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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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als Sarah sie je erlebt hatte. Das verhieß nichts Gutes. Doch obwohl Sarah sich die verschiedensten Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ, ergab keine von ihnen einen Sinn, vor allem, wenn man bedachte, dass Sarah ihrer Großmutter erzählt hatte, dass Ellen längst wusste, dass John Macs Sohn war. Und anders konnte es doch gar nicht sein … oder? Wenn man Nancys Leben auf einer Zeitachse betrachtete, kam doch gar nichts anderes in Frage.
    Doch da war noch irgendetwas, und Chris Mackenzie wusste darüber Bescheid. Sarah versuchte sich an seine genauen Worte zu erinnern, aber es gelang ihr nicht.
    Allerdings konnte sie ihn immer noch genau vor sich sehen, groß, gutaussehend, das dunkle Haar von silbrigen Strähnen durchzogen und getupft von herabgefallenen Rosenblättern. Sie musste zugeben, dass er sie ziemlich beeindruckt hatte. Mehr als jeder andere Mann seit langem. Schade, dass sie ihn wohl kaum wiedersehen würde. Gloucestershire lag zwar gar nicht allzu weit von Bristol entfernt, eigentlich nur einen Katzensprung. Doch es war unwahrscheinlich, dass sich ihre Wege noch mal kreuzen würden, es sei denn, einer von ihnen bemühte sich darum, und sie konnte schließlich nicht einfach so vor seiner Tür aufkreuzen.
    Natürlich gab es immer noch den Segelflugverein. »Vielleicht treffen wir uns da ja mal«, hatte er gesagt. War das eine Aufforderung gewesen, eine indirekte Einladung? Sarah musste über sich selbst grinsen. Bist du etwa schon so verzweifelt, Mädchen? Aber hier ging es gar nicht um ihre andere Obsession, die Sehnsucht nach einem Kind. Hier ging es bloß um Chris als Mann. Obwohl er sich als Vater ihres Kindes bestimmt ganz gut machen würde, wenn sie es recht bedachte …
    Hör auf, Sarah. Lass es!
    Aber es gab ja immer noch das Fliegerkreuz. Er hatte gesagt, dass er stolz sein würde, es entgegenzunehmen, sofern das Nancys Wunsch sei. Na, das wäre doch der perfekte Vorwand, ihn wiederzutreffen! Sarahs Stimmung hellte sich gleich auf. Doch schon kreisten ihre Gedanken wieder um Nancy.
    Ein Flugzeug war im Gegenanflug und drehte in den Queranflug. Sarah blickte auf die Uhr. Das konnte wirklich gut Mums Flugzeug sein. Sie beobachtete, wie es eine letzte Kurve zog, langsam weiter sank und sich zur Landebahn hin ausrichtete. Sarah betrachtete das Flugzeug fasziniert. Gott, wie sehr sie Flugzeuge liebte! Die Nase hob sich jetzt, als der Pilot abfing, und einen Moment lang hing das Flugzeug in der Luft wie ein Raubvogel und sank dann wieder, immer weiter, bis die Räder die Landebahn ganz sanft berührten – fast wie ein Kuss. Sarah atmete tief aus und merkte, dass sie jede Sekunde dieses Anflugs und der Landung mit dem Piloten durchlebt hatte.
    Die langsam drehenden Propeller glitzerten silbern im Sonnenlicht, während die Maschine auf die Flughafengebäude zurollte. Ja, das ist die Maschine mit meiner Mutter, dachte sie, als sie das Logo von American Airlines sah.
    Sie schloss die Fenster des Autos, verriegelte es und machte sich auf den Weg in die Ankunftshalle, um ihre Eltern zu begrüßen.

II
    Zu Hause. Sie war zu Hause. Dort, wo sie geboren und aufgewachsen war und die ersten einundzwanzig Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Trotzdem fühlte Ellen sich merkwürdig fehl am Platze. Vieles war noch so, wie sie es in Erinnerung hatte, und dennoch war alles auf subtile Weise verändert – als betrachte sie es durch ein Prisma. Die Straßen, die einander im rechten Winkel kreuzten und ein Gitternetz formten, das Sonnenlicht, das schräg durch die Bäume am Straßenrand fiel. Die harten Schatten auf den Bürgersteigen; Straßen mit Geschäften, Cafétische unter Sonnenschirmen, die Drogerie, die Bowlingbahn. Eine Vielzahl von Erinnerungen war mit jedem dieser Eindrücke verbunden, aber die Erinnerungen schienen zu einem anderen Menschen zu gehören. Ein anderer Mensch in einem anderen Leben.
    Moms Haus, aber die Tür war blau gestrichen. Blau? Sie war immer weiß gewesen. Mom, die lächelnd im Eingang stand und cremefarbene Leinenhosen mit einem fröhlich gemusterten, lockeren Blusenblazer trug. Nancy hatte immer schon gern weite Blusen getragen, sie musste den Schrank voll davon haben, alle aus Seide. Ellen konnte sich noch daran erinnern, wie sie die Schranktür geöffnet und ihr Gesicht in den Blusen vergraben hatte; sie hatten immer leicht nach dem Parfum geduftet, das

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