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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Geldern fördert, mit dem die Chubb es sich gutgehen lässt. Das Hug ist nicht das einzige Institut, von dem die Chubb Prozente kassiert.«
    »Also sind M. M. und die Parsons die Stolpersteine. Letztendlich hängt doch immer wieder alles an Persönlichkeiten, nicht?«, fragte Carmine und füllte seine Teetasse wieder auseiner Kanne auf, die in einem gepolsterten Körbchen warmgehalten wurde.
    »Ja, es sind alles Menschen.«
    »Wie viel gibt das Hug pro Jahr für größere Geräte aus?«
    »Dieses Jahr mehr als üblich. Dr. Schiller wird mit einem Elektronenmikroskop ausgestattet, das rund eine Million kostet.«
    »Ah, ja, Dr. Schiller«, sagte er und streckte seine Beine aus. »Ich habe gehört, einige Hugger machen ihm das Leben so schwer, dass er heute Nachmittag versucht hat zu kündigen.«
    »Woher wissen Sie das?«, wollte sie wissen und setzte sich aufrecht.
    »Ein kleiner Vogel.«
    Mit einem lauten Knall stellte sie das Bierglas hin. Desdemona stand auf. »Dann füttern Sie Ihren kleinen Vogel und nicht mich!«, blaffte sie.
    Carmine bewegte sich nicht. »Beruhigen Sie sich, Desdemona, und setzen Sie sich wieder.«
    Sie stand da, türmte sich in ihrer gewohnten Art vor ihm auf und blickte ihm direkt in die Augen, die nicht dunkelbraun waren, sondern eher bernsteinfarben. Alles, was ihn kümmerte, war, das Monster von Connecticut zu finden. Desdemona Dupre war in diesem Schachspiel ein Bauer, den er ruhig verlieren konnte. Sie setzte sich.
    »Das ist besser«, sagte er und lächelte. »Was halten Sie von Dr. Kurt Schiller?«
    »Als Person oder als Forscher?«
    »Beides.«
    »Als Forscher ist er eine weltweit bekannte Autorität mit dem Spezialgebiet ›Die Struktur des limbischen Systems‹, weswegen der Professor ihn sich in Frankfurt unter den Nagel gerissen hat.« Sie lächelte, etwas, das sie viel zu wenig tat unddas ihr eher gewöhnliches Gesicht in ein recht attraktives verwandelte. »Als Mensch mag ich ihn. Der arme Kerl hat es, abgesehen von seiner Nationalität, nicht besonders leicht.«
    »Wegen seiner Homosexualität?«
    »Wieder der Vogel?«
    »Die meisten Männer brauchen keinen Vogel, der ihnen das zwitschert, Desdemona.«
    »Stimmt. Frauen täuschen sich viel eher, denn sie neigen dazu, sympathische und einfühlsame Männer als gutes Ehematerial anzusehen. Viele von ihnen bevorzugen ihre eigenen Geschlechtsgenossen, was die Frauen erst einige Kinder später herausfinden. Zwei Freunden von mir ist das passiert. Wie auch immer, Kurt ist sympathisch und einfühlsam, aber er stellt keinen Frauen nach. Wie alle Forscher lebt er für seine Arbeit, also glaube ich nicht, dass seine homosexuellen Beziehungen von Dauer sind. Oder wenn er einen Freund hat, nehme ich nicht an, dass dieser Freund viel von ihm sieht.«
    »Sie sind sehr unvoreingenommen«, sagte Carmine.
    »Ja, wahrscheinlich weil ich nicht wirklich involviert bin. Offen gesagt glaube ich, Kurt kam nach Amerika, um einen Neuanfang zu machen. Er hat seinen Wohnort so gewählt, dass er bequem nach New York City und zu der homosexuellen Szene fahren kann, wann immer er möchte. Was er vergessen hat – oder vielleicht auch gar nicht wusste –, war, wie viele Amerikaner jüdischen Ursprungs in Medizinberufen arbeiten. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges und all den Enthüllungen über diese schrecklichen Konzentrationslager sind zwanzig Jahre vergangen, aber die Erinnerungen sind immer noch sehr lebendig.«
    »Bei Ihnen auch, kann ich mir vorstellen.«
    »Oh, für mich bestanden die Schrecken nur aus Rationierungen von Nahrungsmitteln und Kleidung – was man lächerlicheKleinigkeiten nennen würde. Bomben und die V2, allerdings nicht dort, wo ich gelebt habe, ein gutes Stück außerhalb von Lincoln.« Sie zuckte die Achseln. »Trotz allem mag ich Kurt Schiller, und bis zu dieser schrecklichen Sache mochten ihn die anderen auch, einschließlich Maurice Finch, Sonia Liebman, Hilda Silverman und den Laboranten. Ich erinnere mich, wie Maurice damals, als Kurt den Job in der Pathologie bekommen hatte, sagte, er habe mit seinem Gewissen gerungen, und sein Gewissen habe gesagt, er solle nicht den ersten Stein auf einen Deutschen werfen, der so jung war, dass er nicht am Holocaust teilgenommen haben konnte.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, die billigste Timex, die sie hatte finden können. »Ich muss gehen, aber vielen Dank, Carmine. Das Essen war genau das, was mir schmeckt, die Umgebung wirklich traumhaft und die Gesellschaft – durchaus

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