Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
Kaffee?«, fragte er aus der Küche, wo er die Geschirrspülmaschine füllte.
»Noch ein Bier, bitte.«
»Was haben Sie erwartet, Desdemona?«, fragte er später aus den Tiefen seines Sessels, die Tasse mit grünem Tee stand auf dem Tempellöwen-Tisch.
»Sind Sie verheiratet? Ich frage nur aus Höflichkeit.«
»Ich war es, vor langer Zeit. Ich habe eine Tochter von fast fünfzehn.«
»Mit den Alimentszahlungen, wie sie in Amerika üblich sind, bin ich überrascht, dass Sie sich Lalique und chinesische Kunst leisten können.«
»Keine Alimente«, sagte er grinsend. »Meine Ex hat mich für einen verlassen, der die Chubb kaufen und verkaufen könnte. Sie leben nun in L. A. in einer Villa, die aussieht wie Hampton Court Palace.«
»Sie sind weit gereist.«
»Von Zeit zu Zeit, sogar geschäftlich. Ich bekomme die Drecksfälle, und da die Chubb eine internationale Gemeinschaft ist, erstrecken sich einige Fälle bis nach Europa, in den Nahen Osten und bis nach Asien. Den Tisch und den Kronleuchter habe ich in einem Schaufenster in Paris gesehen und habe meine Hosenträger dafür verpfändet, um sie zu kaufen. Den chinesischen Kram habe ich in Hongkong und Macao erworben, als ich direkt nach Kriegsende in Japan stationiert war. Bei den Besatzungsstreitkräften. Die Chinesen waren so arm, dass ich alles für ’nen Appel und ’n Ei bekommen habe.«
»Aber Sie waren sich nicht zu schade, von der Armut der Leute zu profitieren.«
»Gemalte Tiger kann man nicht essen, gnädige Frau. Beide Seiten haben bekommen, was sie wollten.« Der Ton war nicht scharf, aber enthielt einen gewissen Tadel. »Der erste kalte Winter, und sie wären verbrannt worden. Ich hasse es, mir vorzustellen, wie viel in den Jahren verbrannt worden ist, als die Chinesen von den Japanern wie Schlachtvieh behandelt wurden. Wie die Dinge liegen, pflege ich, was ich habe, und weiß es auch zu schätzen. Es ist nichts wert, verglichen mit dem, was die Briten aus Griechenland und die Franzosen aus Italien weggeschleppt haben«, fügte er ein wenig böswillig hinzu.
»Touché.« Sie stellte ihr Bier ab. »In Ordnung, kommen wir also zur Sache, Lieutenant. Was glauben Sie, können Sie als Gegenleistung für das Essen aus mir herauskitzeln?«
»Vielleicht nichts, aber wer weiß? Ich werde nicht damit anfangen, Fragen über Dinge zu stellen, die ich nicht selber herausfinden kann. Wenn Sie jedoch mit etwas herausrücken, bleibt es mir vielleicht erspart, ein paar Leute im Hug auf die Palme zu bringen. Sie überragen ja sowieso jede Palme, also weiß ich, woran ich bei Ihnen bin – immer zehn Zentimeter darunter.«
»Ich bin stolz auf meine Größe«, sagte sie zugeknöpft.
»Das sollten Sie auch sein. Zum Glück gibt es eine Menge Männer, die gern den Mount Everest besteigen.«
Sie lachte schallend. »Genau das habe ich heute zu Miss Tamara Vilich gesagt!« Dann blickte sie ihn ruhig an. »Aber Sie sind nicht so einer, oder?«
»Nein. Ich bekomme genug Bewegung im Trainingsraum der Polizei.«
»Dann stellen Sie Ihre Fragen.«
»Wie hoch ist das jährliche Budget des Hug?«
»Drei Millionen Dollar. Eine Million für Löhne und Gehälter, eine Million Unterhaltskosten und Betriebsmittel, eine Dreiviertelmillion geht an die Chubb und eine Viertelmillion als Reserve.«
Er pfiff durch die Zähne. »Himmel! Wie zum Teufel können die Parsons das finanzieren?«
»Aus einer Stiftung mit einhundertfünfzig Millionen. Das bedeutet, dass nie das zu uns durchdringt, was die an Zinsen wirklich einbringen. Wilbur Dowling möchte die Größe des Hug verdoppeln, um eine psychiatrische Abteilung zu eröffnen, die sich mit Psychosen befasst. Obwohl dies nicht zum Hug passt, könnten die Parameter einigermaßen rechtmäßig geändert werden, um seinen Wünschen zu entsprechen.«
»Warum zum Teufel hat William Parson so viel beiseitegelegt?«
»Ich denke, weil er ein skeptischer Geschäftsmann war, der glaubte, Geld würde unweigerlich mit der Zeit seinen Wert verlieren. Er war allein, und gegen Ende wurde das Hug sein einziger Lebensinhalt.«
»Würde die Verdopplung des Hug, damit es den Ambitionen des Dekans entspricht, andere Probleme bereiten als nur finanzielle?«
»Auf jeden Fall. Keiner der Parsons kann Dowling leiden, und M. M. ist ein derartiger Chubber, dass er die Medizin und Forschung als leicht schäbig ansieht, als etwas, das eigentlich an die staatlich geförderten Universitäten gehört. Er toleriert sie deswegen, weil der Staat sie mit
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