Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
in der Welt: die Fahrer und Pfleger der Londoner Rolls-Royces. Sie sind Spezialisten, die Chauffeure anderer Automarken, sogar die der Bentleys, als unter ihnen stehend betrachten. Sie verkehren nur untereinander, sprechen ihre eigene Sprache und sind wahrscheinlich der größte und geschlossenste snobistische Zirkel, den es auf den Britischen Inseln gibt. Nichts kann so kalt sein wie der Blick eines Rolls-Royce-Chauffeurs, mit dem er eine niedrigere Spezies bedenkt, die im Verkehrsstrom zufällig neben ihm fährt.
    «Und ihr wißt jetzt alle, was ihr zu tun und zu sagen habt», erinnerte Bayswater sie. «Sobald wir den Fluß überquert haben, drehen wir ab und schwärmen aus. Macht so viele Besuche, wie ihr könnt. Solange in den Wohnungen Licht brennt, sitzen die Leute vorm Fernsehschirm, mindestens bis elf. Jeder, der sich morgen abend frei machen kann, kommt zur gleichen Zeit wieder hierher. Das wär’s, meine Herren, und viel Glück.»
    Achtzehn uniformierte Chauffeure eilten zu ihren Wagen und setzten sich ans Steuer, achtzehn Anlasser wurden betätigt. Achtzehn Motoren begannen leise zu summen, dann setzte sich die Kavalkade stumm in Bewegung, fuhr über Chelsea Embankment und weiter zur Brücke und bog dann in die Battersea Bridge Road ein. Dort sah ein spät von der Arbeit heimkommender Mann erstaunt die Autokolonne vorüberfahren und mußte dabei an englische Panzer denken, die er einmal im Kriege kreischend und knirschend bei Nacht durch ein Dorf hatte fahren sehen. Was er hier sah, waren zwar keine Panzer, sie rückten aber ebenso unerbittlich vor. Er konnte natürlich nicht wissen, daß Bayswater den Krieg in feindliches Territorium trug und Snobismus als seine Geheimwaffe benutzte.
    Nachdem sie den Fluß überquert hatten, trennten sich die exquisiten Fahrzeuge, oder, wie Bayswater, der im Krieg einen Luftmarschall gefahren, ihnen gesagt hatte, sie drehten ab und verschwanden in den Seitenstraßen von Battersea.
    Auf der Kehrseite der Medaille sah es so aus: William Osborne, Klempnermeister, seine Frau Daisy und ihre Mutter Elsie saßen in ihrem Wohnzimmer und sahen gebannt einen 1949 gedrehten Film im Fernsehen, als es an der Haustür klingelte.
    «Mach du auf, Mum», sagte Bill Osborne zu seiner Frau. «Ich sage dir dann, ob es ihm gelungen ist zu entkommen.» Der Held war in diesem Augenblick gerade auf der Flucht vor den Bösewichten. Nur widerwillig erhob sich Mrs. Osborne aus ihrem Sessel, ging zur Haustür, öffnete sie und sah sich zweien der blendendsten Erscheinungen gegenüber, denen sie je begegnet war: einer mechanischen und einer menschlichen. Auf der Straße stand das längste, glänzendste, eleganteste Auto, und vor ihr stand ein Mann, der viel hübscher war als der, den sie auf dem Fernsehschirm gesehen hatte, ein hochgewachsener Mann in Uniform mit einem feinen, markanten Gesicht, schön geschwungenen Brauen, einer imponierenden Nase und tiefliegenden grauen Augen. Das Haar an seinen Schläfen war ebenfalls grau. Er hatte einen Handschuh an, und in der anderen Hand hielt er seine Mütze. Seine Stimme war tief und einschmeichelnd wie der Klang der Orgel in Westminster Abbey.
    «Guten Abend, Madam. Entschuldigen Sie, daß ich Sie zu dieser Stunde störe, denn ich höre, daß Sie gerade fernsehen. Aber es ist wichtig. Mein Name ist Tom Peckett, das heißt, ich werde Peckett genannt, ich fahre Lord und Lady Woolmanston.»
    Die Stimme, der Name und die vornehmen Leute, in deren Dienst er stand, machten Daisy ganz benommen, und sie schrie nach ihrem Mann. «Bill! Bill! Komm mal schnell her.» Klempnermeister Osborne kam angeeilt.
    «Ich habe mich gerade bei Ihrer Frau entschuldigt, daß ich Sie störe.» Und Peckett stellte sich noch einmal vor und betete dann seinen Vers herunter: «Wir sind Mitglieder des Chauffeur-Verbandes, der Mrs. Harris, Ihre Mittelparteikandidatin, unterstützt. Ihr Motto heißt:     Die Stimme, die Uniform und der Wagen hatten das Ihre getan, wieBayswater es erwartet hatte. «Würden Sie einen Augenblick hereinkommen?» forderte Bill Osborne ihn auf. «Daisy, nimm Mr. Peckett die Mütze ab. Oma», rief er ins Wohnzimmer, «stell den verdammten Quatsch ab. Wir haben Besuch.»
    Mrs. Osborne, die ihnen hineinfolgte, zwitscherte: «Möchten Sie eine Tasse Tee trinken? Ich stelle sofort Wasser auf.»
    «Ich bedaure», erwiderte Mr.

Weitere Kostenlose Bücher