Ein kalter Strom
zwischen die vollen Lippen. »Und wie wär’s mit Feuer?«, forderte sie.
»Die Zigarette war umsonst. Das Feuer musst du dir verdienen.«
Krebs warf ihr einen finsteren Blick zu. »Biest«, sagte sie.
Petra schüttelte den Kopf. »Das ist kein guter Anfang.«
»Was soll’n das überhaupt? Was hab ich denn mit dem Nachrichtendienst zu tun?«
»Bisschen spät, Marlene, das erst jetzt zu fragen. Das hätte deine erste Frage sein sollen.«
Krebs nahm die Zigarette aus dem Mund und klopfte darauf, als ob sie die Asche wegstippen wolle. »Passen Sie auf, ich geb ja zu, dass ich Kamal, den verdammten Dealer, umgelegt hab.«
»Daran gibt’s kaum Zweifel.«
»Aber ich hatte auch einen guten Grund. Er hat meinem Danni den Stoff verkauft, der ihn umgebracht hat. Was soll ich dazu sagen? Ich war weggetreten vor lauter Kummer.«
Petra schüttelte langsam den Kopf. »Als Schauspielerin wirst du’s nie zu was bringen, Marlene. Für den Auftritt musst du noch viel üben, bevor du ihn einem Richter vorspielst. Schau, wir wissen beide, dass deine Geschichte geschwindelt ist. Lassen wir doch den Quatsch, und ich überleg mir lieber, was ich für dich tun kann, ja?«
»Ich weiß nicht, von was Sie reden. Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Kamal hat Danni umgebracht. Ich habe Danni geliebt. Irgendwie bin ich ausgerastet, als ich gehört habe, dass Kamal verhaftet worden war, und ich wollte mich dafür rächen, was er mir genommen hat.«
Petra lächelte. Es war das Eidechsen-Lächeln eines Raubtiers, das den ersten Hauch von Blut riecht. »Siehst du, Marlene, das ist schon das erste Problem. Die Typen, die Kamal festgenommen haben, standen nicht erst lange rum. Sie sind direkt zu seinem Restaurant gegangen und haben ihn durch die Tür und ins Auto gezerrt. Dann sind sie hierher gefahren. Ich hab die Unterlagen gesehen. Es war kaum genug Zeit, dass du davon hättest erfahren können, schon gar nicht, dir ’ne Pistole zu besorgen und es rechtzeitig bis zur Friedrichstraße zu schaffen und ihm dort ’ne Kugel in den Kopf zu jagen.« Petra ließ Marlene darüber nachdenken. »Außer natürlich, wenn jemand dir ’nen Hinweis gegeben hätte, dass die Verhaftung geplant war. Aber warum sollte jemand das tun, doch höchstens, wenn er gewollt hätte, dass Kamal stirbt. Wie hast du also von Kamals Verhaftung erfahren?«
»Ich muss Ihnen nicht antworten.«
»Stimmt. Aber zuhören musst du mir, weil nämlich alles, was ich dir sage, deine strafmildernden Umstände wie Dynamit in der Luft zerreißen wird. Marlene, die Sache wird nicht so laufen, wie derjenige, der es dir gesagt hat, es ausgemalt hat. Deine Geschichte wird sich auflösen, sobald die Kripo sie unter die Lupe nimmt. Ich weiß, dass du meinst, sie werden sich nicht besonders darum kümmern, weil es ihnen den Zirkus erspart hat, gegen Kamal eine schwierige Anklage führen zu müssen, gar nicht davon zu reden, dass sie einen schäbigen kleinen Dealer weniger auf den Straßen haben. Aber mir ist es wichtig, weißt du. Weil ich an den Leuten über Kamal interessiert bin.«
»Ist mir trotzdem alles schleierhaft«, sagte Krebs eigensinnig. »Zünden Sie mir jetzt die verdammte Zigarette an, oder was?«
»Ich hab’s dir ja gesagt, nicht umsonst. Na los, Marlene, sieh’s doch ein, du wirst für lange Zeit verschwinden. Es war kein Verbrechen aus Leidenschaft, es war vorsätzlicher Mord. Und wir werden es beweisen. Du wirst Großmutter sein, bevor du die Freiheit wiedersiehst.«
Zum ersten Mal zuckte es in Marlene Krebs’ kalten Augen. »Sie können nicht beweisen, was nicht wahr ist.«
Petra lachte laut heraus. »Ach bitte, Marlene. Ich dachte, so jemand wie du glaubt sowieso nur, dass Bullen nichts anderes als genau das tun. Na gut, etwas zu beweisen, was nicht passiert ist, kann manchmal … schwierig sein. Aber verglichen damit ist es eine Lappalie, das zu beweisen, was wir tatsächlich wissen. Ich weiß, dass du darauf angesetzt wurdest. Und ich weiß, dass die Leute, die das getan haben, damit rechneten, dass es uns nicht übermäßig wichtig ist, wer Kamal erledigt hat und warum. Aber sie haben nicht mit ihrem eigenen Einsatz gespielt, sie haben
deine
Chips gesetzt. Wir haben also schon eine Lücke in deiner Geschichte, was den Zeitablauf betrifft. Ich glaube, die nächste Lücke wird sein, woher du die Waffe hast.«
»Es war Dannis Pistole«, sagte sie schnell. »Er hat sie bei mir in der Wohnung gelassen.«
»Und das ist im Auto ungefähr zehn Minuten von Kamals
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