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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Versetzung bitten. Ich werde im Moment hier gebraucht. Und außerdem könntest doch auch Du durchaus wieder versetzt werden. Hier in dieser Gegend und in Südengland gibt es massenweise Stützpunkte der USAAF . Es wäre doch ziemlich schade, wenn ich nach Schottland gehen würde und Du dann nicht mehr dort wärst. Lass uns die Dinge lieber so belassen, wie sie sind, okay?
    Ob Joe ihre Argumente nachvollziehen konnte oder ob er einfach nur Angst hatte, sie weiter zu drängen, weil er ihre Antwort fürchtete, sollte Nancy nie erfahren. Joe brachte das Thema nicht mehr zur Sprache.
    Das englische Wetter, das sie so gefürchtet hatte, brach ungebändigt herein und behinderte nicht nur das Fliegen, sondern ließ auch die Laune sinken. Nancy, die an die Sonne Floridas gewöhnt war, zitterte und fröstelte vor Kälte. Ratcliffe, nördlich von Leicester am Fosse Way gelegen, hatte eine exponierte Lage, und häufig herrschte dort dichter Nebel oder Schnee.
    Allerdings hatte Ratcliffe auch seine guten Seiten: Nancy wurde wieder einmal in einem herrlichen Landhaus untergebracht, Highfields Grange, wo sie sogar noch üppiger bewirtet wurde als in White Waltham – sofern ihr überhaupt Zeit blieb, die Gastfreundschaft zu genießen. Nancy arbeitete inzwischen härter als je zuvor, und abends war sie häufig erst so spät zu Hause, dass sie ihr Dinner nicht mehr mit der Familie einnehmen konnte. Doch immer hatte man einen Teller mit Essen für sie zurückgestellt, und die Köchin Hetty, die schon seit mehr als dreißig Jahren in Diensten des Herrenhauses stand, machte ihr stets einen Teller Suppe heiß, damit Nancys ausgekühlte Glieder warm wurden.
    Weihnachten zog so schnell vorüber, wie es gekommen war. Nancy hatte eigentlich befürchtet, dass ihr keine plausible Entschuldigung einfallen würde, sich nicht mit Joe zu treffen, da sie ein paar wohlverdiente Urlaubstage hatte. Doch das Treffen wurde durch einen hässlichen grippalen Infekt verhindert, den sie sich vermutlich in dem drittklassigen Hotel eingefangen hatte, wo sie in feuchter und nicht allzu sauberer Bettwäsche eine Nacht hatte verbringen müssen, als sie »festsaß« und nicht mehr zu ihrem Stützpunkt zurückkehren konnte. Statt also nach Prestwick zu reisen oder Joe irgendwo auf halber Strecke zu treffen, hatte sie die Feiertage zitternd und schniefend, mit hohem Fieber und Gliederschmerzen im Bett verbracht. Erst nach Neujahr schrieb der Stabsarzt sie gesund, so dass sie wieder fliegen konnte. Und der Arbeitsstress begann von neuem.    
    Doch Nancy beklagte sich nicht. Sie flog Flugzeuge, von denen sie sich nie hätte träumen lassen, dass sie sie eines Tages fliegen würde. Sie trug ihren Teil zu den Kriegsanstrengungen bei und hatte eine wunderbare Zeit.

VII
    Nancy beugte sich vor, spähte über die lange Nase der Spitfire hinweg und hielt verzweifelt Ausschau nach einer Wolkenlücke. Normalerweise flog sie Spitfires sehr gern – »das beste Flugzeug, das ich je geflogen habe«, hatte sie Joe geschrieben –, doch heute war sie ganz und gar nicht glücklich. Sie war bereits auf sechstausend Fuß aufgestiegen in der Hoffnung, dort oben eine bessere Sicht zu finden, aber auch dort war sie nicht besser, und als sie wieder in den Sinkflug ging, setzte eine starke Vereisung auf Windschutzscheibe, Tragflächen und Propellern ein.
    Ihr war klar, dass sie sich in einer misslichen Lage befand. Wenn sie nicht noch tiefer ging, würde sie kaum einen sicheren Platz zum Landen entdecken können, aber weiter unten konnte die Vereisung nur noch schlimmer werden, und dann würde sie die Kontrolle über das Flugzeug verlieren.
    Nancy wurde die Kehle eng, und sie musste sich eingestehen, dass sie Angst hatte, was bisher nur sehr selten vorgekommen war.
    Dabei hatte alles so gut angefangen.
    Vor drei Tagen hatte sie Ratcliffe mit einer Mustang verlassen; Ziel war Woodley, ein Flugplatz südlich von White Waltham, und sie hatte eigentlich damit gerechnet, noch am selben Abend wieder nach Ratcliffe zurückzukehren. Doch dann war eine Reihe der dringend benötigten Spitfires in den Vickers-Werken in High Post fertig geworden. Hamble, das Überführungszentrum, das normalerweise dafür zuständig war, diese Flugzeuge zu den Wartungseinheiten in Wiltshire zu bringen, wo die letzten Vorbereitungen für den Flug durchgeführt

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