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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einen Schluck daraus zu genehmigen.«
    »Die Alkoholgesetze in Connecticut sind vorsintflutlich«, stimmte sie ihm zu, während sie sich ihm anschloss. »Sie dürfen in einem Krieg fallen, aber trinken dürfen sie nicht.«
    »Ich streite mich nicht mit Ihnen, aber ich dachte, Sie würden dagegen protestieren, wo wir essen.«
    »Mein lieber Carmine, mit zweiunddreißig bin ich ein bisschen zu alt, um mich mädchenhaft dagegen zu wehren, in der Wohnung eines Mannes zu essen – oder ist es ein Haus? Müssen wir weit gehen?«
    »Nein, nur um die Ecke. Ich wohne im elften Stock des Nutmeg Insurance Building. Zehn Stockwerke mit Büros, zehn Stockwerke Wohnungen. Dr. Satsuma lebt im Penthouse, aber so reich bin ich nicht. Mein Vermögen ist nur bescheiden.«
    »Bescheidenheit«, sagte sie, »ist keine Eigenschaft, die ich mit Ihnen verbinde.«
    »Was ich am meisten an Ihnen schätze, Desdemona«, sagte er, als sie mit dem Fahrstuhl nach oben glitten, »ist Ihre Art, sich auszudrücken. Zuerst habe ich gedacht, Sie wollten mich auf die Schippe nehmen, aber jetzt weiß ich, dass es vollkommen natürlich für Sie ist, ein wenig – pompös zu sein.«
    »Wenn der Versuch, Slang zu vermeiden, bedeutet, pompös zu klingen, dann bin ich wohl pompös.«
    Er begleitete sie aus dem Fahrstuhl, fischte einen Schlüssel aus der Tasche, schloss die Haustür auf und schaltete das Licht ein.
    Desdemona betrat einen Raum, dessen Anblick ihr den Atem verschlug. Wände und die Decke waren in mattem chinesischem Rot gehalten, ein Teppich derselben Farbe bedeckte den Boden, und die Beleuchtung war mit viel Bedacht gewählt. Fluoreszierende Streifen, die von einem querverlaufenden Vorhang verborgen wurden, liefen in Deckenhöhe einmal um den Raum und beleuchteten einige der schönsten orientalischen Kunstwerke, die sie je gesehen hatte: einen dreiflügeligen Paravent mit Tigern vor goldenen Quadraten, eine wundervolle, zarte Tuschzeichnung eines fetten, alten Mannes, der mit dem Kopf auf einem Tiger eingeschlafen war; eine Gruppe von jungen und alten Tigern; eine Tigermama, die ihrem Tigerbaby eine Lektion erteilt; und, der Abwechslung wegen, bei so vielen Raubtieren, ein paar Berge, gemalt auf weißem Stein und gerahmt von kunstvoll geschnitzten schwarzen Rahmen. Vier gepolsterte chinesische Stühle standen um einen Tisch, auf dessen mattgläsernem Fuß aus Straußenfedern eine zentimeterdickedurchsichtige Glasplatte lag. Darüber hing ein strahlender Kronleuchter von Lalique. Auf dem blitzsauberen Tisch war für zwei Personen gedeckt, mit schlichtem Kristall und schlichtem zartem Porzellan. Um einen gedrungenen, großen Tempellöwen aus Terrakotta, auf dessen Kopf eine Glasplatte lag, stand eine Gruppe von roten Sesseln. Interessant, dass diese verschiedenen Rotschattierungen weder unharmonisch noch irritierend waren. Es wirkte nur ungemein kostbar.
    »Meine Güte!«, entfuhr es ihr schwach. »Und als Nächstes erzählen Sie mir, Sie schreiben intellektuelle Poesie und hegen eintausend stille Leiden.«
    Carmine musste lachen, als er die Tüte in die Küche brachte. So matt rot, wie das Wohnzimmer war, so unberührt weiß war die Küche, perfekt sauber, ziemlich einschüchternd ordentlich. Dieser Mann war ein Perfektionist.
    »Beileibe nicht«, sagte er, als er die dampfenden Speisen in kleine Schüsseln mit Deckel füllte. »Ich bin nur ein Itaker-Bulle aus Holloman mit einer Sehnsucht nach schönen Dingen, wenn ich nach Hause komme. Weißwein oder Rotwein?«
    »Bier, wenn Sie haben. Zu Chinesisch mag ich Bier. Diese Wohnung ist vollkommen anders, als ich erwartet hätte.« Sie nahm zwei Schalen, während er die restlichen wie ein Kellner auf seinem Arm balancierte.
    Er zog ihren Stuhl heraus, half ihr beim Hinsetzen und setzte sich dann selbst.
    »Essen Sie«, sagte er. »Ich habe ein bisschen von jedem genommen.«
    Da beide hungrig waren, aßen sie riesige Mengen, wobei sie geschickt mit den Stäbchen hantierten.
    Ich bin ein Snob, dachte sie, während sie aß, aber wir Engländer neigen dazu, snobistisch zu sein, außer wir kommen aus der Coronation Street. Warum vergessen wir immer, dass die Italienerlange vor uns die Welt regierten, länger und mit größerem Erfolg? Sie waren die Wiege der Renaissance und haben die Welt mit Kunst, Literatur und dem Bogenbau geschmückt. Und dieser Itaker-Bulle hat die Ausstrahlung eines römischen Herrschers, also wieso sollte er keinen Sinn für Ästhetik besitzen?
    »Grünen Tee, schwarzen Tee oder

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