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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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und Chinatown. Der Fahrer zerrte Colin vom Rücksitz und schubste ihn in Richtung Restaurant. Er deutete auf Crisp. »Du gehst.«
    »Wohin?«
    »Machst du Witze? Geh einfach.«
    Crisp ging. Colin blickte ihm nach, wie er Richtung Square stolperte. Vielleicht würde er Verstärkung holen. Wohl eher nicht.
    Dickie Huan saß in seinem kleinen Büro im hinteren Teil der Küche. Colin sah kein Beil. Einer der Jungs stieß ihn auf ein schmales Stühlchen. Dickie Huan sah aus wie der strenge Direktor einer billigen Schule.
    »Du hast mich enttäuscht, Colin.«
    »Ich bin selber nicht ganz glücklich damit. Aber verkaufen Sie den Stoff doch diesmal lieber an Jackie Chen. Ich bin nächstes Mal wieder dabei.«
    »Jackie Chen hat woanders gekauft.«
    Schlechte Neuigkeiten.
    »Du hast Gesicht verloren, ja?« fragte Colin.
    »Scheiß auf ›Gesicht‹. Ich hab zwanzig Mille verloren.«
    Colin wurde heiß. Keine Panik, Mann, sagte er sich. »Ich bin so dicht dran an der Kohle, Dickie.«
    »Du bist auch so dicht dran, mit den Zehen zu essen. Woher kriegst du das Geld?«
    Colin beugte sich über den Tisch und flüsterte. Guter Effekt.
    »Ich verkaufe ein Buch.«
    »Ich bring dich um, Colin, jetzt gleich.« Dickie Huan wurde nicht gern verarscht.
    »Nein, ehrlich. Ein seltenes Buch. Gestohlen.«
    »Gestohlen« war gut. Kriminelle glauben immer, was gestohlen ist, ist noch mehr wert.
    »Gestohlen? Wem? Hast du einen Käufer?«
    Colin konnte den süßen Duft des Überlebens schnuppern. »Das ist das Problem, Dickie. Genau das ist das Problem.«
    Dickie Huan schätzte Gerechtigkeit – was für ihn dasselbe war wie Rache. Aber er schätzte sie nicht zwanzigtausend Pfund hoch. Er würde Colin in den Kühlraum sperren und ein wenig zusammenschlagen lassen, nur um sicher zu gehen, daß er die Wahrheit sagte. 
     
    »Kontenverwaltung«, sagte die Stimme freundlich.
    »Ich habe da ein paar Fragen zu meiner Rechnung.«
    »Name und Kartennummer, bitte.«
    »Lombardi, Richard«, sagte Graham und leierte dann die Kartennummer herunter.
    »Ja?«
    »Sie haben mir Anrufe nach London berechnet, in England!« knurrte er mißmutig.
    »Nach unseren Unterlagen…«
    »Ihre Unterlagen sind mir völlig egal.«
    »Unsere Unterlagen sagen, Sie haben fünf Anrufe von einer Telefonzelle aus gemacht und sie Ihrem Konto belastet.«
    »Aus einer Telefonzelle? Wen wollen Sie…« Joe Graham amüsierte sich. Die Frau wurde nervös.
    »Ja, Sir, der Area-Code der Zelle ist zwo-eins-zwo, die Nummer acht-fünf-fünf fünf-sieben-zwei-acht.«
    »Und welche Nummer soll ich in London angerufen haben?« fragte er.
    »Steht auf Ihrer Rechnung.«
    »Ich habe meine Rechnung aber nicht dabei.«
    Er hörte ihr Stöhnen, was soviel bedeutete wie: Wenn Sie sich über eine Rechnung beschweren, sollten Sie die Rechnung selbstverständlich vorliegen haben.
    »Darf ich Sie in die Warteschleife legen?«
    »Zeit ist Geld, Lady.«
    Ein paar Minuten später las sie ihm die Nummer vor. Langsam. Er ließ sie sich wiederholen und legte auf. Dann wählte er die Nummer. Es klingelte siebzehn Mal, bevor jemand ranging.
    »‘allo?«
    »Kann ich mit…«
    »Das ist eine Telefonzelle. Sie müssen sich…«
    »Eine Telefonzelle. Wo?«
    »Im Hotel.«
    »In was für einem Hotel?«
    »Im Piccadilly Hotel. Ich muß los.«
    Graham überlegte eine Weile und entschied dann, daß er bei McKeegan besser nachdenken konnte. Er trank ein Bier, aß einen Hamburger, trank noch ein Bier und ging wieder nach Hause. Unterwegs dachte er weiter nach. Dann suchte er die nächste Telefonzelle und meldete ein R-Gespräch nach Providence, Rhode Island, an. Er war überrascht, daß der Chef selbst ans Telefon ging. Er hatte einen Butler oder so erwartet.
    Er berichtete dem Chef alles.
     
     
32
     
    An sonnigen Julitagen wurde der Teich ihr Ausflugsziel. Sie packten Früchte und Aufschnitt ein und spazierten über das Moor und durch das Wäldchen zur Schafweide, wo sie Hardin und Jim zusahen.
    Der Teich war kein natürlicher Teich, sondern der Überrest eines Steinbruchs – eine Erinnerung an die Versuche um die Jahrhundertwende, das Moor fruchtbar zu machen und die steinigen Hänge zu versilbern. Die Dorfbewohner hatten davon geträumt, Gutsherren ihren einheimischen Stein zu verkaufen, um schöne Häuser damit zu bauen. Aber es war billiger, Steine aus Skandinavien zu importieren, als aus Yorkshire herankarren zu lassen. Also wurde der Steinbruch nach acht Jahren herz- und rückenbrechender Arbeit geschlossen. Der

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