Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
den Seiten der Plattform gezogen und wurden durch Stangen am Platz gehalten, die etwas dicker waren als die Schlitze. Außerdem gab es einen Operationstisch, düster und kahl. Und, grausam eindeutig, einen Fleischerhaken und einen Flaschenzug, die von der Decke hingen, über einer leichten Neigung im Boden, in den ein Abflussgitter eingelassen war.Es gab Vitrinenschränke mit chirurgischen Instrumenten, Betäubungsmittel, Spritzen, Dosen mit Äther, Mullkompressen, Klebeband, Wundverband. In einer Vitrine lag eine Sammlung von Penisbehältern. Ein Hochdruck- und ein Dampfstrahlreiniger standen in einem Wandschrank, in einem anderen befanden sich weitere Gummiüberzüge, Laken und Baumwolldecken An einer Wand stand eine große Tiefkühltruhe. Carmine öffnete sie und blickte auf ein makellos sauberes Inneres.
»Nach jedem Opfer entsorgte er die Laken und Decken«, sagte Patrick mit zusammengekniffenen Lippen.
»Sieh dir das hier an, Patsy«, meinte Carmine und zog einen Vorhang zur Seite.
Jemand rief etwas die Treppe hinunter. »Lieutenant, wir wissen jetzt, wer das Opfer ist! Eine gewisse Delice Martin, eine Internatsschülerin an der Stella Maris.«
»Also brauchte er kein Auto«, sagte Carmine zu Patrick. »Stella Maris ist nur eine halbe Meile von hier entfernt. Er hat das Mädchen auf seinen Schultern den ganzen Weg zurückgetragen.«
»Und damit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenn er sich ein Mädchen so dicht an der Ponsonby Lane schnappte«, lautete Patricks Kommentar.
»Er wusste, dass wir alle Hugger streng beschatten, warum sollte es also er sein? Bis zum Ende glaubte er, der Tunnel wäre sein Geheimnis. Würdest du dir jetzt bitte das hier anschauen, Patsy? Sieh dir
das
an!«
Carmine zog einen gebügelten weißen Satinvorhang zur Seite und legte eine Nische aus poliertem weißem Marmor frei. Auf einem altarähnlichen Tisch standen zwei silberne Kerzenhalter mit zwei weißen, neuen Kerzen, als ob etwas auf den silbernen Teller gelegt werden sollte, der auf einem kunstvoll bestickten Tischläufer stand. Ein Opfer.
An der Wand darüber hingen vier Regalböden. Auf den oberen beiden standen jeweils sechs Köpfe; zwei weitere standen auf dem dritten, das vierte war leer. Die Köpfe waren nicht gefroren. Sie waren auch nicht in Gläsern mit Formalin konserviert. Sie waren in klaren Kunststoff gegossen, so wie Geschenkeläden teure Schmetterlinge verkauften.
»Er hatte Probleme mit den Haaren«, sagte Patrick, der die Fäuste ballte, um seine Hände am Zittern zu hindern. »Man sieht, wie er mit der Übung immer besser wurde. Es ging quälend langsam mit diesen ersten sechs Köpfen! Eine Schraubzwinge, um den Kopf umgekehrt in der Gussform in Position zu halten, während er etwas Kunststoff hineinschüttete, ihn sich setzen ließ und dann etwas mehr dazugoss. Beim siebten Kopf erzielte er einen Durchbruch – wahrscheinlich fand er eine Methode, die Haare so hart wie Beton werden zu lassen. Danach konnte er die Form in einem Guss füllen. Ich würde gerne wissen, wie er mit der anaeroben Verwesung umgegangen ist, aber ich würde darauf wetten, dass er das Gehirn entfernt hat und die Schädelhöhle mit einem Formalin-Gel gefüllt hat. Unter dieser geschmackvollen Manschette aus Goldfolie sind die Hälse versiegelt.« Plötzlich würgte Patrick und behielt nur mit Mühe die Kontrolle über sich. »Mir ist schlecht.«
»Ich wusste, dass flüssiger Kunststoff fast unbezahlbar ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass es mit so großen Exemplaren funktioniert«, sagte Carmine. »Selbst Rosita Esperanzas Kopf sieht aus, als wäre er in einem guten Zustand.«
»Es spielt keine Rolle, was die Lehrbücher oder die Hersteller sagen. Diese vierzehn Gegenbeispiele zeigen uns, dass Charles Ponsonby ein Meister auf seinem Gebiet war. Außerdem ist die Gussform angepasst und kaum größer als der Kopf. Ein Liter Kunststoff wäre schon zu viel.«
»Verwandle deinen Talisman in einen Schmetterling.«
Die zwei Techniker waren gekommen, um zu schauen, aber nicht lange; es würde ihr Job sein, jeden Kopf herunterzunehmen und als Beweismittel in Kisten zu packen. Aber erst, nachdem sie jeden Quadratzentimeter fotografiert, skizziert und katalogisiert hatten.
»Lass uns einen Blick ins Badezimmer werfen«, schlug Patrick vor.
»Er brachte Delice Martin hier herein«, folgerte Carmine, als sie es sich ansahen, »warf sie aufs Bett, kam dann hierher und duschte. Das hier hat er angehabt, als er sie entführt
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