Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
schauen sollte.
    Sechs Jahre zuvor in Lincoln hatte sie gemeint, einen wunderbaren Mann zu lieben, einen Arzt. Bis sie an seiner Tür vorbeikam und seine Stimme auf der anderen Seite hörte.
    »Wer? Desdemona die Verzweifelte? Mein lieber Freund, die Hässlichen sind immer so dankbar, dass es sich stets lohnt, ihnen den Hof zu machen. Sie geben gute Mütter ab, und man muss sich nie Sorgen wegen des Milchmanns machen, richtig? Also werde ich Desdemona heiraten. Obendrein werden wir kluge Kinder bekommen.«
    Direkt am nächsten Tag hatte sie begonnen, Auswanderungspläne zu schmieden.
    Dank eines gesichtslosen Monsters lebte sie jetzt mit Carmine in seiner Wohnung und meinte, dass er sie genauso liebte wie sie ihn. Doch Worte hießen letzten Endes gar nichts – hatte das der Arzt aus Lincoln nicht bewiesen? Wie vieles von dem, was Carmine zu ihr gesagt hatte, war auf seinen Job zurückzuführen, sein Beschützerverhalten, seine Betroffenheit darüber, was ihr um ein Haar zugestoßen wäre? Oh, bitte, Carmine, enttäusch mich nicht!

Kapitel fünfundzwanzig
    Freitag, den 25. Februar 1966
     
    Bis Tag dreißig nach Faith Khouris Entführung war es nur noch eine Woche, und niemand hatte Grund zu der Annahme, dass sie diesmal eine größere Chance hatten als vor vier Monaten, einen weiteren Mord zu verhindern. Wann hatte sich jemals ein Fall trotz eines solch großen Personaleinsatzes, so vieler Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen dermaßen in die Länge gezogen?
    Man war darin übereingekommen, ganz allgemein weiter so zu verfahren: Jeder Verdächtige im Bundesstaat würde von Montag, den 28. Februar, bis Freitag, den 4. März, rund um die Uhr unter Beobachtung gestellt. Das schloss die zweiunddreißig Verdächtigen in Holloman ein. Ihre Maßnahmen waren gestrafft worden; im Falle von Professor Bob Smith zum Beispiel würde der sehr bescheidene Sicherheitsdienst von Marsh Manor von vier Überwachungsteams der Bridgeport Police unterstützt werden. Sofern er nicht ein Opfer in Bridgeport ins Visier nahm, müsste der Professor schon durch den Housatonic River schwimmen, wenn er nach Osten wollte, oder sechs Straßensperren Richtung Westen umgehen. Das war der größte Unterschied zwischen dem Plan des letzten Monats und diesem neuen: Streifenwagen und Uniformierte ebenso wie Beamte in Zivil und ungekennzeichnete Dienstfahrzeuge, dazu überall Straßensperren.
    Carmine selbst hatte beschlossen, sich an keiner Schicht zu beteiligen; es war eher unwahrscheinlich, dass die Temperaturen Anfang März deutlich unter null lagen, also wäre es besser,wenn er in Funkverbindung mit allen Beteiligten bliebe und neben sich an der Wand eine große Landkarte von Connecticut hatte. Zweimal hatten die Gespenster ganz im Osten zugeschlagen, was bedeutete, dass sie diesmal nach Norden, Westen oder Südwesten gehen würden. Die State Police von Massachusetts, New York und Rhode Island hatten sich bereit erklärt, ihre Grenzen zu Connecticut schärfer zu bewachen als Fliegen einen Kadaver.
    Eher einen Abend mit Desdemona im Kopf als über seinen Fall nachdenkend, brachte Carmine an diesem Spätnachmittag die Ponsonby-Akten zurück zur Caterby Street.
    »Lagert ihr hier noch irgendwo nicht abgeholtes persönliches Eigentum aus dem Jahre 1930?«, fragte er die Archivarin; ihr Assistent war nirgends zu sehen.
    »Wir müssten persönliches Eigentum bis zurück zu Paul Reveres Hut hier haben«, meinte die Frau sarkastisch.
    »Diese beiden Mordopfer«, sagte Carmine und wedelte mit der sehr dünnen und namentlich nicht gekennzeichneten Akte unter ihrer Nase. »Ich möchte ihre persönliche Habe sehen.«
    Die Archivarin gähnte und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich fürchte, Lieutenant, damit haben Sie heute wohl zu lange gewartet. Es ist fünf, und wir haben für heute geschlossen. Kommen Sie morgen wieder.«
    Morgen würde Silvestri die ganze Geschichte haben, aber warum der Schlampe nicht eine schlaflose Nacht verschaffen, bevor das Fallbeil fiel? »Dann schlage ich vor«, sagte er freundlich, »dass Sie morgen früh als Allererstes Ihren Assistenten veranlassen, seinen Pick-up den Dienstvorschriften entsprechend zu nutzen, indem er den Karton mit der persönlichen Habe zu Lieutenant Carmine Delmonico ins County Services Building bringt. Falls die angeforderte Kiste nicht geliefertwird, wird meine Nichte Gina eher früher als später an Ihrem Schreibtisch sitzen. Sie ist scharf auf einen Job beim County in einem schön abgelegenen Winkel, weil

Weitere Kostenlose Bücher