Ein kleiner Ritter um halb vier
Teil?«, fragte Kasimir abwesend.
»Papa alles über Frauen beizubringen.«
»Der Herzog will nicht mal von ferne von einem Ritter hören, wie soll ich ihm dann helfen, seine Herzdame wiederzubeschaffen?«, brummelte Kasimir und stocherte im matschigen Laub.
»Du könntest … ja mir die Tipps geben«, schlug Theo vor. »Ich versuche sie dann Papa weiterzusagen!«
Das war sein Plan B. Ziemlich gut, fand Theo. Vielleicht sogar besser als Plan A.
Der kleine Ritter stutzte. »Dir?«
Theo nickte.
Kasimir atmete tief durch. »Also gut. Dann werde ich also dich in drei hochwichtige ritterliche Regeln einweisen.«
»Super!« Theo grinste. Der Plan funktionierte!
»Höre denn! Erste Regel: Dichte deiner Geliebten Gedichte!«
»Gedichte?«
Kasimir nickte und begann dann laut und klagend:
»Ah!«, machte Theo und musste an Olaf, den Studenten, denken. Dumm war nur, dass er Papa noch nie dichten gehört hatte. Ob er so etwas konnte?Und auch noch für Mama! »Und weiter?«, fragte er.
»Was weiter?«
»Die nächste Regel!«
»Werter Theo bald Herzog!« Kasimir richtete sich auf. »Für wie dumm hältst du mich? Meinst du, ich werde dir hier alle meine Weisheiten auf einmal vor die Füße werfen? Und dann lässt du mich stehen? Nein, nein, erst suchen wir weiter.«
Theo seufzte. Er brauchte Geduld für Plan B. »Zeig noch mal deine Karte, ich kann nämlich lesen!«
Kasimir nickte eifrig und murmelte: »Zeichen. Gekritzel. Gewitzel …«
Plötzlich hielt er inne und starrte durch die Zweige hindurch zum Zaun.
»Das Ungeheuer glotzt mich an«, hauchte er.
»Was denn für ein Ungeheuer?!«, fragte Theo ungläubig.
Kasimir zitterte so, dass die Rüstung klapperte. »O weh! Das Geschuppte! Siehst du nicht die langen hässlichen lila Fransen?«
»Fransen?!« Theo bückte sich und versuchte, zwischen den Blättern hindurch einen Blick auf den Zaun zu werfen.
Er blickte tatsächlich in zwei Augen.
Sie waren umrahmt von einer lila Mütze.
»Theo, bist du das?«, hörte er eine Stimme. Das war kein Drache, so viel stand fest.
Der kleine Ritter wimmerte leise und suchte Schutz hinter Theos Bein.
Das war Mara! Mara, die seit diesem Schuljahr in den Häuserblocks gegenüber wohnte und in seine Klasse ging. Mara, mit der er seit zwei Wochen sogar manchmal in der Pause Fangen spielte und die überhaupt sehr nett war, und die er wie gesagt sogar zu seinem Geburtstagsfest eingeladen hatte.
»Oh, hallo«, sagte Theo, weil ihm nichts anderes einfiel, und wurde rot.
Hoffentlich hatte Mara sie nicht schon länger belauscht.
»Hast du gerade gedichtet?«, fragte Mara.
»Äh …«, Theo überlegte fieberhaft. »Gedichtet?«
»Na mit so einer piepsigen Stimme! So ein Witzgedicht!«
»Äh … Witzgedicht?«
Mara lachte. »Ist was?«
Theo wurde noch röter. »Was soll sein?«
»Und hast du gerade gesagt, dass ich ein Ungeheuer bin?!«
»Eher nicht«, murmelte Theo verlegen.
»Eher nicht?« Mara deutete aufs Gartentor. »Darf ich reinkommen?!«
»Rein?« Theo wühlte sich aus dem Gebüsch. Zu dumm! Seit Wochen hatte er sich gewünscht, Mara käme ihn mal besuchen – aber jetzt war es alles andere als günstig!
»Ja, rein«, wiederholte Mara und kicherte. »Du bist lustig heute!«
Gerade als sie die Klinke hinunterdrücken wollte, erscholl ein lauter Schrei. »Loslassen! Zulassen! Ah! Das Ungeheuer!«
Mara ließ die Klinke los, als wäre sie glühend heiß. »Ungeheuer? Theo, das ist jetzt echt gemein!«
Theo holte tief Luft. Anscheinend war der kleine Ritter ausnahmsweise mal nicht zu feige, sich zu zeigen. »Das war Kasimir!«
Der kleine Ritter schoss mit einem Schrei aufMara zu und fuchtelte wild mit seinem Schwert. »Ha! Denkst du, du kommst hier rein? Da hast du nicht mit mir gerechnet! Dieses Reich ist bewacht!«
Mara ließ die Klinke los und sagte eine ganze Weile gar nichts mehr. Ungläubig starrte sie auf den kleinen, verbeulten, dicken Ritter, der mit hochrotem Kopf und blitzendem Schwert vor dem Gartentor auf- und abhüpfte. »Ist das … eine … eine Aufziehpuppe?«
»Wer will mich ausziehen?«, schrie Kasimir erbost. »Weiche zurück! Kehre um! Marsch ins Drachental!«
»Beruhige dich, das ist nur eine … Freundin von mir«, sagte Theo und wurde schon wieder rot.
»Darf ich dir meinen … äh … Besuch vorstellen?«, wandte er sich zu Mara, die weiter mit offenem Mund auf den kleinen Ritter starrte.
»Ist der … echt?«
» Der ist nicht nur echt, der hat auch Ohren und mag es gar nicht,
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