Ein Kerl macht noch keinen Sommer
eine lieblose Ehe sein konnte.
»Ich werde glücklich sein«, sagte Dawn. »Versprochen.« Freya in der Weißen Hochzeit hatte gesagt, sie würde es sein. Und Dawn brauchte unbedingt etwas, woran sie sich klammern konnte.
Al Holly saß bei einem Drink an der Bar, als Dawn später zu ihm ging. Ihr Gig war vorbei, Gott sei Dank, denn sie glaubte nicht, ihre Musik jetzt ertragen zu können, und schon gar nicht Samuel, der in diesem Augenblick sagte: »Danke, dass ihr so nett zu uns wart, Leute. Ihr habt uns in Barnsley so herzlich aufgenommen, und wir werden eure Freundlichkeit mit zurück nach British Columbia nehmen.«
Al Hollys Rücken war breit und lang, und sie wollte am liebsten ihre Wange dagegenpressen und seine Wärme durch sein schwarzes Hemd hindurch fühlen.
Er spürte ihre Gegenwart, wandte sich um und lächelte sie an. Aber es war nicht das übliche fröhliche, lässige Lächeln, das sein ganzes Gesicht erhellte, sondern ein zurückhaltendes, sanftes.
»Dawny Sole, du bist gekommen«, sagte er. »Ich habe dich in der Menge gar nicht gesehen, ich dachte schon, vielleicht …«
»Ja, ich bin gekommen. Um mich zu verabschieden.« Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als hätten sie sich in Stacheldraht verheddert. »Das wollte ich mir nicht nehmen lassen.« Ich musste dich sehen.
»Du hast meinen Song verpasst«, sagte er. »Ich habe ihn heute Abend als unser letztes Stück gespielt. Darin geht es um einen Mann, der eine Frau liebt, die er nicht haben kann.«
Dawns Lippen bebten. Was, wenn sie ihn diesen Song singen gehört hätte? Sie wäre zusammengebrochen, das wusste sie. Das Schicksal war eingeschritten und hatte sie wieder auf den rechten Weg geführt, indem es dafür gesorgt hatte, dass die Kellnerin in dem Restaurant die Rechnung verloren und sie alle eine Viertelstunde länger aufgehalten hatte. Aber ein großer Teil von ihr wollte diesen Song so gern hören; sie wollte zusammenbrechen und dem folgen, was ihr Herz ihr befahl.
»Es tut mir leid, dass ich ihn verpasst habe.«
»Der Bus fährt morgen Nachmittag um drei hier ab. Du hast«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »achtzehn Stunden, um es dir anders zu überlegen und mit uns mitzukommen. Mädchen, ich würde dich so lieben …«
»Sag das nicht, Al.«
Er neigte die Lippen zu ihrem Ohr.
»Ich liebe dich, Dawny Sole. Und du liebst mich auch, denn ich habe dich geküsst, und ich habe dein Herz an meinem gespürt, und ich weiß es. Komm mit mir nachhause.«
»Ich kann nicht.«
Er küsste ihr die Wange. Ein langsamer, sanfter Kuss, der jede Zelle, jeden Nerv, jedes Atom in ihrem Körper entflammte. Diesen Kuss würde sie stets als den traurigsten und schönsten, den sie je bekommen hatte, in Erinnerung behalten.
»Leb wohl, mein lieber, süßer, entzückender Al Holly. Bleib immer glücklich und gesund«, sagte sie und wandte sich dann ab, ohne noch einmal zurückzusehen, damit er die Tränen nicht sah, die ihr übers Gesicht strömten.
Dreiundachtzigstes Kapitel
G ut sehen Sie aus«, sagte Niki, als Grace in einem marineblauen Kostüm in die Küche trat, mit dem ihr Haar aussah, als würde es im Mondschein silbrig schimmern.
»Oh, danke«, sagte Grace etwas verlegen. Sie fummelte an einer Halskette, die sie nicht schließen konnte.
»Lassen Sie mich mal«, sagte er.
Sie ließ die Halskette in seine ausgestreckte Hand fallen. Sie schauderte, als sein Finger ihren Nacken leicht berührte. Er machte sie allzu schnell zu, fand sie.
»So, jetzt sind Sie perfekt«, sagte er und betrachtete sie von vorn.
»Das ist aber ein bisschen übertrieben.«
»O doch, Grace, Sie sind wirklich perfekt«, sagte er noch einmal, diesmal bedeutungsvoller.
Grace spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Niki wurde allmählich immer kühner mit seinen Komplimenten. Sie wusste, dass er seinen Hausgast niemals ausnutzen würde, dafür war er zu sehr ein Gentleman. Aber irgendetwas, das in ihr schlummerte, wurde jedes Mal zum Leben erweckt, wenn er ihren Namen sagte. Grace spürte, dass ihr die Vorstellung, dass Nikita Koslov die Sache vorantrieb, gar nicht so unangenehm war.
»Komm her, du Zausel. Du hast dich ja ganz falsch zugeknöpft.« Ben zog Raychel nicht allzu sanft zu sich herüber und knöpfte ihr die obersten beiden Knöpfe ihrer neuen Bluse noch einmal neu zu. Sie hatte sie eine Nummer größer als sonst gekauft, da sie in den letzten Monaten ein paar Pfund zugenommen hatte. Ben war begeistert, da sie so noch
Weitere Kostenlose Bücher