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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Befestigung von Rom fortgeführt wurde, mit Zuschüssen aus seiner eigenen Cassa, was seinen Einfluß in
     der Stadt noch hob. In der letzten Nacht hatte er Versammlung gehalten in den Katakomben: alle Berichte lauteten günstig.
     Die Patrioten wuchsen an Zahl und Reichtum.
    Der härtere Druck, der seit den letzten Vorgängen zu Ravenna auf den Italiern lastete, konnte die Zahl der Unzufriednen nur
     vermehren, und, was die Hauptsache war, Cethegus hielt jetzt alle Fäden der Verschwörung in seiner Hand. Unbedingt erkannten
     selbst die eifersüchtigsten Republikaner dieNotwendigkeit an, bis zum Tag der Freiheit dem Begabtesten die Führung zu überlassen. So vorgeschritten war die Stimmung gegen
     die Barbaren bei allen Italiern, daß Cethegus den Gedanken fassen konnte, sobald Rom vollends befestigt, ohne Hilfe der Byzantiner
     loszuschlagen. Denn, wiederholte er sich immer wieder, alle Befreier sind leicht gerufen und schwer abgedankt. Und mit Liebe
     pflegte er den Gedanken, Italien allein zu befreien.
    So lag der Präfect, legte Cäsars ›Bürgerkrieg‹, in welchem er geblättert, zur Seite, stützte das Haupt auf den linken Arm
     und sagte zu sich selbst: »Die Götter müssen noch Großes mit dir vorhaben, Cethegus. Sooft du stürzest, fällst du, heil wie
     eine Katze, auf die sichern Füße. Ah, wenn es uns wohl geht, möchten wir uns mitteilen. Aber Vertrauen ist ein zu gefährliches
     Vergnügen, und das Schweigen ist der einzig treue Gott. Und doch bleibt man ein Mensch und möchte   –«
    Da trat ein Sklave ein, der alte Ostiarius Fidus, überreichte schweigend einen Brief auf flacher goldner Schale und ging.
     »Der Bote wartet«, sagte er.
    Gleichgültig nahm Cethegus das Schreiben. Aber sowie er auf dem Wachs, welches die Schnüre der Tafeln zusammenhielt, das Siegel
     – die Dioskuren – erkannte, rief er lebhaft: »Von Julius! zu guter Stunde!«, löste eilig die Fäden, legte die Tafeln auseinander
     und las – das kalte, bleiche Antlitz überflogen von einem sonst völlig fremden Hauch freudiger Wärme.
    »Cethegus, dem Präfecten, sein Julius Montanus. Wie lange ist’s, mein väterlicher Lehrer« (–   »beim Jupiter, das klingt frostig« –) »daß ich dir nicht den schuldigen Gruß gesendet. Das letzte Mal schrieb ich dir an den
     grünen Ufern des Ilissos, wo ich in dem verödeten Hain des Akademos die Spuren Platons suchte – und nicht fand.
    Ich weiß wohl, mein Brief war nicht heiter. Die traurigen Philosophen dort, in vereinsamten Schulen wandelnd, zwischen dem
     Druck des Kaisers, dem Argwohn der Priester und der Kälte der Menge, sie konnten nichts in mir erwecken als Mitleid. Meine
     Seele war dunkel, ich wußte nicht, weshalb. Ich schalt meinen Undank gegen dich – den großmütigsten aller Wohltäter ––« (»so unerträgliche Namen hat er mir nie gegeben«, schaltete Cethegus ein.)
    »Seit zwei Jahren reise ich, mit deinen Reichtümern wie ein König der Syrer ausgestattet, von deinen Freigelassnen und Sklaven
     begleitet, durch ganz Asien und Hellas, genieße alle Schönheit und Weisheit der Alten – und mein Herz bleibt unbefriedigt,
     mein Leben unausgefüllt. Nicht Platons schwärmerische Weisheit, nicht das Goldelfenbein des Phidias, Homeros nicht und nicht
     Thukydides boten, was mir fehlte. Endlich, endlich hier in Neapolis, der blühenden, göttergesegneten Stadt, hab’ ich gefunden,
     was ich unbewußt überall vermißt und immer gesucht. Nicht tote Weisheit: warmes, lebendiges Glück« (–   »er hat eine Geliebte! nun endlich, du spröder Hippolyt, Dank euch, Eros, und Anteros!« –), »oh, mein Lehrer, mein Vater!
     weißt du, welch ein Glück es ist, ein Herz, das dich ganz versteht, zum erstenmal dein eigen nennen?« (–   »ah, Julius«, seufzte der Präfect mit einem seltnen Ausdruck weicher Empfindung, »ob ich es wußte!« –) »Dem du die ganze volle
     Seele offen zeigen magst? Oh, wenn du’s je erfahren, preise mich, opfre Zeus dem Erfüller endlich: zum erstenmal hab’ ich
     einen Freund.«
    »Was ist das?« rief Cethegus, unwillig aufspringend, mit einem Blick eifersüchtigen Schmerzes, »der Undankbare!«
    »Denn, das fühlst du wohl, ein Freund, ein Herzensvertrauter fehlte mir bis jetzt. Du, mein väterlicher Lehrer   –«
    Cethegus warf die Tafeln auf den Schildpattisch und machte einen hast’gen Gang durchs Zimmer.
    »Torheit!« sagte er dann ruhig, nahm den Brief auf und las weiter –
    »Du, so viel älter, weiser, besser,

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