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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Abschluss auch noch Grace’ selbst gemachte Schokoladen-Pfefferminz-Eiscremetrüffel vertilgt hatten, ließ Niki seine Schwester und Grace bei zwei Gläsern Cognac im Garten sitzen und entschuldigte sich, er müsse – typisch Mann – die Sportergebnisse im Fernsehen sehen.
    »Er mag dich sehr«, sagte Christie, sobald ihr Bruder außer Hörweite war. Sie hatte von ihrem großzügig eingeschenkten Cognac bereits weitaus mehr getrunken als Grace.
    »Ich mag ihn auch«, sagte Grace.
    »Nein, ich meine, er mag dich.«
    »Christie Somers, hör dir doch mal selbst zu. Du klingst, als ob du in der Schule wärst und versuchen würdest, zwei Mitschüler miteinander zu verkuppeln.«
    »Er blüht auf, wenn du in seiner Nähe bist. Natürlich würde es ihm nicht im Traum einfallen, den ersten Schritt zu tun, solange du ein Gast in unserem Haus bist, dafür ist er viel zu galant«, trällerte Christie. »Gentlemen sind in dieser Hinsicht ein etwas zweifelhafter Segen.«
    »Ach was. Das bildest du dir nur ein.«
    »Ich bin die Tochter meines Vaters, und ich kenne mich aus mit Psychologie, Mrs. Beamish! Ich glaube, er schreckt viele Frauen ab, weil er einfach zu gut aussieht und zu nett ist. Sie können nicht glauben, dass er echt ist. Komische Geschöpfe sind wir Frauen, oder? Selbst wenn wir gefunden haben, was wir wollen, haben wir zu viel Angst davor, es zu glauben, und laufen davor weg.«
    »Ja, nicht wahr?«, sagte Grace.
    »Nur dass ich die Ausnahme von der Regel war und es nicht getan habe«, sagte Christie. »Ich bin mit weit aufgerissenen Armen auf die Liebe zugerannt, und es war wundervoll. Ich kann mir euch beide so gut zusammen vorstellen, weißt du.«
    »Christie, es reicht.«
    »Hast du Gordon eigentlich je geliebt, Grace?«, fragte Christie auf einmal ernst.
    »Nein«, gab Grace nach einer langen, nachdenklichen Pause zu. »Ich wollte es. Und ich glaube, ich hätte es auch gekonnt, wenn ich die Chance dazu bekommen hätte.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich dachte, wir würden eine Art arrangierte Ehe führen, weißt du, dass wir mit der Zeit zusammenwachsen würden. Aber er hatte … Probleme … sexuelle Probleme. Von Anfang an. Mit mir jedenfalls.« Grace wusste, dass der Wein und der Cognac ihr die Zunge lösten, aber es war ihr egal. Es war so befreiend, endlich über all die Dinge zu reden, die sich so lange in ihr aufgestaut hatten. »Ein einziges Mal hat er es geschafft, aber das war sehr schwer. Da sagte er, es müsse meine Schuld sein, denn er hätte Rita schließlich drei Kinder geschenkt, und ich habe lange Zeit geglaubt, er müsse recht haben.«
    »O Grace, wie grausam.« Christie berührte ihren Arm.
    »Einmal habe ich mir beim Arzt ein paar Broschüren über Impotenz geben lassen, und er ist ausgerastet. Ich durfte das Thema nie wieder auch nur erwähnen. Nach den ersten paar Versuchen hat er mich nie wieder angerührt, er ist einfach ins Schlafzimmer gegenüber gezogen.«
    Christie beugte sich auf ihrem Platz vor. »Aber war er denn gar nicht zärtlich zu dir? Habt ihr denn nicht andere Dinge ausprobiert?«
    »Ich weiß nicht, ob er einfach nur einen schwachen Geschlechtstrieb hatte oder ob er ihn so hart unterdrückt hat, weil er ihn abtöten und sich die Peinlichkeit ersparen wollte, aber nein, es gab nichts dergleichen. Keine Umarmungen, keine Küsse. Ich habe natürlich nie erfahren, wie sein Liebesleben mit Rita war. Ich habe versucht, ihn danach zu fragen, aber wie du dir denken kannst, bin ich schon beim ersten Satz nicht sehr weit gekommen. Aber wenn ich mir jetzt alles zusammenreime, dann glaube ich, dass für ihn der Sex mit keiner von uns beiden je eine große Rolle gespielt hat. Ich glaube, er hat es nur als Teil seiner männlichen Pflicht angesehen, und nachdem er drei Kinder in die Welt gesetzt hatte, hatte er sich als ›echter Mann‹ bewiesen. Gordon verstand es sehr gut, Dinge zu ignorieren, die seinem Ego vielleicht einen Knacks versetzt hätten.«
    »Grace, wie hast du das bloß ausgehalten?« Christie schüttelte den Kopf, außer Stande, eine solch ausgedörrte Wüste einer Ehe zu begreifen.
    »Ich hätte Gordon niemals verlassen und es riskiert, die Kinder nie wiederzusehen. Ich weiß, dass er sie mir entrissen hätte, wenn wir uns je getrennt hätten.«
    »Aber was war, als sie alt genug waren, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen?«
    Grace schwenkte sanft ihren Brandy und sah in das Glas, als sei es eine Kristallkugel, aber eine, die ihr eher die Vergangenheit als die

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