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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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würde das in Whitehall und am Quai d’Orsay, ganz zu schweigen vom State Department und vom Weißen Haus, als eine unberechtigte Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines befreundeten Landes angesehen werden.»
    Sie sperrten alle Mund und Nase auf, und Bayswater fiel, wie er es manchmal tat, wenn er sehr entsetzt war, in seine alte Angewohnheit aus der Zeit, als er noch weniger gebildet war, zurück; man hörte ihn murmeln: «Verdammt noch mal!»
    «Man darf auch nicht übersehen, daß im Augenblick die Beziehungen unserer drei Länder dank NATO und Gemeinsamem Markt ein wenig, sagen wir, delikat sind. Eine solche Einmischung auf Regierungs- oder diplomatischer Ebene würde sehr übel vermerkt werden, und eine derartige Erklärung würde unserer lieben Freundin, Mrs. Harris, nicht nur nichts nützen, sondern im Gegenteil ungeheuer schaden.»
    Die Stimmung im Salon wurde jäh gedrückt und düster, und der Marquis versuchte sie mit Worten zu verscheuchen: «Verzweifeln Sie nicht, meine Freunde, mir liegt genausoviel daran wie Ihnen, dieser erstaunlichen Person zu helfen, der es auf die eine oder andere Art gelungen ist, in unser aller Leben mehr als etwas Sonnenschein zu bringen. Warten Sie, lassen Sie mich nachdenken.»
    Das Nachdenken sah so aus: Er steckte sich eine milde Zigarre an, nachdem er vorher Schreiber und dann Bayswater die Kiste hingehalten hatte, damit sie sich bedienten, und ging, sein weißhaariges Löwenhaupt hoch erhoben, wieder im Salon auf und ab. Das war seine Art, mit schwierigen Problemen fertig zu werden. Die drei anderen beobachteten ihn stumm und beklommen, wie Jünger, die darauf warten, daß der Messias spricht. Und als er schließlich in der Mitte des Raumes stehenblieb, den Mund mit dem Schnurrbart darüber zu einem Lächeln verzogen und einen fast machiavellistischen Ausdruck in den durchdringenden blauen Augen unter den dichten Brauen, mußte man unwillkürlich an einen Jungen denken, der sich einen hübschen Streich ausgedacht hat. Was er zu sagen hatte, war bestimmt das, was sie am wenigsten zu hören erwarteten.
    «Aber natürlich», erklärte er, seine Zigarre schwingend. «Da eine Erklärung zugunsten von Mrs. Harris, wie ich schon gesagt habe, nur ungeheuren Schaden anrichten würde, muß eine gegen sie abgegeben werden!»
    «Gegen sie!» Alle drei vereinten sich in diesem Protestschrei, und Mrs. Schreiber sagte: «Ach, Marquis, das können Sie ihr doch nicht antun!»
    «Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Euer Exzellenz», sagte Bayswater.
    Joel Schreiber sagte es noch direkter: «Sie scherzen wohl, Marquis.»
    «Nein, ich meine es ganz ernst.»
    «Aber was heißt gegen sie?» fragte Schreiber. «Ich kapiere das nicht. Es soll ihr doch geholfen werden.»
    Der Marquis lächelte nicht mehr und sagte: «Meine Freunde, Sie müssen mir vertrauen. Ich habe nur das Wohl von Mrs. Harris im Sinn und werde nichts weiter sagen. In meinem Beruf werden die besten Resultate oft dadurch erzielt, daß man die linke Hand nicht wissen läßt, was die rechte tut, oder umgekehrt. Dies ist einer jener Fälle, wo es das Beste für Sie ist, unwissend zu bleiben. Ich kann Ihnen nur versprechen, daß Mrs. Harris, wenn alles so klappt, wie ich es hoffe, buchstäblich von Stimmen überschwemmt werden wird.»
    Joel Schreiber wußte, am Wort eines Gentleman gab es nichts zu rütteln. «Das genügt mir», sagte er.
    Auch Bayswater war überzeugt und fügte hinzu: «Wir werden Ihnen bestimmt alle sehr dankbar sein, Euer Exzellenz.»
    Der Marquis nickte. «Wir sind uns also einig. Und übrigens, Bayswater, was wollen Sie dafür tun, das Niveau des britischen Parlaments zu heben?»
    «Hat er nicht schon damit genug getan», sagte Joel Schreiber, «daß er uns geschrieben und uns gebeten hat zu kommen? Da hat er Köpfchen bewiesen.»
    «Ja, das stimmt.»
    «Nun», sagte Bayswater, der sich von seiner Stuhlkante erhob und zugleich nach seiner Chauffeursmütze griff, da, was ihn betraf, der Auftrag erfüllt war, «ich habe daran gedacht, daß vielleicht ein paar Freunde von mir und ich ein bißchen für Mrs. Harris die Trommel rühren könnten.»
    Aber um nichts in der Welt hätte er ihnen den ganzen Plan enthüllt, der während dieser Besprechung in seinem Kopf gereift war, denn er fürchtete, daß sie ihn dann ausgelacht hätten.
    Als alle gegangen waren, ging der Marquis ans Telefon, verlangte eine Pariser Nummer, und als die Verbindung hergestellt war, sagte er auf französisch: «Hallo? L’Etoile ?

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