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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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inhalierte den Haschrauch. Er hielt einen Augenblick den Atem an, dann ließ er den Rauch wieder ausströmen. Nicht schlecht.
    Aus dem kleinen Schlafzimmer hörte man Quietschen. »Gewalt turnt Vanessa an«, erklärte Colin.
    »Ist es das wert?«
    »Für Crisp schon.«
    »Wie heißt er richtig?«
    Colin zuckte mit den Achseln und nahm noch einen Zug. Dann hielt er Neal die Pfeife wieder hin. Neal lehnte ab. Mehr als genug ist wirklich genug.
    »Ich hol dir Zeug.«
    Daddy Colin.
    Neal hatte sich gerade hingelegt, als Allie kam. Er hörte ihr langes Seufzen, dann hörte er, wie sie den Wasserkessel aufstellte. Sie trat von einem Bein aufs andere, bis er pfiff. Er hörte, wie sie Milch und Zucker verrührte, und dann zur Schlafzimmertür schlich. Er hörte, wie sie auf und wieder zuging, und war überrascht, als er sie zurück ins Wohnzimmer schleichen hörte. Sie trank ihren Tee und sah aus dem Fenster. Dann hörte er, wie sie ihre Schuhe und ihre Jeans auszog und spürte, wie sie sich neben ihn legte.
    »Rutsch rüber, und gib mir was von dem Laken.«
    »Wenn Colin rauskommt…«
    »Ich will nur schlafen.«
    »Weiß er das?«
    Allie seufzte wieder. »Er ist nicht allein.«
    »Er ist allein nach Hause gekommen.«
    »Und?«
    »Oh.«
    »Kluges Kerlchen.«
    Neal wagte es. »Lebst du gerne so?«
    »Ja. Und jetzt halt den Mund und laß mich schlafen.«
    Lieber Dad, mir geht es gut. Ich wünschte, du wärst hier. Übrigens, heute nacht schlafe ich mit Allie Chase.
    Als er aufwachte, tat ihm alles weh. Seine Nase fühlte sich an, als hätte ihm jemand mit der Faust draufgehauen, und dem Rest seines Körpers ging es ähnlich. Er schlich ins Badezimmer, um etwas zu trinken.
    Allie saß auf dem Klodeckel, die Knie bis unters Kinn hochgezogen. Sie beugte sich graziös vor, die Nadel schwebte über einer kleinen Vene zwischen ihren Zehen. Sie konzentrierte sich und bemerkte Neal erst, nachdem sie die Spritze leergedrückt hatte. Sie sah ihn an, als das Heroin zu wirken begann. Nur ein kleiner Schuß, aber trotzdem.
    »Tja«, sagte Neal, »man sagt, das Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit am Tag.«
    »Sag’s Colin nicht.«
    »Es geht mich ja auch nichts an.«
    »Das stimmt.«
    »Er weiß nicht, daß du spritzt?«
    »Ich denke, es geht dich nichts an?«
    »Das Zeug ist schlecht für dich.«
    »Und tut doch so gut.«
    Sie stand auf, packte ihr Zeug sorgfältig in ihre Tasche und ging an ihm vorbei zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich auf den Boden legte und die Decke anstarrte.
    Er folgte ihr und legte sich neben sie. »Wie lange brauchst du das Zeug schon zum Aufwachen?«
    »Mann, du bist ja besorgt. Ein paar Wochen. Ich weiß nicht.«
    »Teures Hobby.«
    »Ich bezahle ja dafür.«
    »Das möchte ich wetten.«
    »Ich bin nicht abhängig.«
    »Ich hab nicht gesagt, daß du abhängig bist.«
    Sie rollte sich auf die Seite, weg von ihm. »Er weiß, daß ich spritze. Er weiß nur nicht wieviel.«
    Sie döste ein. 
     
    Neal und Colin hatten sich auf dem Balkon niedergelassen. Die späte Nachmittagssonne schien ihnen angenehm ins Gesicht. Neal hatte geduscht und sich rasiert, sich von Colin ein sauberes T-Shirt geliehen und nippte jetzt an einer Tasse bitterem Nescafe. Langsam fühlte er sich wieder menschlich. Sie hatten Allie zu Bett gebracht, sie schnarchte vor sich hin. Crisp und Vanessa waren losgegangen, etwas zu essen zu suchen.
    Colin trug zu seinem nackten Oberkörper Jeans und Bikerstiefel. Eine verspiegelte Sonnenbrille schützte seine Augen vor dem harten Tageslicht.
    »Sonntage sind schlimm, also laß ich’s«, sagte er. »Zu viele Bürger unterwegs, und die Bullen wollen dich auch nicht sehen. Sonntagnacht ist allerdings okay.«
    »Ich glaub, ich muß los«, sagte Neal und gähnte.
    »Warum?«
    »Mein Job.«
    Colin reckte und streckte sich wie eine Katze. Neal dachte darüber nach, was er zu tun hatte, dann versuchte er, nicht mehr daran zu denken. Er fühlte sich mies.
    »Bist du gut im Geschäft, Colin?«
    »Nicht gut genug. Ein bißchen Hasch, ein bißchen Koks…«
    »Heroin?«
    »Nein. Würd mir nichts ausmachen, aber die Kohle, Mann, die Kohle…« Er rieb den Daumen am Zeigefinger, das weltweite Zeichen für Cash. »Man braucht ‘nen Haufen Asche, um vernünftig ins Heroin-Business einzusteigen.«
    »Frauen?«
    »Was soll das? Ein Interview für die BBC?«
    »Ich frag ja nur.«
    »Ich hab ‘n paar Freundinnen, die gerne Geld dafür nehmen. Ich krieg einen Finderlohn.«
    Yeah, ich krieg auch Finderlohn, dachte

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