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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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flötete sie, »Robinas Mann hat eine dicke Beförderung erhalten. Sie können jetzt das schöne Haus in Westchester kaufen.«
    »Gut für Wie-heißt-er-noch«, sagte er abwesend; seine Arbeit im Turm rief nach ihm.
    »Oh, Addison, er ist dein Schwiegersohn! Er heißt Callum Christie.« Sie seufzte und versuchte es ein letztes Mal. »Diesen Nachmittag habe ich
Quo vadis
gesehen – meine Güte, sie haben den armen Christen das Leben schwergemacht, oder? Löwen, die Menschenarme durch die Gegend gezerrt haben – brrr!«
    »Ich kenne haufenweise Christen, die ich liebend gern den Löwen vorwerfen würde. Klauen sechs Tage die Woche wie die Raben und gehen dann am Sonntag in die Kirche, um die Sache mit Gott zu regeln. Pah! Ich stehe zu meinen Sünden, egal, wie schrecklich sie sind«, sagte er durch zusammengebissene Zähne.
    Sie kicherte. »Oh, Addison, ehrlich! Du redest Unsinn!«
    Der Salat war gegessen; Addison Forbes legte Messer und Gabel beiseite und fragte sich zum millionsten Mal, warum er damals auf halbem Weg durch das Medizinstudium diese hohlköpfige Krankenschwester geheiratet hatte. Obwohl er die Antwort kannte, gab er sie nicht gern zu: Er hatte nicht das Geld, um sein Studium zu beenden, und das Gehalt einer Krankenschwester reichte dafür gerade aus. Natürlich hatte er mit seiner Facharztausbildung fertig sein wollen, bevor er eine Familie gründete, aber diese dumme Tante wurde schwanger, bevor er seinen Abschluss hatte. Und da stand er dann, kämpfte mit einer Assistentenstelle und Zwillingen, die sie unbedingtRoberta und Robina nennen wollte. Obwohl sie eineiig waren, hatte Roberta seine medizinischen Neigungen geerbt, wohingegen Robina, der Dummkopf, ein erfolgreiches Teenager-Model geworden war, bevor sie einen aufstrebenden Börsenmakler geheiratet hatte.
    Seine Abneigung gegen seine Frau war im Laufe der Jahre nicht verflogen, sondern eher gewachsen, bis er ihren Anblick kaum noch ertragen konnte und heimliche Phantasien hatte, sie umzubringen.
    »Du würdest besser daran tun, Robin«, sagte er, während er sich vom Tisch erhob, »dich in ein Studienprogramm des West Holloman State College einzuschreiben, anstatt dir in einem Kino Popcorn reinzuschaufeln. Oder du könntest einen Töpferkurs machen, was untalentierte Frauen mittleren Alters tun. Du wärest nicht in der Lage, einen Auffrischungskurs für Krankenschwestern zu bestehen, denn du würdest an der Mathematik scheitern. Jetzt, da unsere Töchter den sicheren Hafen deiner Mutterschaft für ein Leben im Ozean verlassen haben, ist dein Hafenbecken zu einem abgestandenen Wassertümpel geworden.«
    Dasselbe Ende wie immer: Addison stiefelte davon, die Wendeltreppe hoch zu seinem verschlossenen Adlerhorst, während Robin ihm mit schriller Stimme hinterherbrüllte.
    »Ich falle lieber tot um, als mit dem Staubsauger über deinen dämlichen Adlerhorst herzufallen, also lass um Himmels willen die Tür offen!«
    Seine Stimme trieb zurück. »Du bist laut, mein Liebes. Nein, danke.«
    Robin wischte sich die Augen mit einer Serviette, mischte das cremige Italian Dressing unter den Salat und überflutete ihren Hackbraten mit Preiselbeersauce. Dann sprang sie auf, rannte zum Kühlschrank und holte den Behälter mit dem Kartoffelsalathervor, den sie hinter den Dosen mit den Tabletten versteckt hatte. Es war nicht fair, dass Addison sein unbarmherziges Regime über sie ausübte, aber sie wusste genau, warum: Er hatte Panik davor,
richtiges
Essen zu sehen, aus Angst, wieder rückfällig zu werden.
    Carmine Delmonico lehnte mit der Schulter an dem schwülstig blau und golden gemalten Bauern, der auf die Fensterscheibe des Restaurants gemalt war, eine große, braune Tüte unter dem Arm. Seine Augen folgten träge einer leuchtend roten Corvette und weiteten sich dann, als der Wagen ordentlich einparkte und Miss Desdemona Dupre sich in ihrer ganzen Pracht und Größe geschmeidig herausschälte.
    »Wow!«, sagte er und richtete sich auf. »Nicht die Sorte Auto, die ich bei Ihnen vermutet hätte.«
    »Er wird im Wert steigen, anstatt Wert zu verlieren. Wenn ich ihn irgendwann verkaufe, verliere ich also kein Geld«, sagte sie. »Sollen wir hineingehen? Ich bin am Verhungern.«
    »Ich dachte, wir könnten bei mir essen«, meinte er und ging los. »Die Bude wimmelt vor Chubb-Studenten, und mein Gesicht ist dank der
Holloman Post
recht bekannt. Es ist ein Jammer, dass die armen Kerle gezwungen werden, mit ihren braunen Tüten auf die Toilette zu gehen, um sich

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