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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Sorgen, Mrs. Harris. Es sind ganz nette Leute. Seien Sie nur Sie selber.»
    «Wer sollte ich denn sonst sein?» fragte Mrs. Harris.
    «Ach, Ada», sagte Mrs. Butterfield in weinerlichem Ton, und ihre Kinne zitterten, denn sie war so fett, rund und wabbelig, wie Mrs. Harris dünn und mager war, «es ist noch immer möglich umzukehren. Wie solltest du die Zeit haben, zu regieren und gleichzeitig all deinen Kunden zu Diensten zu sein?»
    Aldershot wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, das Gemecker der dicken Frau zu stoppen. Aber was Mrs. Harris auch empfinden mochte, sie war offenbar nicht geneigt, sich von ihr aus der Ruhe bringen zu lassen.
    «Mach dir keine Sorgen, Violet. Warten wir erst mal ab.»
    «Ich meine», sagte Phil Aldershot, «Sie sollen nur sagen, was Sie denken und fühlen. Und wenn ich sehe, daß Sie in irgendwelche Schwierigkeiten geraten, werde ich Sie, wenn ich es kann, herauspauken.»
    Mrs. Harris nickte und sagte: «Gut, Mr. Aldershot, fahren wir also jetzt hin», und sie zog sich wieder einmal in eine Art rosigen Nebel zurück, der sie fast immer umgab, seit dieser Mr. Aldershot eines Abends an ihrer Tür geklingelt, seine Ausweise gezeigt und sie überzeugt hatte, daß die Mittelpartei von East Battersea in einer schlimmen Lage war, und sie anflehte, sich als Kandidatin fürs Parlament in diesem Wahlbezirk aufstellen zu lassen.
    Anfangs hatte sie an einen Scherz geglaubt, aber die Leidenschaft und der Ernst des jungen Mannes und daß er gesagt hatte, wie bitternötig man eine Kandidatin brauche, die für ihre Integrität und Ehrlichkeit bekannt sei, ebenso wie seine Andeutung, daß für alle finanziellen Verpflichtungen Sir Wilmot Corrison aufkommen würde, hatten sie von seiner guten Absicht überzeugt. Als erstes hatte Aldershot einen Scheck über hundertfünfzig Pfund bei sich, der auf Mrs. Harris Bankkonto eingezahlt werden sollte, denn, wie er erklärte, mußte jeder Kandidat fürs Parlament hundertfünfzig Pfund hinterlegen, die verloren waren, wenn er weniger als ein Achtel aller in seinem Wahlbezirk abgegebenen Stimmen erhielt.
    Mrs. Butterfield war zu ihrer abendlichen Tasse Tee hereingekommen, und als sie erfuhr, was sich da zusammenbraute, hatte sie sich in düsteren Prophezeiungen von Verderben, Unglück und den verschiedensten Katastrophen ergangen, die eintreffen würden, falls Ada Harris versuchen sollte, sich in dieser Sache über ihren Stand zu erheben. Selbst wenn Mrs. Harris nicht durch die Aussicht, die sich ihr da bot, freudig erregt gewesen wäre, hätte sie es nun versuchen müssen, nur um zu beweisen, daß Mrs. Butterfield sich irrte.
    Ada Harris im Parlament! Ada Harris, die im Unterhaus den versammelten Abgeordneten gründlich ihre Meinung sagte und ihnen eine Dosis schlichter Vernunft verabreichte.
    Das Ganze schien noch in weiter Ferne zu liegen, es hatte etwas von einem Traum. Denn bis vor ein paar Tagen hatte sie nicht das geringste von Philip Aldershot gewußt. Nicht in ihrer glühendsten Phantasie hätte sie sich vorstellen können, daß sie je ein Rädchen im Regierungsapparat sein könnte, obwohl sie seit langem wußte, daß sie, wenn man ihr eine Chance gäbe, bestimmt alles besser machen würde. Und tatsächlich empfanden ja etwa dreiundfünfzig Millionen andere Bürger des Vereinigten Königreichs ungefähr das gleiche, wenn sie die ihnen in den Morgenzeitungen servierte tägliche Portion Elend verdauten.
    Aber Ada Harris lebte schon lange genug und hatte genug Weisheit und Schläue angehäuft, um zu wissen, daß manchmal eine ganze Reihe von Ereignissen durch etwas so Einfaches bewirkt wurden wie zum Beispiel das Gespräch, das sie, Violet Butterfield und Mr. John Bayswater über einen Politiker im Fernsehen geführt hatten. Wenn so etwas geschah, versuchte man nicht, sich dagegenzustemmen, wenn man vernünftig war, zumal wenn es etwas Erfreuliches war. Man stieg ein und fuhr mit.
    Und nachdem sie zu diesem Schluß gekommen war, gewann ihr üblicher unverbesserlicher Optimismus die Oberhand, und sie sah nur noch den Erfolg. Wohin sie auch blickte, am Himmel stand in großen feurigen Buchstaben geschrieben: «Ada Harris, M. P.»
    «Da wären wir», sagte Philip Aldershot und geleitete die beiden Frauen durch die feuchten Flure eines feuchten Hauses, in dem es nach einem Desinfektionsmittel roch, zu einer Tür, an der unheilverkündend stand: «Komitee. Eintritt verboten.»
    «Ich gehe voraus.»
    Mrs. Butterfield blieb zurück. «Ach, Ada, ich habe solche

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