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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zwei und schläft bei uns im Bett. Linda hat ihn zu unserer Nachbarin Mrs Spinoza gebracht. Wir dachten, er müsste nicht – müsste nicht –« Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und kämpfte darum, sich zu fassen. »Tut mir leid, ich kann nicht –«
    »Lassen Sie sich Zeit, Mr Bewlee.«
    »Etta – so nennen wir sie – und Linda teilen sich ein Zimmer. Wir sind nicht besonders früh aufgestanden, aber als meine Frau anfing, uns ein Frühstück zu machen, hat sie die beiden Mädchen gerufen. Linda sagte, Etta wäre im Bad, aber wie sich herausstellte, waren die Jungs da drin, nicht Etta. Also haben wir sie gesucht und konnten sie nirgends finden. Na, und da hab ich dann die Polizei gerufen. Ich konnte an nichts anderes als das Monster denken. Aber er kann’s doch nicht sein, oder? Ist doch noch nicht seine Zeit, oder? Und außerdem ist Etta wie wir alle –
schwarz
. Ich meine, wir sind richtig schwarz. Unser kleines Mädchen wird er doch nicht haben wollen, Lieutenant, oder?«
    Was sollte er darauf antworten? Carmine wandte sich Ettas Schwester zu. »Linda, stimmt’s?« Er lächelte sie an.
    »Jawohl, Sir«, brachte sie weinend heraus.
    »Linda, ich werde jetzt nicht sagen, weine nicht, aber deiner Schwester hilfst du am besten, wenn du meine Fragen beantwortest, okay?«
    »Okay.« Sie wischte sich über das Gesicht.
    »Du und Etta, ihr seid zur gleichen Zeit ins Bett gegangen, richtig?«
    »Jawohl, Sir. Um halb eins.«
    »Dein Daddy sagt, ihr wäret alle ziemlich müde gewesen. Stimmt das?«
    »Völlig fertig«, sagte Linda nur.
    »Also seid ihr zwei schnurstracks ins Bett.«
    »Jawohl, Sir, sofort nachdem wir unsere Gebete gesprochen hatten.«
    »Habt ihr noch geredet, als ihr im Bett gelegen habt?«
    »Nein, Sir, ich bin eingeschlafen, sobald ich mich hingelegt hatte.«
    »Hast du während der Nacht irgendwelche Geräusche gehört? Bist du aufgewacht, um zur Toilette zu gehen?«
    »Nein, Sir, ich habe geschlafen, bis Mum uns gerufen hat. Obwohl, ich fand es komisch, dass Etta vor uns auf den Beinen war. Normalerweise kommt sie so gar nicht aus den Federn. Dann dachte ich, sie hat sich wahrscheinlich rausgeschlichen, um vor mir im Bad zu sein, aber als ich gegen die Tür hämmerte, hat mir Hank geantwortet.«
    Das Kind hatte ein hübsches Gesicht, lebendige dunkle Augen, eine makellose Haut und sehr volle Lippen, die Lippen eines schwarzen Mädchens, ein dunkles, rötliches Braun, das in ein Rosa überging, wo sie sich in dieser herzerweichenden Falte trafen. Hatte Margaretta genau so ein Gesicht?
    »Du denkst nicht, dass Etta sich aus dem Haus geschlichen haben könnte, Linda?«
    Die großen Augen wurden noch größer. »Warum sollte sie?«, fragte Linda, als wäre das allein schon Antwort genug.
    Ja, warum sollte sie? Sie ist genauso süß und gutmütig und hübsch wie alle anderen. Sie betet immer noch vor dem Zubettgehen.
    »Wie groß ist Etta?«
    »Einsfünfundsiebzig, Sir.«
    »Hat sie eine gute Figur?«
    »Nein, sie ist dünn. Das belastet sie, denn sie möchte ein Star sein wie Dionne Warwick«, antwortete Linda, an der alles dafür sprach, dass sie ebenfalls groß und dünn werden würde.
    »Ich danke dir, Linda. Hat sonst noch jemand vergangene Nacht irgendein Geräusch gehört?«
    Niemand hatte etwas gehört.
    Dann zeigte Mr Bewlee ein Foto. Carmine merkte, wie er ein Mädchen anstarrte, das genauso aussah wie Linda. Und wie die anderen.
    Patrick kam allein herein, seine Tasche in der Hand.
    »Welche Tür den Flur hinunter, Linda?«
    »Die zweite rechts, Sir. Mein Bett steht auf der rechten Seite.«
    »Hast du irgendwas gesehen, dass er durchs Fenster rein ist, Patsy?«
    »Nichts. Außer, dass sich sowohl am eigentlichen Fenster als auch am Winterfenster ganz normale Verriegelungen befinden, die nicht abgeschlossen waren. Der Boden da draußen ist komplett durchgefroren. Im Sommer wächst dort Gras, aber momentan ist alles tot. Die Fensterbank sieht aus, als wäre sie nicht mehr berührt worden, seit das Winterfenster im Oktober eingesetzt wurde – oder wann immer die Insektenfenster rausgenommen worden sind. Paul ist noch draußen. Er soll sich vergewissern, dass ich nichts übersehen habe, was ich allerdings nicht glaube.«
    Sie betraten einen Raum, der kaum groß genug war für zwei heranwachsende junge Frauen, aber alles war ausgesprochen aufgeräumt und gepflegt. Rosagestrichene Wände, eine geflochtene rosa Matte zwischen den Einzelbetten links und rechts des Fensters. Jedes Mädchen

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