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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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zu verstehen, warum.
    »D addy!«Der Schrei entfuhr meiner Kehle mit allerletzter Kraft, dann wurde er abgewürgt– die Schlange wickelte sich fester um meinen Hals. Ich spürte meine Arme nicht mehr. Mir schwindelte, ich konnte nichts mehr sehen…
    Die Welt um mich herum wurde hell, als hätte jemand ein Flutlicht eingeschaltet. Ich keuchte und blinzelte heftig, unfähig, etwas zu erkennen. Noch immer spürte ich die Schlange…
    »H alt still, verflucht noch mal«, sagte eine Stimme. Kräftige Hände machten sich an meinem Hals zu schaffen. Keuchend holte ich Luft, als sich der Würgegriff lockerte und ich wieder frei atmen konnte. In gierigen Schlucken sog ich die kühle, klimatisierte Luft ein. Kalter Schweiß rann mir die Schläfen und den Rücken hinab.
    »W a… Wa…«
    »I ch habe dich schreien gehört«, sagte Axelle, und es gelang mir nur mit Mühe, den Blick auf sie zu richten und mein Sichtfeld wieder scharf zu stellen.
    Langsam richtete ich mich auf, während ich eine Hand an die Kehle gepresst hielt. Ich keuchte immer noch, erstickt vor Panik. Ich sah mich um. Ich war in meinem kleinen Zimmer hier bei Axelle in New Orleans. Sie sah ungewöhnlich derangiert aus: Ihr Haar war vom Schlaf zerzaust, sie wirkte mürrisch und trug nichts weiter als einen roten Spitzenslip.
    »W as ist passiert?«, krächzte ich. Meine Stimme war so heiser, als hätte ich die ganze Nacht gehustet. Als ich nach unten blickte, sah ich, dass sich mein Decklaken zu einem dicken Seil verdreht und um meinen Hals gewickelt hatte. »I ch hatte einen Albtraum«, sagte ich und versuchte immer noch, die Orientierung wiederzugewinnen. »E ine Schlange…« Ich stieß das Laken von mir weg und wischte mir mit den Händen über die feuchte Stirn. »G ott.«
    »I ch habe dich schreien gehört«, sagte Axelle wieder.
    »W ie bist du denn hier reingekommen? Meine Tür war abgeschlossen.«
    Sie zuckte die Achseln. »D as ist mein Apartment. Für mich ist hier gar nichts abgeschlossen.«
    Na toll. »J a, also dann, danke«, sagte ich verlegen. »I ch dachte, ich muss sterben. Es war… echt realistisch.« Wieder schluckte ich und meine Hand strich über meine schmerzende Kehle.
    Axelle runzelte die Stirn, stupste meine Finger weg und drehte mein Kinn zur Seite. Sie besah sich meinen Hals, das Bettlaken und wieder meinen Hals. Als ich ihren Gesichtsausdruck bemerkte, stand ich auf und ging zittrig zu dem kleinen Spiegel über der weißen Kommode aus Bambus. Mein Hals war voller Blutergüsse und Abschürfungen, als wäre ich tatsächlich gewürgt worden.
    Meine Augen wurden immer größer. Axelle ging zu meinem Fenster, ihre Hände glitten prüfend den Rahmen entlang. Die Fensterläden waren zugezogen und von innen verschlossen, die Fenster selbst auch.
    »E s war nur ein Traum«, sagte ich schwach. Es sei denn, Axelle hatte versucht, mich umzubringen. Doch eigentlich glaubte ich nicht, dass Gefahr von ihr ausging– immerhin hatte sie mich gerade geweckt. Es hörte sich vielleicht blöd an… und es war schwierig zu erklären. Aber manchmal hatte ich ein gewisses Gespür für Menschen. Wie in der siebten Klasse, als ich Coach Deakin auf Anhieb gehasst hatte, obwohl alle anderen ihn vergöttert und wahnsinnig toll gefunden hatten. Ich hingegen hatte ihn sofort verabscheut, einfach so, ohne Grund. Sechs Monate später war er wegen sexueller Belästigung von vier Schülerinnen verhaftet worden.
    Ich ging ins Badezimmer, spritzte mir Wasser ins Gesicht und trank anschließend davon. Dabei spürte ich, wie mir jeder Schluck in der Kehle wehtat.
    »I ch kann mir nicht vorstellen, wie du dir das selbst hättest antun sollen«, murmelte Axelle, als ich die Decken ausschüttelte, das Laken entwirrte und alles glatt strich. »D u hast geträumt, dass es eine Schlange war, sagst du?«
    Ich nickte und faltete die Decken am untersten Ende des Bettes zusammen. Ich wollte sie nicht mal annähernd in der Nähe meines Kopfes haben. »I n einem Sumpf.«
    Axelle blickte mich nachdenklich an, und zum ersten Mal, seit ich sie kannte, sah ich die feinsinnige Intelligenz in ihren Augen. »L ass deine Tür heute Nacht offen«, sagte sie und stieß sie weit auf. »N ur falls du… etwas brauchst.«
    »O kay.«
    Leise vor sich hin murmelnd fuhr Axelle mit den Fingern meinen Türrahmen entlang, fast als würde sie eine geheime Botschaft dort anschreiben.
    »W as machst du da?«
    Sie zuckte die Achseln. »I ch gehe nur sicher, dass die Tür in Ordnung

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