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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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»Ich führte eine Hundertschaft zur Ablösung von Juvavia nach der Augustastadt
     am Licus – ich war vom Weg und meinen Leuten abgekommen: lang war ich den schwülen Sommertag pfadlos umhergeirrt – da sah
     ich Rauch aufsteigen überm Tannenhang, und bald fand ich das versteckte Gehöft und trat ins Tor: da stand ein prächtig Mädchen
     am Ziehbrunnen und hob den Eimer.« –
    »Und ich erschrak siedheiß, zum ersten Mal in meinem Leben, als der große, bräunliche Mann um die Hausecke bog mit dem krausen
     Bart und dem funkelnden Helm.«
    »Ja, du wurdest blutrot bis in die Schläfe, und ich bat dich um einen Trunk Wasser. Und niemals hat mein Auge ein schöner
     Bild gesehen, als wie du dich nun niederbeugtest und mit den kräftigen Armen den schweren Eimer auf den Brunnenrand hobst
     und mir schöpftest in dem Kürbiskrug: reich fielen die dichten goldbraunen Zöpfe übers schwarze Mieder bis in die Knie, und
     deine Wangen waren pfirsichgleich – o wie wacker, frisch und blühend sahst du aus. Und wie wacker, frisch und blühend bist
     du mir geblieben seither alle Zeit.«
    »Und darum, mein Witichis, auf daß ich dir blühend bleibe, führe mich nicht an den Hof. Sieh, hier schon im Tal, im Südtal
     der Alpen, wird mir’s oft zu schwül, und ich sehne michnach einem Atemzug aus der Tannenluft meiner Waldberge. Am Hofe aber in den engen Goldgemächern – da würd’ ich dir verkümmern
     und verschmachten. Laß du mich hier – ich will schon fertig werden mit Nachbar Calpurnius. Und du, das weiß ich ja, du denkst
     doch auch im Königssaal nach Haus an Weib und Kind.«
    »Ja, weiß Gott, mit sehnenden Gedanken. So bleibe denn hier, und Gott behüte dich, mein gutes Weib.« –
    Am zweiten Morgen darauf ritt Witichis wieder zurück, die Waldhöhe hinan. Der Abschied hatte ihn fast weich gemacht: mit Kraft
     hatte er den Ausdruck des Gefühls gehemmt, das er sich, schlicht und streng von Art, zu zeigen scheute. Wie hing des Wackern
     Herz an diesem kern’gen Weib und seinem Knaben! Hinter ihm drein trabte Wachis, der sich’s durchaus nicht hatte nehmen lassen,
     dem Herrn noch eine Strecke das Geleit zu geben.
    Plötzlich ritt er zu ihm hinan. »Herr«, sagte er, »ich weiß was.«
    »So? warum sagst du’s nicht?«
    »Weil mich noch niemand drum gefragt hat.«
    »Nun, ich frage dich drum.«
    »Ja, wenn man gefragt ist, muß man freilich reden.– Die Frau hat dir gesagt, daß Calpurnius so ein böser Nachbar ist?«
    »Ja. Und was soll’s damit?«
    »Sie hat dir aber nicht gesagt, seit wann?«
    »Nein. Weißt du, seit wann?«
    »Nun, seit etwa einem halben Jahr. Da traf Calpurnius einmal die Frau im Wald allein, wie sie beide glaubten. Aber sie waren
     nicht allein. Es lag Einer im Graben und hielt seinen Mittagsschlaf.«
    »Der Faulpelz warst du.«
    »Richtig erraten. Und da sagte Calpurnius etwas zur Frau.«
    »Was sagte er?«
    »Das hab’ ich nicht verstanden. Aber die Frau war nicht faul, hob die Hand und schlug ihm ins Gesicht, daß es patschte. Das
     hab’ ich verstanden. Und seither ist der Nachbar ein schlimmer Nachbar, und das wollt’ ich dir sagen, weil ich mir schon dachte,die Frau werde dich nicht ärgern wollen mit dem Wicht. Aber es ist doch besser, du weißt darum. Und sieh, da steht Calpurnius
     gerade unter seiner Hoftür – siehst du, dort   –, und jetzt fahr wohl, lieber Herr.«
    Und damit wandte er sein Pferd und jagte im Galopp nach Hause. Witichis aber stieg das Blut zu Kopf. Er ritt an die Tür seines
     Nachbars, dieser wollte sich ins Haus drücken, aber Witichis rief ihn in einem Ton, daß er bleiben mußte.
    »Was willst du mir, Nachbar Witichis«, sagte er, blinzelnd zu ihm aufsehend.
    Witichis zog seinen Zügel an und hielt sein Roß dicht neben ihm. Dann streckte er ihm die geballte, erzgepanzerte Faust hart
     vor die Augen: »Nachbar Calpurnius«, sagte er ruhig, »wenn
ich
dir einmal ins Gesicht schlage, stehst du nie wieder auf.«
    Calpurnius fuhr erschrocken zurück. Witichis aber gab seinem Rosse den Sporn und ritt stolz und langsam seines Wegs.

Sechstes Kapitel
    Zu Rom in seinem Arbeitszimmer lag, auf den weichen Kissen des Lectus behaglich ausgestreckt, Cethegus, der Präfect. Er war
     guter Dinge. Die Untersuchung gegen ihn hatte mit Freisprechung geendet: nur im Fall augenblicklicher Durchforschung seines
     Hauses, wie sie der junge König angeordnet, aber sein Tod vereitelt hatte, wäre Entdeckung zu befürchten gewesen. Er hatte
     durchgesetzt, daß die

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