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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Scharen der wilden isaurischen Bergvölker,
     welche in jenen Zeiten die Rolle der Schweizer des sechzehnten Jahrhunderts spielten, in seinen Sold zu ziehen. Indessen hatte
     dies Verfahren doch zwei sehr enggezogneSchranken. Einmal konnte er auf diesem Wege, ohne seine für andere Zwecke unentbehrlichen Mittel zu erschöpfen, doch immer
     nur verhältnismäßig kleine Massen aufbringen, den Kern eines Heeres, nicht ein Heer. Und ferner war es unmöglich, diese Söldner,
     ohne den Verdacht der Goten zu wecken, in größerer Anzahl nach Italien, nach Rom zu bringen. Einzeln, paarweise, in kleinen
     Gruppen schmuggelte er sie mit vieler List und vieler Gefahr als seine Sklaven, Freigelassnen, Klienten, Gastfreunde in seine
     durch die ganze Halbinsel zerstreuten Villen oder beschäftigte sie als Matrosen und Schiffsleute im Hafen von Ostia oder als
     Arbeiter in Rom.
    Schließlich mußten doch die Römer Rom erretten und beschützen, und all seine ferneren Pläne drängten ihn, seine Landsleute
     wieder an die Waffen zu gewöhnen. Nun hatte aber Theoderich wohlweislich die Italier von dem Heer ausgeschlossen – nur Ausnahmen
     bei einzelnen als besonders zuverlässig Erachteten wurden gemacht – und in den unruhigen letzten Zeiten seines Regiments während
     des Prozesses gegen Boëthius ein Gebot allgemeiner Entwaffnung der Römer erlassen. Letzteres war freilich nie streng durchgeführt
     worden: aber Cethegus konnte doch nicht hoffen, die Regentin werde ihm erlauben, gegen den entschiednen Willen ihres großen
     Vaters und gegen das offenbare Interesse der Goten eine irgendwie bedeutende Streitmacht aus Italiern zu bilden. Er begnügte
     sich, ihr vorzustellen, daß sie durch eine ganz unschädliche Konzession sich das Verdienst erwirken könne, jene gehässige
     Maßregel Theoderichs in edlem Vertrauen aufgehoben zu haben, und schlug ihr vor, ihm zu gestatten, nur zweitausend Mann aus
     der römischen Bürgerschaft als Schutzwache Roms rüsten, einüben und immer unter den Waffen gegenwärtig halten zu dürfen: die
     Römer würden ihr schon für diesen Schein, daß die ewige Stadt nicht von Barbaren allein gehütet werde, unendlich dankbar sein.
    Amalaswintha, begeistert für Rom und nach der Liebe der Römer als ihrem schönsten Ziele trachtend, gab ihre Einwilligung,
     und Cethegus fing an, seine »Landwehr«, wie wir sagen würden, zu bilden. Er rief in einer wie Trompetenschall klingenden Proklamation
     »die Söhne der Scipionen zu den altenWaffen zurück«, er bestellte die jungen Adligen der Katakomben zu »römischen Rittern« und »Kriegstribunen«: er verhieß jedem
     Römer, der sich freiwillig meldete, aus seiner Tasche Verdopplung des von der Fürstin bestimmten Soldes: er hob aus den Tausenden,
     die sich darauf herbeidrängten, die Tauglichsten aus; er rüstete die Ärmeren aus, schenkte denen, die sich besonders auszeichneten
     im Dienst, gallische Helme und spanische Schwerter aus seinen eignen Sammlungen und – was das wichtigste   –, er entließ regelmäßig so bald als möglich die hinlänglich Eingeübten mit Belassung ihrer Waffen und hob neue Mannschaften
     aus, so daß, obwohl in jedem Augenblick nur die von Amalaswintha gestattete Zahl im Dienst stand, doch in kurzer Frist viele
     Tausende bewaffnete und waffengeübte Römer zur Verfügung ihres vergötterten Führers standen.
    Während so Cethegus an seiner künftigen Residenz baute und seine künftigen Prätorianer heranbildete, vertröstete er den Eifer
     seiner Mitverschwornen, die unablässig zum Losschlagen drängten, auf den Zeitpunkt der Vollendung jener Vorbereitungen, den
     er natürlich allein bestimmen konnte. Zugleich unterhielt er eifrigen Verkehr mit Byzanz. Dort mußte er sich einer Hilfe versichern,
     welche einerseits in jedem Augenblick, da er sie rief, auf dem Kampfplatz erscheinen könnte, die aber anderseits auch nicht,
     ehe er sie rief, auf eigne Faust oder mit einer Stärke erschiene, die nicht leicht wieder zu entfernen wäre. Er wünschte von
     Byzanz einen guten Feldherrn, der aber kein großer Staatsmann sein durfte, mit einem Heere, stark genug, die Italier zu unterstützen,
     nicht stark genug, ohne sie siegen oder gegen ihren Willen im Lande bleiben zu können. Wir werden in der Folge sehen, wie
     in dieser Hinsicht vieles nach Wunsch, aber auch ebenso vieles sehr gegen den Wunsch des Präfecten sich gestaltete.
    Daneben war gegenüber den Goten, die zur Zeit noch unangefochten im Besitz der Beute

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