Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
Sklaven wagte sie einen so verhängnisvollen
     Auftrag, als ein Brief nach Rom war, anzuvertrauen.
    Die kluge und mutige Numiderin, welche den Haß ihrer angebeteten Herrin gegen den rohen Barbaren, der diese verschmäht, vollauf
     teilte, ungeschwächt bei ihr durch heimliche Liebe, hatte sich zwar eifrig erboten, ihren Weg zu Cethegus zu finden. Aber
     Mataswintha wollte das Mädchen nicht den Gefahren einer Wanderung durch Italien, mitten durch den Krieg, aussetzen. Und schon
     gewöhnte sie sich an den Gedanken, ihre Rache bis zu dem Marsch auf Rom zu verschieben, ohne inzwischen in ihrem Eifer in
     Erforschung der gotischen Pläne und Rüstungen zu erkalten.
    So wandelte sie eines Tages nach der Stadt zurück von dem Kriegsrat, welcher draußen im Lager, im Zelt des Königs, war gehalten
     worden. Denn seit die Rüstungen ihrer Vollendung nah und die Goten jeden Tag des Aufbruchs gewärtig waren, hatte Witichis,
     wohl auch um Mataswintha aus dem Wege zu sein, seine Zimmer im Palatium verlassen und seine schlichte Wohnung mitten unter
     seinen Kriegern aufgeschlagen. Langsam, das Vernommene ihrem Gedächtnis einprägend und über die Verwertung nachsinnend, wandelte
     die Königin, nur von Aspa begleitet, durch die äußersten Reihen der Zelte, einen sumpfigen Arm des Padus zur Linken, die weißen
     Zelte zur Rechten. Sie mied das Gedränge und den Lärm der innern Gassen des Lagers. Während sie bedächtig, und ihrer Umgebung
     nicht achtend, dahinschritt, musterten Aspas scharfe Augendie Gruppe von Goten und Italiern, welche sich hier um den Tisch eines Gauklers geschart hatte, der unerhörte und nie gesehne
     Künste zum besten zu geben schien, nach dem Staunen und Lachen der Zuschauer zu schließen. Aspa zögerte etwas in ihrem Gang,
     diese Wunder mit anzusehen.
    Es war ein junger, schlanker Bursch: nach der blendendweißen Haut des Gesichts und der bloßen Arme wie nach dem langen gelben
     Haar gallischen Zuschnitts ein Kelte, wozu die kohlschwarzen Augen nicht stimmen wollten. Er verrichtete wirklich Wunderdinge
     auf seiner einfachen Bühne. Bald sprang er in die Höhe, überschlug sich in der Luft und kam doch senkrecht, bald wieder auf
     die Füße, bald auf die Hände, zu stehen. Dann schien er brennende Kohlen mit sichtlichem Appetit zu verspeisen und dafür Münzen
     auszuspeien: dann verschluckte er einen fußlangen Dolch und zog ihn später wieder aus seinen Haaren hervor, um ihn mit drei,
     vier andern scharfgeschliffnen Messern in die Luft zu werfen und eins nach dem andern mit nie fehlender Behendigkeit am Griff
     aufzufangen, wofür ihn Gelächter und Rufe der Bewunderung von seiten seiner Zuschauer belohnten.
    Aber schon zu lange hatte sich die Sklavin verweilt. Sie sah nach der Herrin und bemerkte, daß ihr Weg gesperrt war von einer
     Schar italischer Lastträger und Troßknechte, welche die Gotenkönigin offenbar nicht kannten und grade an ihr vorbei, über
     den Weg hin, nach dem Wasser zu, lärmende Kurzweil trieben. Sie schienen sich aber einen Gegenstand, den Aspa nicht wahrnahm,
     zu zeigen, und ihn mit Steinen zu werfen. Eben wollte sie ihrer Herrin nacheilen, als der Gaukler neben ihr auf dem Tisch
     einen gellenden Schrei ausstieß; Aspa wandte sich erschrocken und sah den Gallier in ungeheurem Satz über die Köpfe der Zuschauer
     weg wie einen Pfeil durch die Luft auf die Italier losschießen.
    Schon stand er mitten in dem Haufen und schien, sich bückend, einen Augenblick unter ihnen verschwunden. Aber plötzlich ward
     er sichtbar. Denn einer und gleich darauf ein zweiter der Italier stürzte von seinen Faustschlägen nieder. Im Augenblick war
     Aspa an der Königin Seite, welche sich schnell aus derNähe der Schlägerei entfernt hatte, aber, zu der Sklavin Befremden, stehenblieb, mit dem Finger auf die Gruppe weisend.
    Und seltsam in der Tat war das Schauspiel. Mit unglaublicher Kraft und noch größrer Gewandtheit wußte der Gaukler das Dutzend
     der Angreifer sich vom Leibe zu halten. Die Gegner anspringend, sich wendend und duckend, weichend, dann wieder plötzlich
     vorspringend und den nächsten am Fuß niederreißend oder mit kräftigem Faustschlag vor Brust oder Gesicht niederstreckend,
     wehrte er sich. Und das alles ohne Waffe: und nur mit der rechten Hand: denn die linke hielt er, wie etwas bergend und schützend,
     dicht an die Brust.
    So währte der ungleiche Kampf minutenlang. Der Gaukler ward näher und näher von der wütenden, lärmenden Menge dem Wasser zu
    

Weitere Kostenlose Bücher