir vorbeidrängen.
    »Runter zum Fluss an diese coole Stelle«, befiehlt Christine wie beiläufig.
    Sie meinen unsere Stelle! Die von mir und Juli. Ich stürze ihnen nach. »Juli, dass ist doch unser Platz!«, rufe ich.
    »Ha, sie meint, dass es ihre Privatstelle ist«, sagt Sally und grinst hämisch. »Wie kindisch.« Sie bleibt stehen und dreht sich nach mir um. »Fast so kindisch wie die albernen Sachen, die sie anhat.«
    Ich sehe an mir hinunter. Mein Oberteil, das heute Morgen noch total gepasst hat, umspannt einen Körper, der drei Jahre älter ist, als ich mich fühle. Meine Arme sind von den Ellbogen abwärts nackt, und meine Jeans, die riesig war, als ich sie angezogen habe, sieht jetzt wie eine Dreiviertelhose aus. Mein ganzes frisch erworbenes Selbstvertrauen verpufft, als ich feststelle, dass ich wahrscheinlich aussehe wie eine Nebenrolle aus Oliver Twist .
    Christine und Sally marschieren mit Juli in der Mitte davon. Über Julis Kopf hinweg reden sie miteinander. Es ist, als ob Juli ein Gegenstand ist, auf den sie aufpassen sollen – nicht eine Person, die sie mögen.
    Ich laufe, um sie einzuholen. Es ist mir egal, was sie sagen oder wie ich aussehe; sie können mich nicht so einfach wie eine lästige Fliege abschütteln.
    »Komm, Juli, lass uns wieder Freundinnen sein«, sage ich und zerbreche mir verzweifelt den Kopf, wie ich diesem Albtraum ein Ende machen kann. Ich kann den Gedanken, in dieser schrecklichen Welt festzustecken ohne Juli an meiner Seite, nicht ertragen. »Es tut mir leid. Ich entschuldige mich für alles, was ich gesagt und was ich getan habe. Bitte.«
    Juli wirft mir einen kurzen Blick zu. Christine hängt sich bei ihr ein und zerrt sie praktisch den Weg entlang. Einen Augenblick werden Julis Züge weicher. Sie sieht aus, als könnte sie meine Entschuldigung annehmen. Sie will gerade etwas entgegnen, da packt Sally ihren anderen Arm, und zu dritt marschieren sie weiter. Juli sieht aus, als ob sie von zwei Polizisten abgeführt wird.
    »Jetzt zerrt sie doch gefälligst nicht so davon!«, schreie ich. »Sie kann sehr wohl allein laufen!«
    Juli bleibt abrupt stehen und dreht sich um. »Du hast Christine und Sally gar nichts zu befehlen«, sagt sie, und ihre traurigen Augen blitzen wütend auf. »Sie kümmern sich eben um mich. Sie sind meine Freundinnen, verstanden?«
    Sie wendet sich wieder ab, und ich seufze und tappe hinter ihnen her wie ein streunender Hund, der einem Fremden folgt, in der Hoffnung, einen Freund zu finden.
    Als wir an die Brücke kommen, begegnen uns zwei etwas ältere Jungen. Christine und Sally stoßen sich an und werfen die Haare zurück. »Hi, Darren, hi, Paul«, sagen sie wie aus einem Mund.
    »Hallo, Mädels«, erwidert einer der Jungen. Er ist groß und schlaksig, und das blonde Haar fällt ihm über die leuchtend grünen Augen. Der andere lächelt ihnen zu. Beide würdigen Juli oder mich keines Blickes.
    »Wir gehen nur ein bisschen mit unserer Freundin spazieren.«
    »Ihr geht mit ihr spazieren? Sie ist doch kein Hund!«, sage ich, und zum ersten Mal sehe ich mich und Juli vereint gegen den Rest der Welt. Zwei junge, verlorene Hundewelpen, die Zuwendung brauchen. Ich versuche per Gedankenübertragung Julis Blick zu erhaschen,

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