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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Deo auf und sprühte sich etwas Parfüm zwischen die Brüste. Sie holte eine dunkelblaue Seidenbluse aus ihrer Handtasche und zog sie an. Anschließend machte sie sich mit Eyeliner, ein wenig Mascara, etwas Rouge und blutrotem Lippenstift zurecht. Ganz normal, teuer, gefährlich.
    »Klasse«, sagte Colin. Er rief zur Tür hinaus: »Neal, Mann, komm rein und sieh dir das an.«
    Neal sah Allie an. Er hatte diesen Film schon mal gesehen. »Wofür hast du dich so rausgemacht?«
    »Nicht für was. Für wen.«
    »Oh.«
    Colin löffelte großzügig Koks aus der Flasche und hielt ihn Allie hin. Sie seufzte. »Nich’n bißchen mehr, Baby?«
    »Später.«
    »Das sagst du immer.« Sie schniefte das Zeug trotzdem, zwei Löffel voll.
    Colin nahm auch was und bot Neal dann einen Löffel an. Er schnupfte und schmeckte diesen komischen metallischen Geschmack hinten im Hals. Kein besonders guter Koks.
    Colin gab Allie einen kleinen Zettel. »Soll ich Crisp mitschicken?«
    Allie schüttelte den Kopf. »Der ist einfach. Bei dem war ich schon mal. Wir seh’n uns in der Wohnung.«
    Sie küßte ihn auf den Mund, winkte zum Abschied einmal und ging. Neal sagte nichts; sollte Colin doch das Thema daraufbringen, wenn er wollte.
    »Es ist ja nur ficken, nicht?« sagte Colin.
    »Klar.«
    »Ich brauch ‘n Bier.«
    »Ich zahle.« 
     
    Die Band hatte Pause. Gelegenheit zum Reden, zum Nachdenken.
    »Gefällt’s dir?«
    »Yeah.«
    »Ist nich so’n Bullshit. Der meiste Rock ist Bullshit, weißt du? Als hätten sie vergessen, worum’s eigentlicht geht.«
    »Es ist körperlich.«
    »Es geht darum, hier und jetzt zu leben und den ganzen anderen Dreck zu vergessen. Es gibt sowieso keine Zukunft, also vergiß sie. Mir würd’s überhaupt nix ausmach’n, wenn die verdammte IRA die Stadt in die Luft jagt. Den Fuckingham Palace zuerst.«
    »Du willst die Reichen umlegen. Ich will nur ihr Geld.« Wie wahr, Neal, alter Junge, wie wahr.
    »Wenn du ihr Geld nimmst, mußt du auch ihr’n Scheiß mitmach’n.«
    »Nicht, wenn man’s richtig anstellt.«
    Colin sah ihn schief an. »Darüber sollten wir red’n.«
    »Warum nicht.«
    Um zwei Uhr morgens verließen sie den Club. Neal litt unter dem Speed, dem Coke und Gott weiß wie vielen Bieren. In seinem Kopf klingelte es, und er hatte keine Ahnung, wo Allie war. Vielleicht hätte ich ihr folgen sollen? Vielleicht will sie aussteigen und wartet sehnsüchtig auf die richtige Gelegenheit. Vielleicht hätte ich sie mir in irgendeinem Hotel greifen und sie in den nächsten Flieger schleppen können. Vielleicht. Aber vermutlich hätte ich die ganze Sache nur vermasselt.
    Also blieb er bei Colin, Crisp und Vanessa.
    »Du kannst bei mir knacken«, sagte Colin.
    »Nein, danke. Ich nehm ‘n Taxi ins Hotel.«
    »Nicht um diese Zeit in dieser Gegend. Komm schon, du kannst auf dem Boden pennen und morgen früh nach Hause geh’n.«
    »Um diese Zeit ist es gefährlich auf den Straßen«, sagte Crisp. »Sind ‘ne Menge komischer Typen unterwegs.« Er grinste.
    »Yeah, okay.«
    Sie zogen los. Wohnblöcke, Zeitungsläden. Alles war zu, ein paar Autos parkten am Straßenrand. Ganz nett. Bis sie die Pakis trafen.
    Sie waren zu fünft, und sie waren schlecht drauf. Fünf riesige pakistanische Immigranten in knallbunten Hemden, weißen Jeans, schwarzen Schuhen. Wie die Band auf ‘ner billigen Hochzeit. Sie standen im Weg.
    »Hallo, Colin«, sagte der Anführer. Ein Muskelmann.
    »Dein Name ist nicht zufällig Ali?« erkundigte Colin sich höflich. »Ich meine, ihr heißt nicht zufällig alle Ali?«
    Alis Name war tatsächlich Ali. Er fand das nicht besonders lustig. »Wo ist deine Gang, Colin?«
    »Deine Mutter ficken, schätz ich.«
    Nur so aus Spaß warf Crisp ein: »Warum geht ihr beschissenen Dummquatscher nich zurück nach Pakistaniland, wo ihr hingehört?«
    Ali lächelte und sagte: »Colin glaubt, er wäre jetzt wer, nur weil er ein paar Freunde in der Szene hat. Aber hier, mein lieber Colin, hier hast du keine Freunde.«
    »Neal«, sagte Colin, »da bist du urplötzlich in das, was die BBC ›Rassenprobleme‹ nennt, reingestolpert. Wir mögen die Pakis nicht. Wir mögen nicht, daß sie uns unsere Arbeit, unsere Wohnungen, unsere Läden und unsere Parks wegnehmen. Wir mögen es nicht, daß sie unsere Stadt mit endlos vielen Babies und ihren häßlichen Frauen verstopfen. Wir mögen ihre mistige Farbe nicht, ihr stinkiges Essen, ihr fettiges Haar, ihren schlechten Atem und ihre dummen Gesichter. Das einzig Gute an

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