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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ihn erst einmal hereinzulassen, behielt ihn jedoch misstrauisch im Auge.
    »Wir sind in der Küche und gerade dabei, ein Beethoven-Dinner zuzubereiten. Die Nummern drei, fünf und sieben. Seine ungeraden Symphonien gefallen uns schon immer besser als die geraden. Kommen Sie! Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, in der Küche zu sitzen?«
    »Ich freue mich, wenn ich überhaupt irgendwo sitzen darf, Dr. Ponsonby.«
    »Nennen Sie mich Chuck, allerdings bleibe ich der Form halber bei Ihrem offiziellen Rang. Claire nennt mich immer Charles.«
    Er führte Carmine durch eines dieser echt 250-jährigen Häuser, deren Balken sich durchbogen, in ein eher modernes Esszimmer, aus dem man in die eindeutig originale Küche gelangte. Hier waren die Wurmlöcher, der verblassende Anstrich und das absplitternde Holz authentisch: Da kriegst du lange Zähne, Mrs Eliza Smith.
    »Das hier muss früher mal vom eigentlichen Haus getrennt gewesen sein«, sagte Carmine, als er einer Frau von Ende dreißig die Hand schüttelte. Sie sah genauso aus wie ihr Bruder, bis hin zu den wässrigen Augen.
    »Setzen Sie sich dorthin, Lieutenant«, sagte sie mit Lauren-Bacall-Stimme und deutete auf einen Windsor-Stuhl. »Ja, sie war separat. Das mussten Küchen damals sein, falls es mal brannte. Denn andernfalls wäre gleich das ganze Haus niedergebrannt. Charles und ich haben es über ein Esszimmer mit dem Haus verbunden, aber mein Gott, die Bauphase hat uns ziemliche Kopfschmerzen bereitet!«
    »Warum?«, fragte Carmine und nahm von Charles ein Glas Sherry entgegen.
    »Die Bauordnung besteht darauf, dass wir Bauholz des gleichen Alters wie das Haus verarbeiten«, sagte Charles und nahm gegenüber Carmine Platz. »Schließlich gelang es mir, zwei historische Scheunen im Norden des Staates New York ausfindig zu machen, die ich beide kaufte. Zu viel Holz, aber wir haben es für mögliche zukünftige Reparaturen eingelagert. Gute, harte Eiche.«
    Claire stand im Profil zu Carmine, schwang ein Messer mit einer dünnen, biegsamen Klinge, mit deren Hilfe sie zwei dicke Filetsteakscheiben schnitt. Voller Ehrfurcht verfolgte Carmine,wie ihre flinken Finger die Klinge unter eine Sehne führten und diese entfernten, ohne etwas von dem Fleisch zu verlieren. Sie erledigte diese Aufgabe besser, als er es vermocht hätte.
    »Mögen Sie Beethoven?«, fragte sie ihn.
    »Ja, sehr.«
    »Nun, warum leisten Sie uns dann nicht Gesellschaft? Wir haben genug zu essen da, Lieutenant«, sagte sie und spülte das Messer unter einem Messinghahn über einem steinernen Becken ab. »Zuerst gibt es ein Soufflé mit Käse und Spinat, es folgt ein Zitronensorbet, dann das Rinderfilet mit Sauce béarnaise, dazu neue, in selbstgemachtem Rinderfond gegarte Kartoffeln und feine Erbsen.«
    »Klingt köstlich, aber ich kann leider nicht lange bleiben.« Carmine trank einen Schluck Sherry und stellte fest, dass es ein sehr guter war.
    »Charles hat erzählt, dass wieder ein Mädchen vermisst wird«, sagte sie.
    »Ja, Miss Ponsonby.«
    »Nennen Sie mich Claire.« Sie seufzte, legte das Messer fort, kam zu ihnen an den Tisch und nahm einen Sherry, als könne sie das Glas sehen.
    Die Küche war im Großen und Ganzen so, wie sie einmal gewesen sein musste, nur dass sich dort, wo sich früher im großen Kamin die Spieße, Haken und der Brotofen befunden hatten, ein wuchtiger AGA-Herd stand. Für Carmines Geschmack war es viel zu warm in dem Raum.
    »Ein AGA-Herd? Den kenne ich nicht«, sagte er und leerte seinen Sherry.
    »Wir haben ihn bei unserem einzigen Auslandsabenteuer vor einigen Jahren in England gekauft«, sagte Charles. »Ein Herd und Ofen. Es gibt einen sehr langsamen Schmorofen, für Backvorgänge,die lange dauern, und dann einen Ofen, der heiß und damit schnell genug ist für Gebäck und französisches Brot. Jede Menge Herdplatten. Im Winter liefert er uns außerdem heißes Wasser.«
    »Wird er mit Öl befeuert?«
    »Nein, mit Holz.«
    »Ist das nicht ziemlich teuer? Ich meine, Heizöl kostet gerade mal neun Cent die Gallone. Holz muss doch erheblich mehr kosten.«
    »Das wäre wohl auch so, müsste ich es kaufen, Lieutenant. Aber hinter Sleeping Giant besitzen wir zwanzig Morgen Wald, das letzte Land in unserem Besitz, abgesehen von diesen fünf Morgen hier. Jedes Frühjahr fälle ich, was ich brauche, und pflanze für jeden gefällten Baum einen neuen an.«
    Mein Gott, schon wieder einer!, dachte Carmine. Wie viele Hugger besitzen eigentlich diese geheimen Zufluchtsorte? Abe und

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