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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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beiden waren. Erstaunlich, dass so ein kleines Land so viele Akzente hatte. »Ich ging hinunter, um es mir selbst anzusehen, und ich schwöre Ihnen, Lieutenant (noch so ein Löftenant!), dass ich Jimmy für tot gehalten habe. Kein Puls, keine Atmung, keine Herzgeräusche, keine Reflexe,beide Pupillen geweitet. Cecil fragte mich, ob ich möchte, dass Dr. Schiller eine Obduktion durchführte, doch ich lehnte ab. Jimmy hatte seine Elektroden noch nicht so lange eingepflanzt, als dass er für mich von irgendeinem experimentellen Wert hätte sein können. Aber ich sagte Cecil, er solle ihn liegenlassen, ich würde ihn gegen fünf noch einmal kontrollieren, und wenn sich nichts geändert hätte, ihn selber in den Kühlraum packen. Was genau das ist, was ich getan habe.«
    »Was ist mit diesem Typen?«, fragte Carmine und zeigte auf den Affen, der denselben Gesichtsausdruck hatte wie Abe, wenn er sich nach einer Zigarette sehnte.
    »Eustace? Oh, er ist von immensem Wert! Bist du, nicht wahr, Eustace?«
    Der Affe schwenkte seinen leeren Blick von Carmine zu Dr. Chandra und grinste schaurig. Du bist ein ganz schön arroganter Bastard, Eustace, dachte Carmine.
    Chandras Laborant war ein junger Mann namens Hank, der Carmine mit zum OP nahm. Im Vorraum wurde er von Sonia Liebman begrüßt, die sich als OP-Laborantin vorstellte. Hier stapelten sich in Regalen die chirurgischen Vorräte; außerdem gab es zwei Autoklaven und einen Safe.
    »Für meine Medikamente«, erklärte Mrs Liebman und zeigte auf den Safe. »Opiate, Pentothal, Zyankali und andere Hässlichkeiten.« Sie reichte Carmine ein Paar Baumwollstiefel.
    »Wer kennt die Kombination?«, fragte er und zog die Stiefel an.
    »Ich, und sie ist
nirgendwo
aufgeschrieben«, antwortete sie nachdrücklich. »Wenn sie mich mit den Füßen zuerst hier raustragen, müssen sie einen Safeknacker holen. Teilt man ein Geheimnis, ist es kein Geheimnis mehr.«
    Der OP selbst sah aus wie jeder andere Operationssaal.
    »Ich operiere nicht unter komplett sterilen Bedingungen«,sagte Mrs Liebman und lehnte ihren Oberkörper auf den OP-Tisch, eine breite Fläche mit sauberem Papiertuch, an dessen Ende ein seltsamer Apparat befestigt war, lauter Aluminiumstäbe, Gestelle und Knöpfe zur Feinjustierung. Sie selbst trug einen sauberen Overall – gebügelt – und Baumwollstiefel. Eine attraktive Frau um die vierzig, schlank und sachlich. Ihr dunkles Haar war zu einem praktischen Knoten im Nacken zurückgebunden, dunkle, intelligente Augen, und ihre wunderschönen Hände wurden durch sehr kurz geschnittene Nägel ruiniert.
    »Ich dachte, ein OP müsse immer steril sein«, sagte er.
    »Gewissenhafte Sauberkeit ist viel wichtiger, Lieutenant. Ich habe schon OPs gesehen, die steriler waren als eine ionisierte Fruchtfliege, aber die noch nie wirklich gereinigt wurden.«
    »Dann sind Sie also eine Neurochirurgin?«
    »Nein, ich bin eine Laborantin mit einem Master. Neurochirurgie ist eine reine Männerdomäne. Aber im Hug kann ich machen, was mir Spaß macht. Aufgrund der Größe meiner Patienten ist die Arbeit sehr anspruchsvoll. Sehen Sie das hier? Mein Zeiss-Operationsmikroskop. Davon haben die in der Neurochirurgie im Chubb kein einziges«, sagte die Lady sehr zufrieden.
    »Wen operieren Sie?«
    »Affen für Dr. Chandra. Katzen für ihn und Dr. Finch. Ratten für die Neurochemiker oben und für die auch Katzen.«
    »Sterben viele Tiere auf dem OP-Tisch?«
    Sonia Liebman sah ihn entrüstet an. »Für was halten Sie mich eigentlich? Einen Tollpatsch? Nein! Ich opfere Tiere für die Neurochemiker, die nicht oft an lebenden Gehirnen arbeiten. Neurophysiologen arbeiten mit lebenden Gehirnen. Das ist für mich der Hauptunterschied zwischen den beiden Fachgebieten.«
    »Ähm, was genau opfern Sie, Mrs Liebman?« Sei vorsichtig, Carmine, ganz vorsichtig!
    »Hauptsächlich Ratten, aber ich führe auch bei Katzen sherringtonsche Dezebrationen durch.«
    »Was ist das?«, fragte er, notierte es, wollte es aber eigentlich gar nicht wirklich wissen – es tauchten ja immer mehr abstruse Details auf!
    »Die Entfernung des Gehirns vom Tentorium ab, unter Äthernarkose. In dem Moment, in dem ich das Gehirn heraushole, injiziere ich Pentothal ins Herz, und zack!, ist das Tier tot. Sofort.«
    »Also stecken Sie relativ große Tiere in Säcke und bringen sie zur Entsorgung in den Kühlraum?«
    »Ja, an Dezebrationstagen.«
    »Wie häufig sind diese Dezebrationstage?«
    »Das hängt davon ab. Wenn Dr. Ponsonby oder

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