Ein kleiner Ritter um halb vier
Radio verschwunden.
»Ich will einen Honigtoast«, rief Milli ungeduldig aus der Küche. »Theo!«
Theo seufzte, ließ den Rest liegen, wo er war, zog den Stecker aus der Steckdose und eilte mit dem Toaster zurück in die Küche.
»Hier!« Theo hielt ihn Papa unter die Nase. »Schau nur, wie ich zusammenhelfe!«
Papa runzelte die Stirn und schnüffelte.
»Papa! Schmieren!« Milli zupfte ungeduldig an seinem Hemd. »Aber nicht für mich, sondern für Lotta.«
»Wer ist denn nun schon wieder Lotta?«, fragte Papa unruhig und holte ein Glas Nutella aus dem Kühlschrank. »Doch hoffentlich kein Ritter und kein neues Haustier?«
Milli schüttelte den Kopf. »Meine Puppe. Der Ritter mag lieber Mäuse. Und das hier ist Nutella und kein Honig! Wo soll ich mich denn hinsetzen?«
Papa sah sich unsicher in der Küche um. Kein Stuhl weit und breit.
»Frühstück im Stehen ist viel praktischer«, rief Theo und sah Milli verschwörerisch an. »Da braucht man nichts abzuräumen!«
Papa nickte erleichtert und schnüffelte weiter.
»Ich will mich aber hinsetzen«, rief Milli. »Und meine Puppe auch!«
»Es riecht so komisch hier«, sagte Papa, hob Milli hoch und setzte sie auf die Waschmaschine.
Theo schnupperte. Tatsächlich, es roch irgend- wie verbrannt. Er musste an den lila geschuppten Drachen denken.
Papa wollte eben zwei Brotscheiben in den Toaster schieben, als er entsetzt innehielt. »Was … was ist euch denn eingefallen?«
Theo hatte keine Ahnung, was ihm hätte einfallen sollen, und beugte sich vor. Aus dem Toaster hing eine klebrige Masse heraus.
»Das sind doch weiße Mäuse!« Papa betrachtete ungläubig seine Finger. »Wer hat die weißen Mäuse in den Toaster gesteckt? Milli?«
»Ich nicht«, entgegnete Milli empört. » Alle weißen Mäuse aus der Packung? Sind etwa keine mehr übrig?«
»Theo!« Papa schaute ihn streng an. »Hast du die Mäuse in den Toaster gesteckt?«
Theo schüttelte den Kopf. »Das war wahrscheinlich … Kasimir. Er war heute Nacht unterwegs!«
»Sind Meerschweinchen nachtaktiv?« Papa fummelte am Toaster herum und zog schließlich ein paar angekokelte Zuckermäuseschwänze heraus.
»Kasimir ist nicht das Meerschweinchen«, erklärte Theo, aber Papa unterbrach ihn. »Bitte, sag nichts. Bitte sag nicht, dass es ein kleiner Ritter war, der den Toaster für ein Lagerfeuer gehalten hat und die weißen Mäuse für einen leckeren Braten. Bitte, Theo.«
Papa sah ihn flehentlich an. »Sag doch einfach, dass dir das passiert ist. Es gibt nämlich keine Ritter, die in Wohnzimmern herumgeistern.«
Theo atmete tief durch. »Papa! Hör doch! Kasimir kennt sich mit Frauen aus – er kann dir helfen. Willst du etwa nicht, dass Mama zurückkommt?!«
»Mama?« Papa seufzte.
»Du hast sie ja noch nicht mal angerufen, Papa!«, rief Theo.
»Anrufen? Aber – ich kann Mama doch nicht einfach anrufen, sie will doch ihre Freiheit«, erwiderte Papa.
Theo schaute auf den zerknautschten Papa mit seinen roten, unbebrillten Augen und einigen verbrannten Mäuseschwänzen in der Hand. Papa hatte es wirklich nicht leicht.
»Es geht doch um die Rückeroberung, verstehstdu denn das nicht?«, sagte Theo leise. »Kasimir könnte dir echt helfen!«
»Heute Nacht hat mich ein Ritter nach Mäusen gefragt«, erklärte Milli in diesem Moment.
»Aber – das war doch nur ein Traum?« Papa sah noch zerknautschter aus. »Fang nicht du auch noch damit an!«
»Ja, es war nur ein Traum«, sagte Milli. »Natürlich. Aber der Traum hatte Fragen.«
»Was, um alles in der Welt, hast du ihm geantwortet?«, wollte Papa wissen, während er versuchte, seine klebrigen Finger an einer Serviette abzuwischen.
»Na, ob er sich auch mit weißen Mäuse zufriedengibt.«
Papa stutzte, aber er kam nicht dazu nachzudenken, denn in diesem Moment schrie Milli auf. »Oh, Papa, wir haben das Meerschweinchen vergessen! Das Meerschweinchen mag auch ein Honigbrot, genau wie Lotta.«
Sie deutete auf Rosalinde, die gerade leise fiepend durch die Küche lief und Richtung Wohnzimmer verschwand.
»Es trägt ja immer noch einen Sattel, das geht doch nicht, Kinder!«, sagte Papa. »Und dass diesesTier frei in der Wohnung herumläuft, lasse ich auch nicht länger zu!«
Papa erhob sich.
»Äh – es lässt sich nicht fangen«, sagte Theo schnell. »Du brauchst es gar nicht erst zu versuchen!«
»Das werden wir ja sehen«, sagte Papa, packte die Zeitung von gestern und rollte sie zu einer Art Knüppel.
»Wie kommt denn meine Brille
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