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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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letzten Oktobers an der Untersuchung dieser Morde arbeiten, ohne auch nur einen einzigen konkreten Anhaltspunkt gefunden zu haben! Oder wollen Sie vielleicht sagen, dass der Mörder ein
echtes
Gespenst ist?«
    Beißende Ironie berührte Silvestri auch nicht mehr als Aggressivität oder übertriebener Charme; er machte stur weiter.
    »Kein echtes Gespenst, Ma’am. Es ist jemand, der erheblich gefährlicher ist. Stellen Sie sich unseren Mörder als sehr starke Raubkatze im besten Alter vor – sagen wir beispielsweise, einen Leoparden. Er liegt gemütlich auf einem Baum am Rande des Waldes, perfekt getarnt, beobachtet eine Herde Damwild, die sich immer weiter dem Wald und seinem Baum nähert. Für einen Vogel in diesem Baum sieht jedes Rotwild gleich aus. Aber der Leopard sieht jedes Rotwild, jedes Reh, jeden Hirsch anders, und er nimmt ein ganz spezielles einzelnes Tier ins Visier. Für ihn ist dieses eine Reh saftiger, fleischiger als die anderen. Oh, er hat viel Geduld! Das Rotwild nähert sich ihm – er rührt sich nicht –, sie sehen ihn nicht, riechen ihn nicht, wie er da auf seinem Ast liegt –, und dann ist
sein
Reh unterihm. Der Angriff erfolgt so schnell, dass die übrigen Rehe kaum die Zeit haben, loszurennen, bevor er mit seiner Beute wieder auf seinem Baum ist.«
    Silvestri holte Luft; er hatte die Aufmerksamkeit der Journalisten. »Ich räume ein, es ist keine brillante Metapher, aber ich benutze sie dennoch, um ihnen eine Vorstellung vom Ausmaß dessen zu geben, womit wir es hier bei dem Gespenst zu tun haben. Von unserem Standort aus gesehen ist er unsichtbar. Es ist uns noch nicht in den Sinn gekommen, am richtigen Ort nach ihm zu sehen, weil wir nicht die geringste Ahnung haben, wo sein Aufenthaltsort ist, was für einen Aufenthaltsort er benutzt. Möglicherweise gehen wir jeden Tag draußen auf der Straße an ihm vorbei –
Sie
, Mrs Longford, könnten jeden Tag an ihm vorbeigehen. Aber er hat ein völlig durchschnittliches Gesicht, alles an ihm ist durchschnittlich. Oberflächlich betrachtet ist er eine kleine, streunende Katze, kein Leopard.«
    »Welchen Schutz gegen ihn gibt es dann für die Gesellschaft?«
    »Ich würde sagen Wachsamkeit, gleichwohl Wachsamkeit nicht verhindert hat, dass er sich ein Mädchen schnappt, selbst nachdem wir Connecticut mit Bekanntmachungen und Warnungen überschüttet haben. Allerdings ist es meiner Meinung nach klar, dass wir ihm Angst gemacht haben, ihn gezwungen haben, seine Entführungen nicht mehr bei Tag zu machen, sondern auf die Nacht auszuweichen. Das ist nichts, womit man sich brüsten kann, denn es hat ihn nicht aufgehalten. Es hat noch nicht einmal sein Tempo verlangsamt. Dennoch ist es ein Hoffnungsschimmer. Wenn wir den Druck aufrechterhalten, wird er anfangen, Fehler zu machen. Und, meine Damen und Herren von der Presse, Sie haben mein Wort, dass wir seine Fehler nicht übersehen werden.«
    »Er hat es gut gemacht«, sagte Carmine an diesem Abend zuDesdemona. »Der freie Mitarbeiter von AP hat ihn gefragt, ob er bei den nächsten Wahlen zum Gouverneur kandidieren werde. ›Nein, Sir, Mr Dalby‹, antwortete er und grinste dabei von einem Ohr zum anderen, ›verglichen mit Regierungsaufgaben ist der Job eines Polizisten ein glücklicher, trotz Gespenstern und allem.‹«
    »Die Menschen reagieren auf ihn. Als ich ihn in den Sechs-Uhr-Nachrichten sah, hat er mich an einen alten, angeschlagenen Teddybären erinnert.«
    »Der Gouverneur mag ihn, was viel wichtiger ist. Man tut Kriegshelden nicht als unfähige Idioten ab.«
    »Er muss aber schon ein ziemlich bejahrter Kriegsheld gewesen sein.«
    »Das war er.«
    »Sie klingen ein wenig verschnieft, Carmine. Haben Sie sich etwa erkältet?«, fragte Desdemona und nahm sich ein weiteres Stück Pizza. Oh, es war schön, dass sie sich wieder vertragen hatten!
    »Nachdem wir bei Temperaturen unter null in ungeheizten Autos herumgesessen haben, werden wir wohl alle die Grippe kriegen.«
    »Wenigstens mussten Sie mich nicht überwachen.«
    »Aber das haben wir, Desdemona.«
    »Oh, was für ein Einsatz an Arbeitskraft!«, hauchte sie. »Sechsundneunzig Mann?«
    »Exakt.«
    »Wen haben Sie geerbt?«
    »Das ist geheim. Was läuft am Hug, seit Faith verschwunden ist?«
    »Der Professor ist immer noch in der Klapsmühle. Wenn er herausfindet, dass Nur Chandra eine Stelle in Harvard angenommen hat, wird er gleich wieder zusammenbrechen. Esist mehr, als nur seinen hellsten Stern zu verlieren. Dazu kommt, dass in Nurs

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