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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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alle Anstrengung ab, die sie aufbringen konnte.
    Sie bog in die Dean Street ein, ihre Augen suchten die Gehwege und die Straße ab und überprüften ständig, ob jemand sie beobachtete. Bestimmt stand ihr etwas Schwieriges bevor, und sie versuchte vorauszuahnen, was es sein könnte.
    Carol erblickte das Damocles auf der anderen Straßenseite. Es sah wie eine typische Café-Bar in Soho aus, Designerstühle und Marmortische, exotische Blumen-Arrangements, die durch das dunkel getönte Fensterglas zu erkennen waren. Sie ging bis zur nächsten Ecke weiter und dann um den Block herum, so dass sie aus der anderen Richtung in die Dean Street zurückkam.
    Sie war fast auf der gleichen Höhe mit ihnen, als sie sie sah. Sie hatte nie im Rauschgiftdezernat gearbeitet, aber sie kannte die Autos, die sie fuhren. Dieses hier sah wie ein stinknormaler Ford Mondeo aus, aber der Doppelauspuff verriet es. Es hatte einiges mehr unter der Haube als den normalen Motor. Und die kurze Antenne, die aus dem Rückfenster ragte, war eine weitere Bestätigung, wäre eine solche nötig gewesen. Der Fahrer saß am Steuer, gab vor, die Zeitung zu lesen, und trug eine tief heruntergezogene Baseballmütze, um sein Gesicht zu verbergen.
    Wo einer war, da würde es auch noch andere geben. Jetzt, wo Carol schon eher wusste, wonach sie Ausschau halten sollte, schlenderte sie gemächlich die Straße entlang. Da war ein weiteres Auto, von dem sie ziemlich sicher war, dass es zum Rauschgiftdezernat gehörte, und auch dieser Fahrer saß hinter einer Zeitung versteckt. Genau gegenüber vom Damocles putzten zwei Männer besonders gründlich das Fenster eines Zeitungsladens. Ein dritter Mann stand über ein Fahrrad gebeugt, pumpte sehr langsam den Hinterreifen auf und drückte alle paar Sekunden auf den Reifen, um den Reifendruck zu überprüfen.
    Zwei Autos voll
, dachte sie. Das hieß also, sechs oder acht Männer. Sie hatte fünf aufgespürt, das hieß, es gab drei weitere, die sie noch nicht entdeckt hatte. Wenn sie es auf sie abgesehen hatten, dann waren die anderen wahrscheinlich schon im Café. Gut. So war es dann also.
    Es war an der Zeit, ein wenig zu improvisieren.
     
    Carol hatte den verbeulten weißen Van nicht bemerkt, der hinter dem Mondeo parkte. Innen war er mit einem hochmodernen Überwachungssystem ausgestattet. Morgan, Thorson und Surtees saßen auf Drehstühlen und hatten Kopfhörer auf. »Das ist sie doch, oder?«, sagte Thorson. »Sie hat ihr Aussehen verändert, aber das ist sie.«
    »Man sieht es immer am Gang«, sagte Surtees und griff an ihr vorbei, um sich eine Thermosflasche zu nehmen, die er sich in seiner Lieblingsbar in der Old Compton Street mit Caffè Latte hatte füllen lassen. »Der lässt sich als Einziges fast unmöglich verbergen.«
    Morgan sah konzentriert auf einen der Video-Monitore. »Sie geht weiter zur Ecke. Zweimal vorbei, beim nächsten Mal wird sie einbiegen.«
    »Die Sache mit den Schlägern hat sie gut geregelt«, sagte Surtees, goss sich Kaffee ein und bot seinen Kollegen bewusst nichts davon an. Er wusste, dass Morgan immer irgendwo seine unvermeidliche Flasche San Pellegrino versteckt hatte, und Thorson hatte er nie genug gemocht, um etwas mit ihr teilen zu wollen.
    Thorson starrte ihn an, als sie das starke Kaffeearoma roch. Sie schaffte es einfach nie, so gut vorbereitet zu sein wie der knauserige Mistkerl Surtees. Er gab ihr immer ein Gefühl des Unvermögens. Sie hatte den Verdacht, dass Morgan dies wusste, und das war einer der Gründe, weshalb sie immer noch zusammenarbeiteten. Er hatte die Leute schon immer gern auf Trab gehalten. So erreichte er einiges, aber sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es manchmal auf Kosten der Nerven seiner Ermittlergruppe ging. Sie reckte den Hals, um über Morgans Schulter auf den Bildschirm zu sehen. »Alle an Ort und Stelle, Subjekt kommt«, hörte sie zwischen dem Rauschen ihres Kopfhörers. »Auf meinen Befehl, nicht früher.«
    Carol war jetzt wieder zu sehen, diesmal ging sie entschlossen auf die schweren Türen aus Glas und Chrom des Damocles zu. Morgan klickte mit der Maus auf das Videobild, und die Ansicht zeigte jetzt den Innenraum des Cafés. Noch ein Klick, und der Bildschirm teilte sich in zwei Ansichten auf. Eine zeigte den Innenraum, die andere war auf einen Mann gerichtet, der lesend an einem Tisch im hinteren Teil saß und rauchte. Sie beobachteten, wie Carol hereinkam und direkt zur Bar ging. Sie setzte sich auf einen Hocker ziemlich weit

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