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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Koch auf dem »Pilgrim«.
    – Demnach wäre das Schiff nur zufällig nach der Küste Afrikas gelangt?
    – O nein, Harris, antwortete Negoro, dem Zufall ist hierbei nichts weiter zu verdanken, als daß ich Dich auf einem Deiner Streifzüge gerade an demjenigen Küstenpunkte treffen mußte, wo der »Pilgrim« scheiterte. Daß wir aber nach Angola gekommen sind, das geschah nach meinem unbemerkt wirkenden Willen. Dein junger Freund ist noch etwas gar zu sehr Neuling in der Navigation und vermochte seine Position nur mittelst Log und Boussole zu bestimmen. Nun, siehst Du, eines Tages ging das Log auf den Grund und in einer dunklen Nacht ward der Compaß in seiner Weisung gestört, so daß der von heftigem Sturme getriebene »Pilgrim« einen falschen Kurs einhielt. Die lange Dauer der Ueberfahrt erschien Dick Sand freilich unbegreiflich, was dem erfahrensten Seemanne nicht anders ergangen wäre. Ohne daß unser Leichtmatrose es wissen oder nur muthmaßen konnte, ward das Cap Horn doublirt, wobei ich es übrigens mitten im Nebel ganz sicher erkannte. Nachher nahm die Compaßnadel durch meine Veranstaltung wieder die wahre Richtung an und das von einem beispiellosen Orkane gejagte Schiff flog nach Nordosten und ging an der Küste von Angola, nach der ich ja zu gelangen strebte, jämmerlich zu Grunde.
    – Und genau zu der Zeit, Negoro, fuhr nun Harris fort, führte mich der Zufall eben dorthin, um Dich zu empfangen und jene wackeren Leute in’s Innere zu führen. Sie glaubten – sie konnten ja nicht anders – in Amerika zu sein, und es gelang mir leicht, diese Provinz für Unter-Bolivia auszugeben, mit der sie wirklich einige Aehnlichkeit hat.
    – Gewiß, sie glaubten das ebenso, wie Dein junger Freund die Osterinsel vor sich zu haben wähnte, als wir Tristan d’Acunha in Sicht hatten!
    – Darin hätte sich jeder Andere ebenso getäuscht, Negoro.
    – Ich weiß, Harris, und ich rechnete nicht wenig darauf, aus diesem Irrthum Nutzen zu ziehen. Nun, jetzt haben wir ja Mistreß Weldon und ihre Begleiter hundert Meilen im Innern von Afrika, wohin ich sie bringen wollte.
    – Aber, meinte Harris, sie wissen nun, wo sie sind.
    – O, das hat jetzt auch nichts mehr zu bedeuten! rief Negoro.
    – Und was denkst Du mit ihnen zu beginnen? fragte Harris.
    – Was ich mit ihnen anfange, wiederholte Negoro… Ja, bevor wir davon sprechen, erzähle Du mir von unserem alten Herrn, dem Sklavenhändler Alvez, den ich seit zwei Jahren nicht gesehen habe.
    – O, der alte Spitzbube befindet sich vorzüglich gut, sagte Harris, und wird sich freuen, Dich wieder zu sehen.
    – Ist er etwa auf dem Markte in Bihe? fragte Negoro.
    – Nein, Kamerad, seit einem Jahre verlegte er sein Etablissement nach Kazonnde.
    – Und das Geschäft blüht?
    – Ja, bei allen Teufeln! rief Harris, obwohl der Sklavenhandel, mindestens an dieser Küste, von Tag zu Tag schwieriger wird. Die portugiesischen Behörden auf der einen und die englischen Kreuzer auf der anderen Seite bereiten dem Export immer mehr Schwierigkeiten. Nur in der Umgebung von Messamedes, im Süden von Angola, ist die Einschiffung von Negern noch mit einiger Aussicht auf Erfolg zu versuchen. Eben jetzt sind die Baracken vollgestopft mit Sklaven, welche die Schiffe zu ihrer Ueberführung nach spanischen Besitzungen erwarten. Sie über Benguela oder San Pablo de Loanda zu führen, ist jetzt rein unmöglich. Die Gouverneure nehmen keine Vernunft mehr an, und die Chefs (Titel der portugiesischen Statthalter in den Niederlassungen zweiten Ranges) ebenso. Man mußte sich aus diesem Grunde nach den Factorien des Binnenlandes wenden, und das gedenkt der alte Alvez ebenfalls zu thun. Er will nun längs des N’yangwe und Taganyika seine Stoffe gegen Elfenbein und Sklaven austauschen. Mit Ober-Egypten und der Küste von Mozambique, welche Madagaskar versorgt, sind noch immer gute Geschäfte zu machen. Immerhin fürchte ich, wird die Zeit kommen, da es mit dem Sklavenhandel zu Ende ist. Die Missionäre dringen immer weiter vor und untergraben uns den Boden. Dieser Livingstone, den Gott verderben möge, will sich, wie man sagt, nach Durchforschung des Gebietes der großen Seen nach Angola wenden. Dann verlautet auch von einem Lieutenant Cameron, er wolle den Continent von Osten nach Westen durchwandern. Nebenbei fürchtet man von dem Amerikaner Stanley dasselbe. Diese Besuche müssen unsere Operationen unzweifelhaft schädigen, Negoro, und wenn wir noch eine Empfindung für unsere Interessen

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