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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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germanischen Mentalität neben Laster und Intrige die »orientalische Unterwürfigkeit« (III/13;
     vgl. VI.2   /   11) grassiert, erzeugt ein Milieu für Sklavennaturen, »feige« (vgl. VII/6) und unfähig zur Freiheit, die »einen Herrn« brauchen,
     welcher sie verachtet (VI.2   /   9). In Prokop findet der »Schmutz« dieser Verhältnisse seinen Chronisten. Obwohl, da selbst ihr »Opfer«, zur Anpassung und
     Camouflage genötigt, trägt er mit seiner »Feder« bei der Nachwelt den späten Sieg über die Macht davon – ein (übrigens gut
     vormärzlicher!) Beweis für die von keiner Unterdrückung aufzuhaltende Dynamik des »schriftstellerischen« Wortes (VI.2   /   6).
    Bei aller Häufung des Pejorativen erscheint die Bilanz indes keineswegs eindeutig. 144 In Byzanz gibt es eine ganze Reihe von Personen, denen Anerkennung, mehr noch: denen ausdrückliche Sympathie entgegengebracht
     wird, welche die nationale Schwarzweißmalerei immer wieder unterläuft. Die beiden so gegensätzlichen Feldherren zählen dazu,
     Belisar, der (wenn auch liebevoll ironisierte) »letzte Heros« (V.1   /   11; vgl. III/13), und Narses mit seiner »geistigen Größe« (III/14), die Angstfreiheit vor dem Herrscher ebenso einschließt
     wie Noblesse dem »hohen Heldentum« des besiegten Feindes gegenüber (VII/15.16). Als »zweckmäßig« (VI.2   /   26) kalkulierender Realpolitiker und Stratege (VI.2   /   23), der (anders als Cethegus) »nicht (. . .) das Unmögliche« will (VI.2   /   7), ist letzterer Prototyp einer neuen Konzeption von Politik, die sich durchsetzt. Prokop betreffend, den spöttischen Agnostiker
     einer intellektuellen Spätzeit (V.1   /   11; V.2   /   18; VI.2   /   8), einen »Mann von frischem, gesunden Menschenverstand« (V.1   /   10) und mit »Freude an allem Guten«, werden die Leser in affirmativem Gestus direkt angesprochen: er sei »uns hoffentlich
     nicht unlieb« (VI.2   /   6). Auch im Zentrum der Macht agieren Charaktere wie der kluge und integre Rat Tribonianus (III/13) oder Prinz Germanus, der
     »unbestechlich« ist, »gerecht und unverführbar rein« (V.2   /   25). Selbst in Justinians Gesicht liegt »vieles« nebeneinander beschlossen (III/13). Außer zahlreichen »Schwächen und Kleinheiten« weist der Kaiser die »Größe eines diplomatischen Genies« auf (III/15), mit
     Anflügen heroischer Entschlossenheit obendrein, in der ihm seine Frau nicht nachsteht (VI.2   /   9).
    Wo Dahn die bizarre Mischung aus Verworfenheit und Größe, Grausamkeit und Prachtliebe, Ruchlosigkeit und Wollust am Kaiserhof
     schildert, oszilliert er zwischen Entrüstung über und heimlicher Faszination durch die dortige Fäulnis, die nachgerade als
     eine Art Korrespondenzphänomen zum tragischen Untergangsbewußtsein anzusehen ist. Als »vielfach decadent« (und damit mit dem
     Hauptübel der von ihm bekämpften Literatur der Moderne behaftet), tadelte Adolf Bartels, 145 einer der Propagandisten der völkischen Heimatkunst-Bewegung der Jahrhunderwende, daher Dahns Roman. Tatsächlich waren die
     Symbolisten und Décadents (zu deren partiellen Vorklängen das Goten-Epos somit durchaus gehört), gerade an dem verfallenden
     Byzanz und seiner überreifen Kultur interessiert. 146
    Im Kampf, der Grundform menschlicher Lebensäußerung und Selbst-Verwirklichung schlechthin, entfalten alle Seiten einander
     gleichwertig ihre heroischen Tugenden (V.2   /   8), sind sie einander gleichwertig. Wenn sich die »beiden großen Feinde« (VII/15) Teja und Cethegus im abschließenden »showdown« 147 spektakulär durchbohren, wird dies noch einmal stellvertretend bekräftigt. Unterschiedslos erweist ihnen der Sieger seine
     Reverenz (VII/14.16). Der Tendenzen des Autors ungeachtet gibt es also erhebliche Restbestände genuin historistischer »Unparteiischkeit«, 148 die jene überlagern und relativieren. Anzahl und Bandbreite der Figuren sowie den unterschiedlichen Handlungssituationen
     entsprechend, bestehen de facto höchst verschiedene Identifikationsangebote zur Orientierung und Parteinahme der Leser. Die
     auf diese Weise hergestellte (zuweilen widersprüchliche) Komplexität verbietet allzu eindimensionale Bewertungen des Romans.
    Mit Ausnahme zweier kurzer Bemerkungen über die hunnischen Krieger Belisars (die aussehen wie »Waldschrate«: IV/10), ist der
     Text frei von rassistischen Untertönen. Im Gegenteil: bei Syphax und Aspa, den farbigen Dienern von Cethegus undMataswintha, handelt es

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