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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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fragte Silvestri.
    »Nein, nur fest genug, um die Luftröhre und die Halsschlagader zu verschließen.«
    »Er hat es vorher schon mal benutzt.«
    »O ja. Er hatte viel Übung.«
    »Aber er hat seine Garotte dagelassen. Bedeutet das, er hat aufgehört, mit seinem Spielzeug zu spielen?«, fragte Abe.
    »Das nehme ich an.«
    »Glaubst du immer noch, Desdemona Dupre ist ein Ablenkungsmanöver?«, fragte Corey, den die Sache mehr mitnahm als die anderen. Die Frau des toten Polizisten war eine enge Freundin seiner Frau.
    »Ich glaube einfach nicht, dass sie irgendetwas anderes ist!«, rief Carmine. »Sie ist kein Dummkopf – wenn sie irgendetwas wüsste, hätte sie es mir gesagt.«
    »Wie lautet Ihre Theorie, soweit es sie betrifft, Carmine?«, fragte Silvestri.
    »Er hat sie sich aus mehreren Gründen ausgesucht. Zum einen, weil sie ein Eigenbrötler ist. An die kommt man leichter ran. Dann, weil sie als Frau das absolute Gegenteil von seinem bevorzugten Opfertypus ist. Was aber vielleicht am wichtigsten ist: Er weiß, dass Desdemona derjenige Hugger ist, den ich in Anspruch nehme. Der Zettel – die Mitteilung – bezeichnet sie als Petze.«
    »Was ist mit dem Zettel«, hakte Silvestri sofort nach.
    »Oh, das ist ein echtes Prachtexemplar, Sir! Ich meine, die Ausdrucksweise ist eher ein internationales Englisch als Amerikanisch. Er benutzt ein Wort wie ›Spaghettifresser‹, aber das ist altmodisch. Heutzutage sind wir Itaker. Er verweist auf seine Bildung, indem er von mir als Othello spricht, dessen Frau Desdemona war.« Er sah den Ausdruck auf Coreys Gesicht und holte weiter aus. »Ein ausgesprochen mieser Kerl namens Iago spielte mit Othellos Habgier und seiner Leidenschaft für Desdemona. Schaffte es, Othello glauben zu machen, sie sei untreu. Also hat Othello sie erdrosselt. Unter den gegebenen Umständen war eine Garotte wahrscheinlich das Instrument, mit der er einer Erdrosselung am nächsten kommen konnte.«
    »Spielt er mit dir?«, fragte Patrick.
    »Das bezweifle ich. Er hat mit ihr gespielt. Aber eigentlich hat er uns gezeigt, dass wir rein gar nichts tun können, um sie zu beschützen, wenn er beschließt, zu handeln.«
    »Ein Polizistenmörder!«, stieß Corey heftig aus.
    »Ein Kindermörder«, sagte Marciano. »Wir müssen ihm das Handwerk legen, Carmine!«
    »Das werden wir auch. Ich lasse nicht locker, Danny.«
    Es führte nur ein einziger Weg in Desdemonas Wohnung im neunten Stock des Nutmeg Insurance Building: Man musste sich über eine Gegensprechanlage anmelden und dann eine zehnstellige Zahlenkombination in die Codetastatur eines speziellen Türöffnungssystems eingeben. Der Code wechselte täglich, niemand durfte ihn aufschreiben, nicht einmal Desdemona.
    Sie murrte nicht, als Carmine sich an diesem Abend selbst hereinließ, die Arme voller brauner Tüten mit Lebensmitteln.
    »Darjeeling von Scrivener’s … kolumbianischer Kaffee aus der gleichen Quelle … Graubrot … Butter … Schinken … einpaar Fertiggerichte … frische Rosinenbagels … Mayonnaise … saure Gurken … Schokoladenkekse … alles, von dem ich annahm, dass Sie es mögen«, sagte er und stellte die Tüten auf den Küchentresen.
    »Befinde ich mich im Belagerungszustand?«, fragte sie. »Darf ich nicht zur Arbeit oder an den Wochenenden wandern gehen?«
    »Wandern kommt nicht in Frage, aber wir werden heute Abend im Malvolio’s essen oder wo immer Sie möchten. Das Haus verlassen Sie nur noch in Begleitung von zwei Polizisten, und die werden keine Bücher lesen«, sagte er. »Die Tür bedeutet, ich muss für die Überwachung keine guten Männer verschwenden, aber sowie Sie über die Schwelle treten, sind Sie Staatseigentum.«
    »Ich werde es hassen«, meinte sie und nahm ihren Mantel vom Haken.
    »Dann hoffen wir mal, dass es nicht für zu lange sein wird.«

TEIL DREI
    Januar & Februar 1966
    Kapitel vierzehn
    Samstag, den 1. Januar 1966
     
    Kurz nach acht Uhr morgens am Neujahrstag holte das Telefon Carmine aus einem tiefen Schlaf. Es war eines der wenigen Male in fast drei Monaten, dass er beschlossen hatte, richtig auszuschlafen. Nicht etwa, weil er den Ausklang des alten Jahres gefeiert hätte; auch wenn es eines der grauenvollsten Jahre seines Lebens gewesen war, hatte er jede Menge Gründe, davon auszugehen, dass das neue noch erheblich schlimmer sein könnte. Deshalb hatte er den Silvesterabend allein in seiner Wohnung vor dem Fernseher verbracht und sich die wartende Meute auf dem Times Square angesehen. Es war

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