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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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hier für gewöhnlich nicht allzu viele neue Schüler. Einige winkten mir lässig zu oder lächelten, doch andere sahen mich an, als wäre ich ein Alien, und brachten mich immer näher an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.
    Das Schulgebäude war in knalligen Blau- und Orangetönen gestrichen und sah aus, als sei es in den Sechzigern erbaut worden. Drinnen war eine der ersten Türen, die ich erblickte, offenbar für »M ädchen«. Schnell verschwand ich dahinter. Unter drei Spiegeln waren drei Waschbecken montiert. Ich betrachtete mich darin, um zu sehen, ob ich vielleicht Zahnpasta im Gesicht hatte oder mir irgendwo Hörner wuchsen oder so.
    Ein Mädchen trat aus einer der Kabinen und stellte sich neben mich, um sich die Hände zu waschen.
    Sie warf mir einen beiläufigen Blick im Spiegel zu und sagte: »O h, hey…« Sie hielt inne und musterte mich genauer.
    »W aaas?«, fragte ich. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. »W as stimmt nicht mit mir?«
    »Ä h…« Das Mädchen sah vollkommen verblüfft aus. »Ä h, wer bist du? Bist du neu hier?«
    »J a«, sagte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust. »K riegt ihr nie neue Schüler? Jeder hier schaut mich an, als hätte ich zwei Köpfe. Was ist denn nur los?« Ich schluckte schwer und betete, dass ich nicht anfangen würde zu heulen.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »N ichts, mit dir ist alles in Ordnung.« Sie versuchte nett zu sein. »E s ist nur… Du siehst jemandem sehr ähnlich, der hier zur Schule geht.«
    Ich starrte sie an und dachte an die vielen »h eys«, die man mir zugerufen hatte. »W as? Ich sehe jemandem so ähnlich, dass mich die Leute anstarren, wenn ich an ihnen vorbeigehe? Das ist ja wohl ein Witz.«
    »N ein«, sagte das Mädchen und lächelte mir entschuldigend zu. »D u siehst wirklich genauso aus wie sie. Das ist ein bisschen komisch, ehrlich gesagt.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schon wieder schien ich mich in irgendeiner verrückten New-Orleans-Version von Akte X zu befinden, in der die Regeln der Realität nichts galten.
    »B itte entschuldige«, sagte das Mädchen und streckte die Hand aus. »I ch bin Sylvie. Soll ich dir zeigen, wo das Sekretariat ist?«
    Ich schüttelte ihre Hand und war geradezu lächerlich erleichtert, jemanden Nettes getroffen zu haben. »I ch bin Thais«, sagte ich. Und: »D as wäre super.«
    Einfach nur neben Sylvie herzulaufen, half schon eine ganze Menge. Es gelang mir, mich vorübergehend abzuregen und die Reaktionen der anderen zu beobachten, die vor allem von den älteren Schülern kam, weniger von den jüngeren. Sylvies Worte ergaben jetzt viel mehr Sinn: Ein paar sagten so selbstverständlich »h allo«, als würden sie mich schon kennen, andere sahen aus, als wollten sie »h i« sagen, doch dann zogen sie die Stirn kraus und blickten verwirrt drein. Dabei hätte ich wetten können, dass mir dieses andere Mädchen gar nicht so schrecklich ähnlich sah, wenn wir uns begegneten. Wahrscheinlich hatten wir nur die gleiche Hautfarbe oder so.
    »O kay, hier ist es«, sagte Sylvie und führte mich zu einer offenen Tür, an die sich eine breite Theke anschloss. Ganz offensichtlich das Schulsekretariat. »W ir werden für die erste Stunde nach Nachnamen zusammengefasst. Wie lautet deiner?«
    »A llard«, sagte ich.
    Sie lächelte und nickte. »I ch heiße Allen. Sylvie Allen. Dann sind wir im selben Klassenzimmer. Bis gleich, okay?«
    »D anke«, sagte ich.
    Sylvie nickte mir zu und lief den Gang hinunter. Ich blieb an der Theke und wartete. Eine Frau in mittleren Jahren mit lockigem, grauem Haar kam zu mir herüber.
    »J a, Clio?«, sagte sie kurz angebunden und holte ein Formular unter dem Tresen hervor. »W as kann ich für dich tun?«
    Außer mir war niemand zu sehen. »Ä hm, ich bin nicht Clio«, sagte ich.
    Die Frau hielt in der Bewegung inne und blickte mir direkt ins Gesicht. Ich stand verlegen herum. Das hier war wie im Zoo. Ein Gong ertönte und die Flure füllten sich mit immer mehr Schülern. Der Gong verstummte und sie hatte noch immer nichts erwidert.
    »D u bist nicht Clio«, sagte sie schließlich.
    »N ein. Aber mir wurde schon gesagt, dass ich wie jemand aussehe, der hier zur Schule geht.« Aber können wir das jetzt mal beiseitelassen? »D as sind die Unterlagen meiner letzten Schule.« Ich schob sie über den Tisch. »I ch bin erst diesen Sommer aus Connecticut hierhergezogen.«
    Langsam nahm sie meine Zeugnisse, Formulare und den Einschreibebrief entgegen,

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