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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Neal. Sozusagen.
    Colin legte den Kopf in den Nacken, um mehr Sonne aufzufangen. »Während der verdammten Hippie-Zeit bin ich noch auf allen Vieren gekrochen. Love und Peace und der ganze Scheiß. Die verdammten Beatles und ihr blöder Guru. Die Scheiß-Sitars…«
    »Seh’ ich genauso.«
    »Punk, Mann. Die sagen, daß die Welt Scheiße ist. Besauf dich, kiff dich zu, hau rein. Das war’s.«
    Meine Lieblingsbeschäftigungen.
    »Wir sind gerade von ‘nem Urlaub in Frankreich zurück«, sagte Colin. »Haben uns besoffen, zugekifft, reingehauen. Echt.«
    Ach ja? Ihr Arbeiter-Helden habt euch an französischen Stränden vergnügt, während ich mir auf dem Square die Seele aus dem Leib geschwitzt habe!
    »Du willst wohl’n Kleinbürger werden?«
    »Ich will reich werden.«
    »Vielleicht weiß ich, wie du’s hinkriegst.«
    Was folgte, könnte man eine bedeutungsschwere Pause nennen.
    »Und wie?«
    Neal stellte seine Tasse auf den Boden und erhob sich. Er reckte sich und gähnte. »Müssen wir drüber reden.«
    Er klopfte Colin auf die Schulter und ging.
    Verlaß sie, wenn sie mehr wollen, dachte er.
     
     
20
     
    Am nächsten Morgen kämpfte Neal beim Arzt tapfer gegen den Schmerz.
    »Tut das weh?« fragte Dr. Ferguson. Er beugte Neals Bein noch einmal zurück.
    »Ein bißchen«, sagte Neal und hob den Kopf vom Untersuchungstisch.
    »Ich glaube, Sie haben da eine böse Zerrung. Sie können sich anziehen.«
    Neal setzte sich langsam auf und krabbelte zurück in sein Shirt. »Danke, daß Sie mich so schnell dazwischengeschoben haben.«
    Ferguson sah nicht von seinem Rezeptblock auf. »Freunde von Simon, wie man so schön sagt…«
    Ferguson war ganz schön füllig, schien das aber zu mögen.
    Er hatte ein Eulengesicht und dichtes braunes Haar. Er lebte im selben Haus, in dem auch seine Praxis war. Nicht, daß er die nötig hatte. Er verfügte über ausreichend andere, private Einkünfte. Er hatte eine öffentliche Leidenschaft für Kricket, eine private Leidenschaft für seine Frau und eine geheime Leidenschaft für Erstausgaben. Letzteres war der Grund, warum er Simon Keyes kannte. Neal hatte die Nummer in Simons Adreßbuch gefunden. »Ziemlich blöd von mir, einfach so die Treppe runterzufallen«, sagte Neal.
    »Na ja, Simons Treppen…«, sagte Ferguson. Er reichte Neal das Rezept. »Das wird Ihnen einschlafen helfen. Und auch die Schmerzen etwas lindern.«
    »Ich kann einfach keine gute Position finden.«
    »›Sagte die Schauspielerin zum Bischof.‹ Ja, Prellungen am Steißbein sind unangenehm. Nächstes Mal sollten Sie versuchen, sich den Knöchel zu verstauchen. Simon sagte, Sie interessieren sich für Bücher?«
    Neal stöhnte noch einmal, als er vom Tisch aufstand. »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Ich war im Norden unterwegs und habe ihn unangemeldet in seinem Landhaus besucht. Er hat sich gefreut. Er sagte, Sie studieren Smollet.«
    »Im Moment nicht.«
    »Und Sie sind hier, um seine Sammlung zu begutachten?«
    Danke, Simon, dachte Neal.
    »Sie ist einfach unglaublich.«
    »Hat er immer noch den Pickle?«
    Neal setzte sein bestes Mona-Lisa-Lächeln auf.
    »Ich sehe schon«, sagte Ferguson. »Okay. Versuchen Sie, nicht zu gehen. Flach liegen, nicht sitzen. Wenn es nächste Woche noch wehtut, kommen Sie wieder, und wir sehen noch mal nach.«
    »Danke.«
    »Bedanken Sie sich nicht. Klauen Sie mir einfach den Pickle und bringen Sie ihn im Dunkel der Nacht herüber.«
    Ferguson kicherte über seinen Witz.
    Neal kicherte mit, stöhnte, kicherte wieder.
    Noch gut eine Stunde, bis die Läden aufmachten. Also gönnte sich Neal einen langen Spaziergang durch den Regent’s Park und schwitzte sich die Wochenend-Gifte aus dem Körper.
    Bei einem Supermarkt an der Regent’s Park Road kaufte er zehn Flaschen Coca Cola und zehn Flaschen Pepsi, zwanzig Tafeln Luftschokolade, drei Packungen Bisquits, ein Pfund weißen Zucker, zwei Gläser Honig, ein Dutzend Eier, Brot, Butter und Marmelade.
    Er fand einen Wäscheladen und kaufte zweimal Bettwäsche, Badetücher und Handtücher und in einem kleinen Sportgeschäft vier Paar Gymnastiksocken. In einem teuren kleinen Lederwarenladen erstand er einen teuren kleinen Aktenkoffer mit Kombinationsschlössern. Sein letzter Halt war eine Apotheke, in der er Fergusons Rezept gegen eine große Plastikflasche Schlaftabletten eintauschte.
    In Simons Wohnung war es unglaublich heiß und stickig. Als erstes riß Neal die Fenster auf. Dann packte er seine Einkäufe auf den Küchentisch

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